Die Wyffe

(Seezeichen, früher Wyffe oder auch Wiefe geschrieben, heute offiziell: die Wiffe)

Wiffe ist  auf dem Bodensee, See- und Hochrhein die Bezeichnung für ein Seezeichen, das vor Schifffahrtshindernissen und seichtem Fahrwasser warnt. Im engeren Sinn ist laut Verordnung über die Schifffahrt auf dem Bodensee (BSO), Anlage B/Schifffahrtzeichen, damit das rautenförmige grün-weiße Zeichen D2 gemeint mit der Empfehlung, sich auf der mit „grün“ bezeichneten Fahrwasserseite der Fahrrinne zu halten. Man findet dieses Zeichen meist am See- und Hochrhein und Alten Rhein.

Ich befasse mich hier jedoch mit dem namenlosen Hinweiszeichen E.6 (BSO) mit der Erläuterung: „Kennzeichen der 2 m-Wasserlinie. Bei 2,50 m am Konstanzer Pegel ist seewärts der markierten Stelle eine Mindestwassertiefe von 2 m ...“, das jedem auffällt, der mit einem Schiff der Weißen Flotte fährt. Wassersportler und Einheimische bezeichnen diese Wiffe im freien Gewässer des Bodensees als „Wiefetafel“. Ich verwende diese Dialektbezeichnung, da ich den offiziellen Namen nirgends fand.

Wiefetafeln stehen in Ufernähe, dort, wo die flache „Wysse“ an der Halde steil ins tiefe Gewässer abfällt. Das ist im Überlinger See und vor Meersburg meist dicht am Ufer, in den Buchten des Obersees, z. B. zwischen Immenstaad und Langenargen, aber hundert Meter und mehr vom Ufer entfernt. Die Halde, der Übergang vom flachem zum tiefem Wasser, ist von oben her besonders gut zu erkennen: draußen ist der See dunkel gefärbt, je nach Wetterlage von grau über türkis bis hin zu tiefblau. Die Wysse in Ufernähe ist meist von hellgrüner Farbe, bei Wellengang wegen der Schwebstoffe und der sich brechenden Wellen aber auch milchig-weiß, alemannisch „wyss“.

Gehäuft befinden sich Wiefetafeln an „Hörnern“ (Landzungen), Untiefen und Findlingen (Felsblöcke aus der Eiszeit) und Pfahlstümpfen unter Wasser sowie an Hafeneinfahrten und bei Landestegen. Sie sind außer von Booten mit geringem Tiefgang grundsätzlich landwärts zu lassen. Bei unsichtigem Wetter sind sie dem Schiffsführer, der über keine modernen Navigationshilfen zur Standortbestimmung verfügt, eine große Hilfe, aber auch eine große Gefahr für den, der  - vielleicht selbst benebelt – voll brass eine Wiefetafel rammt. Selbstverständlich darf man an ihr auch nicht festmachen, außer im Notfall. Legal als Haltestelle benutzt wird die Wiefetafel gerne von Schwimmern, bevor sie sich wieder auf den Rückweg ans Ufer machen. Und natürlich von allen Arten Wasservögeln. Majestätisch wirkt es, wenn ein Kormoran nach der Fischjagd oben sein schwarzes Gefieder weit ausgebreitet in der Sonne trocknet.

Die Wiefetafel  besteht aus einem stabilen Pfahl, der bis über Normalwasser reicht und an dem ein etwas schwächerer Pfahl befestigt ist, an dessen Spitze eine min. 80 x 80 cm große weiße Lattenrosttafel befestigt ist, die seewärts schwarz umrandet ist und eine schwarze (früher rote) Zahl trägt. Die Nummerierung beginnt einerseits mit der 1 am Frauenpfahl vor Konstanz und verläuft ansteigend im Uhrzeigersinn um den Überlinger See und am Nordufer des Obersees entlang bis zum oberen Rheinspitz (Rhyspitz), der Mündung des Alten Rheins in den Bodensee, mit der Nummer 99. Anschließend beginnt die Nummerierung wieder mit der 1, verläuft am Schweizer Ufer entlang und endet mit der 40b vor Kreuzlingen im Konstanzer Trichter, nahe dem Frauenpfahl. Im Prinzip gleich ist der Untersee  ausgeschildert.

Fischer, Berufsschiffer und manche Bodensee-Liebhaber kennen oft den Standort jeder Wiefentafel. Kandidaten, die das Bodenseeschifferpatent erwerben wollen, sollten wenigstens die wichtigsten kennen. Allen anderen genügt die Revierkenntnis oder ein Blick in die aktuelle nautische Karte vom Bodensee.

Wyffe

Literatur

* Friedrich Kiefer: Naturkunde des Bodensees. Jan Thorbecke Verlag, Lindau 1955
        * Otto Mallaun: Bodensee-Handbuch für Schiffsführer, Segler, Motorbootfahrer und Ruderer; Rosgarten Verlag, Konstanz 1960
        * Walter Widmann: Was weißt du vom Bodensee? Franckh’sche Verlagshandlung, Stuttgart 1953

Weblinks

www.wikipedia.org/wiki/wif

www.schifferpatent.org/schifffahrtszeichen

www.euregio-bodensee.ch/seezeichen-und-wiffen

zurück