«Saal ist der Empfang am
Hafen»
Norbert Senn begrüßte die Interessierten im
Bodansaal und auf dem Podium die Architekten Oliver Schwarz und Margreth Blumer,
die Gemeinderäte und den Bauverwalter Reinhard Hofmann. Er machte nochmals auf
die große Bedeutung der Abstimmung für Romanshorn aufmerksam.
Gegen Schluss des Abends wurde rege
diskutiert: In der Fragerunde (siehe Box) wurden einige Zweifel geäußert und
nicht alle Unsicherheiten aus dem Weg geräumt. Vor allem Verknüpfungen
zwischen HRS und SBB und den Abhängigkeiten daraus für die Gemeinde, gaben zu
reden. Einen ersten Szenenapplaus erhielt ein Votant, der fragte: «Warum
stimmen wir nicht darüber ab, ob die Bevölkerung das ganze Güterschuppenareal
kaufen will?» Senn relativierte: «Das Land gehört der SBB und die haben eine
Planungsvereinbarung mit der HRS.» Die Aussage von Franz Stucki «Das Land ist
4 bis 5 Mio. Franken wert. Wenn wir bereit sind, das zu zahlen, bekommen wir es
morgen schon», ließ den Saal aufhorchen. Stucki relativierte zwar auf späteres
Nachfragen seine Aussage, die SBB und die HRS müssten einverstanden sein. Aber
er zog sie nicht direkt zurück.
Gemeinderat Markus Fischer blickte zurück in
die Geschichte des Güterschuppenareals, auf den Brand des Güterschuppens vor
15 Jahren. «Die ehemalige Transitpost und das Güterschuppenareal wurden von
der Gemeinde als mögliche Standorte für einen Saal in Betracht gezogen.» Nach
ersten Plänen der HRS über das Güterschuppenareal, habe die Gemeinde Einfluss
nehmen und den Abstand von der Hafenmauer zu den Gebäuden von 4 auf 14 Meter
verbreitern können. «So kann jetzt eine Flanierzone entstehen ähnlich wie in
Friedrichshafen.»
Architekt Oliver Schwarz beleuchtete den
Standort des Saals am Hafen aus einer weitwinkligen Perspektive: Romanshorn sei
Endpunkt der Ost-West-Achse. «Der Karrierenwandel von Romanshorn als
Tourismusort ist zwingend notwendig.» Der Saal und die HRS-Gebäude seien
Schicksalsgemeinschaften, aber zwei unterschiedliche Projekte, und es sei
sinnvoll, die Pläne gesamthaft anzuschauen. «Der Saal strahlt eine Präsenz
aus und zeigt, dass Romanshorn ein Angebot hat, ohne überheblich zu wirken.»
Auf die Zusammenarbeit mit den Vereinen ging
Gemeinderat Patrik Fink ein. «Wir haben alle Vereine befragt und sämtliche
Anliegen in die Planung aufgenommen.» Es könne Land an bester Lage gesichert
werden, und das Hafenareal erfahre durch die neue Verkehrsraumgestaltung eine große
Aufwertung. «Der Saal ist ein Werk für Generationen.»
600 000 Franken seien bis jetzt bereits
ausgegeben worden und wären im Falle eines Neins verloren, so Gemeinderat Max
Sommer. Der Landerwerb würde die Gemeinde 1,332 Mio. Franken kosten, der
Bruttokredit für den Saal, über den abgestimmt werde, betrage 14,85 Mio.
Franken. Davon beträgt der Gebäudeanteil Tiefgarage für die rund 50 Parkplätze
2,6 Mio. Franken. Auf häufig gestellte Fragen ging Peter Höltschi schon vor
der Fragerunde ein. Beantwortet werden diese auch in der Botschaft. Dabei äußerte
er sich auch dazu, weshalb die Gemeinde keinen Saal auf dem Bodanareal wolle: «Wir
möchten keine Verflechtungen mehr mit verschiedenen Stockwerkeigentümern, und
tagsüber soll es Leben mit vielen Leuten im Bodan haben.» Ende Mai werde die
Gemeinde zehn Projekte des Bodan-Wettbewerbes vorstellen.
