Mehr als 2000
Menschen aus der ganzen Schweiz und aus dem angrenzenden Ausland strömten zum
Tag der offenen Tür in die Bodensee-Werft am Hafen. Das besondere Interesse
galt dabei der Fähre Euregia, die
sich zurzeit auf Landgang befindet.
Mit der Eröffnung
der Thurtal-Linie vor 150 Jahren begann auch die Geschichte der
Bodenseeschifffahrtsgesellschaft. 50 Jahre später, im Jahr 1905, fand der
Spatenstich zur Bodenseewerft statt. Mit dem Tag der offenen Tür am vergangenen
Samstag wollte man der Öffentlichkeit wieder einmal die Bedeutung dieser
inzwischen mehrfach modernisierten Werft nahe bringen, die «alles bedienen
kann, was auf dem Bodensee schwimmt», wie Direktor Martin Böller sagt.
Neues Farbkleid
Einmal aus
ungewohnter Perspektive zu besichtigen war die Fähre Euregia, die zurzeit einer
Auffrischungskur unterzogen wird. Auf ihrem ersten Landgang seit der
Inbetriebnahme im Jahr 1996 wird das Schiff mit seinem modernen, aber nicht ganz
unproblematischen Diesel-Elektro-Antrieb einer vorgeschriebenen Schalenkontrolle
unterzogen. Dabei wird der gesamte Rumpf sandgestrahlt und mit einem neuen
Farbkleid versehen. «Nach einem neuen System wird die Euregia mit etwa 4000
Liter Farbe versehen», verrät Martin Böller. Dabei wird die Vereinheitlichung
des Farbsystems in der gesamten Bodenseeflotte realisiert. Farbliche
Unterschiede wird es künftig nur noch zwischen Fähren und Personenschiffen
geben. Zum Tag der offenen Tür wurden Martin Böller und sein Mitarbeiterstab
trotz widrigen Wetterverhältnissen förmlich überrannt. Ab zehn Uhr besetzten
Gäste aus der ganzen Schweiz die Parkplätze der Werft und des Hafengeländes.
Zur Mittagszeit waren mehr als tausend Bratwürste zum Jubiläumspreis verzehrt,
und die Servicemannschaft musste fast den Versorgungsnotstand ausrufen.
Wichtige
Tieferlegung
Dabei war es nicht
nur die Euregia mit ihrer Festwirtschaft, die Besucher lockte. In allen Räumlichkeiten
waren Schautafeln aufgestellt, die aus der 100-jährigen Geschichte der Werft
berichteten. «Von großer Bedeutung war vor allem die Tieferlegung der
Werftbahnen, um auch größere Schiffe warten zu können. Gebaut wurden
ebenfalls die großen Tore in Richtung See, die für gute Arbeitsbedingungen bei
jeder Wetterlage sorgen», war von Martin Böller zu erfahren. Für die Euregia
allerdings - sie ist zu groß - konnten sich auch bei Schneetreiben die Tore
nicht schließen. Sie muss mit einer provisorischen Abdeckung vorlieb nehmen,
die den interessierten Besuchern den Blick aus dem Steuerhaus auf den See leider
verwehrten.
Überraschender
Ansturm
Dem Ansturm der
Massen, so überraschend er auch war, begegnete das Team gelassen und in guter
Stimmung. An den verschiedenen Informationsständen und auf der Euregia standen
Mitarbeiter bereit, die auch die kniffeligsten Fragen beantworteten. Ganz
Eifrige beteiligten sich an einem Wettbewerb, in dem sei ihr frisch erworbenes
Wissen unter Beweis stellen konnten. Und als sich das Gelände nach 16 Uhr
geleert hatte, waren mehr als 2000 Besucherinnen und Besucher um eine
interessante Erfahrung reicher geworden.
Einheit in der
Vielfalt
Immer wieder
tauchen in der Öffentlichkeit Gerüchte um einen Zusammenschluss aller
Schifffahrtsbetriebe am Bodensee auf.
«Langfristig ist
das die richtige Stossrichtung», kommentiert Werftdirektor Martin Böller
solche Vermutungen; «allerdings fehlt zwingender Handlungsbedarf, denn die
Zusammenarbeit innerhalb der Vereinigten Schiffahrtsunternehmen Bodensee (VSU)
ist ausgezeichnet.» Selbst wenn eines Tages eine gemeinsame Holding gegründet
wird, wie sie seit 1985 im Gespräch ist, werden die Unternehmen in Deutschland,
Österreich und der Schweiz mit ihren jeweiligen Besonderheiten weiter bestehen,
glaubt Martin Böller.
(St. Galler
Tagblatt v. 08.03.05)