Die deutschen Gäste sollen das neue Angebot
am Anfang dagegen eher weniger genutzt haben. Mag es am stolzen Preis von 18
Franken, umgerechnet etwa 16 Euro liegen, oder daran, dass man sich auf der
touristisch eher unerschlossenen schweizer Seite erst mal zurechtfinden muss.
„Aber in der Zwischenzeit hat sich der Anteil ausgeglichen“, so Hagnaus Bürgermeister
Simon Blümcke. Auch wenn das Schiff nicht immer voll ist. Die Rückmeldung, die
er bekomme, sei aber eindeutig: „Bitte, bitte macht weiter – das ist das,
was wir von den Gästen hören“, erzählt er. Trotzdem ist auch Blümcke nicht
sicher, ob das Schiff nächste Saison weiter zwischen Hagnau und Altnau pendeln
wird. Es hängt noch vom Geld ab.
Kapitän Reno Müller steht gut gelaunt in
seiner Führerkabine. Hier hat es mindestens 35 Grad, aber er dreht gut gelaunt
an dem großen Holzlenkrad. Anders als in den großen Fähren hat man auf der
Rhyspitz noch ein richtiges Boots-Erlebnis: Das kleine Schiff wackelt und
schwankt im gemächlichen Tempo von einem Ufer zum anderen. Das Wasser spritzt
auch mal auf den Bug, wo die Gäste eng zusammengerückt auf einer Holzbank
sitzen. Die Fahrt ist ein richtiges kleines Abendteuer: „Auf zu der
unerforschten Schweizer Seite!“ möchte man rufen und sich auf den Bug
stellen, aber der ist ja voll. Auch der Kapitän mag die „alte Dame Rhyspitz“
und die neue Route. Er würde die Probesaison sofort aufheben. „ Wir haben das
ja nicht erfunden“, sagt er und lacht herzlich.
„Grüezi!“, begrüßt Reno Müller die
neuen Passagiere. Dieses Mal sind es allerdings nur vier. „Hallo“, antworten
die – es sind ausschließlich deutsche Abenteurer auf dem Heimweg. Anton und
Anita Rauber haben vor Anstrengung noch ganz gerötete Wangen. „Wir hätten
vielleicht das Fahrrad mitnehmen sollen“, lacht Anita Rauber, „aber es ist
wirklich eine wunderschöne unberührte Natur dort drüben.“ Das Ehepaar hat
einen Gasthof in Immenstaad und wollte das neue Angebot vorab testen, bevor sie
ihre Gäste auf unerforschtes Gebiet schicken. Die beiden berichten von einem
anstrengenden Aufstieg ins Dorf und dann zu einer Hütte. „Dort muss man an
einer Glocke schellen und dann bekommt Vesper serviert“, erzählen sie
begeistert, „wunderbar“.
Andererseits wartet kein Bus am Ende des
Steges auf einen und wenn man eine Pferdekutsche will, muss man sich das am
besten schon auf der Deutschen Seite überlegen und der Besatzung melden. Aber
noch ist es ja erst der der Anfang einer neuen Verbindung zwischen Hagnau und
Altnau. Noch mit Abenteuer inklusive.
(St. Galler Tagblatt v. 06.09.11)