Gemeinderätin Käthi Zürcher wollte die Anwesenden nochmals für das Saal-Projekt begeistern: «Der Saal macht Romanshorn kulturell interessanter und regional bekannter.» Der Zugang zum See sei gesichert und das Restaurant im Saal phantastisch gelegen.
(Christa Kamm-Sager/St. Galler Tagblatt v. 09.04.11)
Was mit dem Streifen an bester Lage am
Romanshorner Hafen passieren soll, bewegt die Romanshorner. Am Mittwoch ließen
sich 300 Besucher vom Gemeinderat im Bodansaal über den geplanten Saal
informieren.
Am Donnerstag folgten nochmals gegen 200
Personen der Einladung der IG Hafen Romanshorn, die ihre Visionen für das Güterschuppenareal
vorstellte.
«Wir zeigen Ihnen keine ausgearbeiteten
Projekte, sondern präsentieren Ihnen Ideen, wie das Land gestaltet werden könnte»,
stellte IG-Präsident Martin Dempfle ganz am Anfang klar. Bei der Suche nach
einer möglichen Nutzung des Geländes hat sich die IG in anderen Städten am
Wasser umgesehen.
Aus ihrer Sicht gelungene und auf Romanshorn
prinzipiell übertragbare Beispiele präsentierte Architekt Dieter Bötschi. In
Lissabon sah die IG am Hafen ein dreigeschossiges Hotel, in Genf mobile
Container mit der Infrastruktur eines Restaurants, in Aviles in Spanien ein
internationales Kulturzentrum mit einem Turmrestaurant, in dem Gastronomie als
Kunst verstanden wird. «Das könnte der neue Leuchtturm von Romanshorn werden»,
sagte Dempfle. Denkbar seien auch ein Musikpavillon, eine Launch oder eine überdachte
Fläche, die winters (Eislauf) wie sommers (Restaurant) genutzt werden könnte.
Aus dem Publikum kam eine weitere Idee. Ernst
Züllig schlug den Bau eines Festhallenbades vor – eine Kombination von
Festhalle und Hallenbad. Die Doppelnutzung soll eine bewegliche Decke möglich
machen, die im Sommer der Boden über dem Wasserbecken wäre.
Ein weiterer Besucher forderte eine Initiative
zum Kauf des gesamten Güterschuppenareals durch die Gemeinde. «So könnte man
den Stein ins Rollen bringen.» Im Publikum stieß die Anregung auf fast
einhellige Zustimmung. Als Dempfle fragte, wer einen entsprechenden Vorstoß
unterstützen würde, gingen von einzelnen Enthaltungen abgesehen alle Hände im
Bodansaal in die Höhe. «Das ist phänomenal», freute sich Dempfle.
Ob die IG den Ball politisch aufnimmt, wollte
er auf Anfrage offen lassen.
Ein Besucher zweifelte, dass die Gemeinde das
ganze Land erwerben könnte, selbst wenn das Stimmvolk dem Gemeinderat einen
entsprechenden Auftrag geben sollte.
Für Bötschi ist es «eine Frage des Marktes»,
wie er sagte. Die Gemeinde habe eine starke Stellung. Sie bestimme, was auf dem
Areal gebaut werden könne. Zudem könne die SBB als Staatsbetrieb nicht ohne
jegliche Sensibilität gegenüber den Bedürfnissen vor Ort vorgehen.
Am Vorabend hatte der Romanshorner
Finanzverwalter Franz Stucki an gleicher Stelle gesagt, das Güterschuppenareal
sei 4 bis 5 Millionen Franken wert. «Wenn wir bereit sind, das zu zahlen,
bekommen wir es schon morgen.»
In Romanshorn sei vieles möglich, zeigte sich
ein Besucher überzeugt. Der Wille zur Veränderung müsse aber von der Bevölkerung
kommen.
(Markus Schoch/St. Galler Tagblatt v.
09.04.11)