Mann versucht zweimal die "Sonnenkönigin" zu entführen

In der Nacht auf Donnerstag hat ein 51-Jähriger versucht, das Bodensee-Luxusschiff "Sonnenkönigin" zu entführen. Im Bregenzer Hafen schlich er sich auf das Schiff. Passanten entdeckten die treibende "Sonnenkönigin" im Hafenbecken.

In der Nacht auf Donnerstag hat sich ein 51 Jahre alter Mann auf das Bodenseeschiff "Sonnenkönigin" im Bregenzer Hafen geschlichen, ließ sich dort einsperren und wartete, bis die Crew gegangen war. Er durchsuchte das Schiff, löste die Taue und begab sich auf die Brücke. Dort versuchte er das Schiff zu starten, wodurch der Strom für das Schiff eingeschaltet wurde. Der Mann betätigte daraufhin mehrmals die Hornsignale des Schiffes. Am Schiff entstand kein Schaden. Ein Start der Motoren war nicht möglich - dafür hätte der Mann Schlüssel gebraucht, die nicht an Bord waren

Der alkoholisierte und offenbar psychisch beeinträchtigte Mann konnte von der Polizei auf der Brücke des Schiffes festgenommen werden. Passanten, denen das im Hafen treibende Schiff und die Horntöne aufgefallen waren, hatten die Einsatzkräfte alarmiert. Der festgenommene 51-Jährige gab als Motiv an, einfach einmal mit der "Sonnenkönigin" fahren zu wollen.

Hartnäckig: Zweiter Versuch!

Gegen 10:30 Uhr verschaffte sich der Mann am Donnerstag trotz Wachmann erneut Zutritt auf das Schiff und konnte abermals auf die Brücke gelangen. Dort betätigte er das Signalhorn, die Leinen konnte er nicht wieder lösen. Der Mann wurde schließlich verhaftet und zur Vernehmung auf den Polizeiposten Bregenz gebracht.

(Südkurier v. 25.06.09)

 

Wirrkopf will mit "Sonnenkönigin" davonschippern

Fahrradklau? Autodiebstahl? Das ist alles Alltag: Dass aber jemand versucht, unerlaubt mit einem Passagierschiff davonzukommen, darf als ungewöhnlich gelten - vor allem, wenn es sich um die "Sonnenkönigin" handelt, das größte und teuerste Schiff auf dem Bodensee. Trotzdem hat am Donnerstag ein einsamer Täter den Versuch im Hafen der Vorarlberger Hauptstadt Bregenz gestartet.

Angenommen, der millionenschwere Unternehmer Walter Klaus wäre Frühaufsteher, dann hätte er am Donnerstag gegen 4.30 Uhr einem seiner schlimmsten Albträume live beiwohnen können. Er logiert nämlich luxuriös im ehemaligen Gasthaus Haggen an der Auffahrt zum Pfändergipfel. Von der Terrasse hat man einen herrlichen Blick. Besonders gut sichtbar: der Bregenzer Hafen. Und dort tat sich im Morgengrauen Seltsames. Klausens 13 Millionen Euro teures Riesenpassagierschiff "Sonnenkönigin" machte Anstalten, auszulaufen.

Leinen lösten sich, das Licht ging an, Signaltöne erschallten. Alles geschah völlig ungeplant - als hätte sich ein Geist der "Sonnenkönigin" bemächtet. Des Rätsels Lösung: Auch auf dem Bodensee gibt es Piraten, wenn auch keine richtigen. Eigentlich dreht sich die Geschichte nur um einen 51-jährigen, psychisch gestörten Mann, der seinen Zustand mittels Alkohol noch einwenig gesteigert hatte. Nach einem Schiffsbesuch am Vortag war er an Bord geblieben. Seine Kaperabsicht hatte er offenbar schon voll entwickelt. Am frühen Morgen ging der Mann ans Werk - bis ihm die Polizei in die Hände griff.

"Er sagte uns, er wollte einfach mal mit der Sonnenkönigin fahren", berichten die rasch eingetroffenen Bregenzer Beamten. Sie schauten recht perplex. Einmal ist Randale in den Bodenseehäfen noch eine Seltenheit. Deshalb werden die Schiffe bloß abgeschlossen und nicht extra bewacht. Zum zweiten ist ein Kaperversuch in dieser Größenordnung schon etwas anderes als ein manchmal vorkommender Sportboot-Klau.

Um ähnliches zu finden, muss man schon in die Geschichte eintauchen - etwa bis in den Dreißigjährigen Krieg. Schwedische Brandschatzer setzten sich auch am Schwabenmeer fest, gingen auf Kaperfahrt. Salzschiffe waren begehrt. Gute 150 Jahre später, 1809, schlugen Freischaren aus dem Tiroler Aufstand des Andreas Hofer zu. Sie segelten in den Konstanzer Hafen, nahmen aber dann lieber gleich die ganze Stadt ein. Das versprach wohl mehr Beute. Was aber jemand mit der "Sonnenkönigin" hätte machen können, liegt im Dunkeln. Verscherbeln? Nein, das ist keine ernsthafte Frage. Zudem würde für den Kauf des wie ein schwimmender Wasserkopf aussehenden Schiffes wohl niemand mehr seinen Geldbeutel öffnen.

