Mehr Haltestellen für Kursschiffe

Kanton hat Studie in Auftrag gegeben – Konzept in der Vernehmlassung

Die Kursschifffahrt am Bodensee soll attraktiver werden. Der Kanton hat den Bau von neuen Anlegestellen prüfen lassen.

Die neuen Besitzer der Schweizer Bodenseeflotte (SBS) haben sich wiederholt darüber beklagt, dass man sich in Frauenfeld wenig bis gar nicht für die Schifffahrt interessiere. Er würde sich mehr Rückenwind von der Politik wünschen, sagte Verwaltungsratspräsident Hermann Hess noch vor wenigen Wochen an einer öffentlichen Veranstaltung.

Den bekommt der Amriswiler Unternehmer nun. Der Kanton hat den Bau von zusätzlichen Anlegestellen am Obersee zwischen Kreuzlingen und Horn von einem externen Büro abklären lassen. Die betroffenen Ufergemeinden sowie weitere interessierte Kreise können noch bis Ende Monat zum Konzept Stellung nehmen, das Regierungsrat Kaspar Schläpfer Mitte März in die Vernehmlassung schickte.

Altnau im Vordergrund

Am besten schneidet in der Studie Altnau ab. Der Standort weise «den besten Nutzwert respektive die geringsten umweltrelevanten Auswirkungen» auf. Die Autoren des Konzeptes empfehlen deshalb, das Bewilligungsverfahren im Rahmen des Neubauprojektes des Bootshafens «in erster Priorität» voranzutreiben.

Ebenfalls grundsätzlich als Haltestelle für die Schiffe in Frage kommen Güttingen, Uttwil (Hafen oder Westbereich), Münsterlingen (Klinik) und Kesswil, das sein Interesse bei der SBS bereits angemeldet hat. Alle diese Gemeinden könnten aber nicht bedient werden, sondern höchstens zwei.

Aus verschiedenen Gründen nicht angelaufen werden sollen Egnach-Wiedehorn, Egnach-Luxburg und Münsterlingen-Landschlacht.

Interesse entscheidend

Die Autoren der Studie beurteilten die möglichen Anlegestellen aufgrund einer Standortanalyse, wozu unter anderem die Einwohner im Einzugsgebiet, Übernachtungsmöglichkeiten und Restaurants in der Nähe gehörte. Darüber hinaus stellten sie Kosten und Nutzen einander gegenüber. Der geschätzte Investitionsbedarf für die Steganlagen bewegt sich zwischen 800 000 Franken und knapp 1,5 Millionen Franken.

Wichtiger als die absoluten Kosten würden voraussichtlich «das Interesse und die Akzeptanz in der jeweiligen Gemeinde sein», geben die Autoren der Studie zu bedenken. Letztlich werde dort entschieden, ob eine Steganlage für die Kursschifffahrt gebaut werden soll oder nicht.

Dass an allen potenziellen Standorten Stege mit einer Länge von über 30 Meter nötig sind, ist nach Ansicht der Studienverfasser kein Problem. Zwei bis drei solche seien «in geeignetem Umfeld grundsätzlich denkbar».

Entscheidungsgrundlage

Der Kanton verspricht sich vom Angebotskonzept einen doppelten Nutzen: Es soll ihm einerseits als Beurteilungsgrundlage dienen bei Gesuchen von Gemeinden zum Bau und zur Finanzierung von neuen Anlegestellen. Zudem will er es beiziehen, wenn es darum geht, den Schiffsfahrplan zu verbessern. Darüber hinaus liege es «im kantonalen Interesse», wenn der Tourismus gefördert werde, schreibt Regierungsrat Schläpfer im Begleitbrief zum Konzept.

Ganz freiwillig hat das zuständige Departement für Inneres und Volkswirtschaft das Papier im letzten November allerdings nicht in Auftrag gegeben. Der kantonale Richtplan verpflichtet ihn ausdrücklich dazu.

Vorschlag für Kostenteiler

Für den Bau der Schiffsanlegestellen sind die Gemeinden zuständig. Die Investitionen sollen sie aber nicht selber tragen müssen. Der Finanzierungsschlüssel des Kantons sieht vor, dass die Schweizerische Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft 10 Prozent übernimmt und sich Kanton und Standortgemeinde die restlichen Kosten teilen.

(Markus Schoch/St. Galler Tagblatt v. 22.05.07)

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