Zum letzten Mal «Leinen los»
Ein klarer Abend, die Sicht über den Bodensee
ist überwältigend: schneebedeckte Berge im Abendrot und ein vom Wind aufgewühlter
See. Eine Stimmung, die Toni Arnold gefällt: «Jeder Tag auf dem See ist
anders. Die Natur und mit ihr die Gewitter, die Sonnenuntergänge und die Stürme
faszinierten mich immer wieder aufs neue.»
Auf seiner letzten Fahrt von Romanshorn nach
Rorschach am Sonntag übergab er die Brücke der MS
St. Gallen an Flavio Cason und Daniel Dütschler. Die beiden
frischgebackenen Kapitäne übernahmen das Steuer und Toni Arnold gesellte sich
zu seinen Gästen und Kollegen, um mit ihnen auf seine Pensionierung anzustoßen.
«Die Verantwortung ist nun weg, ich fühle mich frei. Es war eine wunderschöne
Zeit, nun freue ich mich aber auf die Pension», meinte Toni Arnold, nachdem er
die Brücke verlassen hatte. Den See brauche er nicht zu vermissen, den könne
er von seinem Küchenfenster aus sehen, die Kameradschaft hingegen werde ihm
schon fehlen, fügte er an.
«Mit Leib und Seele ist Toni Arnold für den
gesamten Schiffsbetrieb immer am Ball gewesen», sagte Oberkapitän Erich Hefti.
Auch Robert Vasak, Verwaltungsratsdelegierter, lobte Arnold für 36 Jahre «unbezahlbaren
Einsatz». Besonders vermissen werde er das schelmische, spitzbübische Lächeln
Arnolds, mit dem er auch seine wertvollen Ideen und Verbesserungsvorschläge
eingebracht habe. Auch die Gastronomie- und Werftmitarbeiter bedankten sich für
die gute Zusammenarbeit und überreichten dem Abtretenden einen Meter seines
Lieblingsbiers, Wein und ein kleines Steuer. «Ein solcher Mitarbeiter hinterlässt
eine Lücke», meinte Erich Hefti. «Mit unserem qualifizierten Personal können
wir jedoch unseren erfahrenen Seebären ersetzen.» Zu Ehren Arnolds stimmte
Hefti abschließend ein dreifaches «Schiff ahoi» an. Das letzte Wort jedoch
gebührte Toni Arnold: «Es war mir eine Freude, mit euch zu fahren; es war
wunderschön, mit euch zu arbeiten. Adieu und Danke, dass ihr mich ausgehalten
habt.»
(Jeanette Herzog/St. Galler Tagblatt v. 02.12.08)