Selbst dem Erbauer, der Bodanwerft in Kressbronn, wird nachgesagt, dass die Begeisterung für die "Sonnenkönigin" nicht grenzenlos war. Wobei die Gründe offenbar eher in der finanziellen Abwicklung des Geschäfts lagen: Das Schiff wurde teurer als erwartet. Deshalb muss sie noch mehr wie ein Augenstern gehegt werden. Sie soll ja Geld einfahren - eine Herausforderung in Zeiten von Wirtschaftskrise und schwindenden Budgets der potentiellen Mitfahrer.

Die Buchungen für das Schiff mit seinen 1.000 Plätzen könnten besser laufen, hatte Geschäftsführer Alexandro Rupp schon vor zwei Monaten gesagt. Jüngst meinte er, man sei zufrieden. Und ganz aktuell ist er mit hoher Pulsfrequenz an den Bregenzer Hafen gerast - nachdem ihn die Polizei gestern Morgen gegen fünf Uhr geweckt hatte. Die große Frage für Rupp auf seinem Weg: "Hat das Schiff einen Schaden?" Glück gehabt. Es konnte nichts festgestellt werden. Dem Möchtegern-Korsaren war zu schnell das Handwerk gelegt worden. Sein größter Fehler: Er drückte falsche Knöpfe. Einer davon war das schon erwähnte Schiffshorn. Dies dürfte fast bis zur Polizeidirektion hinterm nahen Bregenzer Bahnhof geklungen haben. Der Mann wurde erst einmal abgeführt.

"Eine Chance, richtig auszulaufen, hätte er aber sowieso nie gehabt", sagt Adolf Franz Konstatzky, Kapitän des historischen Schaufelraddampfer "Hohentwiel", dem unbestritten schönsten Schiffes des Bodensees. Er meint, dass die Technik auf der hypermodernen Sonnenkönigin für ungeschulte Zeitgenossen viel zu komplex sei. Höchstens ältere Fahrgastschiffe könnten vielleicht von jemanden, der mal dem Kapitän über die Schulter geschaute habe, in Fahrt gebracht werden. Damit drängt sich die Frage auf, wie dies bei Konstatzkys Uralt-Dampfer aussieht. "Da brauch ich mir keine Sorgen zu machen. Ein Dieb müsste erst einmal zwei Stunden anheizen - und dann würde er immer noch nicht verstehen, wie man mit Dampf fährt", erklärt der Kapitän.

Womit die Geschichte eigentlich zu Ende wäre, hätte die Bregenzer Polizei den Bodensee-Piraten nach dem Dämmer-Zwischenfall nicht auf freien Fuß gesetzt. Dieser nutzte die Chance, drang gegen 10.30 Uhr nochmals auf die "Sonnenkönigin" vor. Dann war Schluss mit lustig. Von Polizeiseite wurde die Staatsanwalt energisch bedrängt, den Kaper-Wirrkopf über die Planke laufen zu lassen - Entschuldigung, es muss natürlich heißen, ihn aus dem Verkehr zu ziehen.

(Uwe Jauß/Schwäbische Zeitung v. 25.06.09)

 

Sonnenkönigin zwei Mal fast entführt

Am frühen Donnerstagmorgen wollte ein 51-jähriger Mann im Hafen von Bregenz die MS Sonnenkönigin in Betrieb nehmen. Das Schiff trieb führerlos im Hafen. Wenige Stunden später versuchte er ein zweites Mal, in See zu stechen.

Der Mann verschaffte sich gegen Mitternacht Zugang zum Schiff und ließ sich dort einsperren. Er wartete, bis die Crew weg war, danach durchsuchte er die Sonnenkönigin.

Keine Schlüssel

Er löste teilweise die Leinen und drang um 4.50 Uhr in den Führerstand ein. Dort versuchte er das Schiff zu starten. Da er jedoch keine Schlüssel hatte, konnte er lediglich die Elektronik in Betrieb setzen.

Der 51-Jährige hat daraufhin mehrfach das Signalhorn betätigt. Passanten wurden auf die herumtreibende Sonnenkönigin aufmerksam und alarmierten die Polizei.

Mann verhaftet

Die Polizei konnte den alkoholisierten und psychisch beeinträchtigten Mann auf der Brücke des Schiffes verhaften. Das Schiff wurde durch die Feuerwehr wieder am Liegeplatz festgemacht.

Zweiter «Entführungsversuch»

Um 10.30 Uhr schlug der Mann erneut zu. Obwohl die Sonnenkönigin von einem Wachmann bewacht wurde, konnte sich der 51-Jährige Zutritt auf das Schiff verschaffen.

Die Sonnenkönigin wird zur Zeit einer Revision unterzogen. Wegen der vielen Arbeiter auf dem Schiff sei der Mann niemandem aufgefallen, teilt die Polizei mit. Erneut gelang er auf die Brücke und nahm im Kapitänsessel Platz. Wieder betätigte er das Signalhorn.

Kein Schaden entstanden

Der Mann gab als Motiv an, dass er einmal mit der MS Sonnenkönigin fahren wollte. Nun wird gegen ihn wegen unbefugter Inbetriebnahme ermittelt. Am Passagierschiff entstand kein Schaden.

Am Donnerstagnachmittag begab sich der 51-Jährige freiwillig ins Landesnervenkrankenhaus Rankweil.

(Rene´ Rödiger/St. Galler Tagblatt v. 25.06.09)


Bericht und Filmbeitrag vom ORF-Vorarlberg

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