Mit
Kamelen, Elefanten und Pferden sollen die Heiligen Drei Könige einst nach
Bethlehem gezogen sein. Auf große Tiere setzen die Sternsinger in diesem Jahr
allerdings nicht; für die bundesweite Eröffnungsfeier der weltweit größten
Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder wollen sie im Hafen von Lindau vier
Schiffe besteigen und in See stechen.
Mitten
auf dem Bodensee werden dann am 30. Dezember rund 1300 kleine Könige für ihre
Mission entsandt. Der ungewöhnliche Rahmen für dieses Ereignis geht auch auf
das Konto des Augsburger Domkapitulars und Weltkirchenreferent seiner Diözese,
Bertram Meier. Der frühere Leiter der deutschsprachigen Abteilung im
Vatikanischen Staatssekretariat hatte im Heiligen Jahr dafür gesorgt, dass
deutsche Sternsinger am Neujahrsgottesdienst des Papstes in Rom teilnahmen.
Seither
träumten er und der Präsident des Kindermissionswerks "Die Sternsinger",
Winfried Pilz, davon, die Aussendung der kleinen Könige einmal auch
international zu gestalten. Waren doch Kaspar, Melchior und Balthasar auch
Synonyme für die damals bekannten drei Erdteile Europa, Asien und Afrika.
Mit
dem Bodensee war bald ein geeignetes "Meer" gefunden: Dort lässt sich
der internationale Aspekt besonders gut umsetzen. Die Sternsingergruppen kommen
nicht nur aus der Gastgeber-Diözese Augsburg, sondern zugleich aus den
Anrainer-Bistümern Freiburg und Rottenburg-Stuttgart, aus Österreich und der
Schweiz. Zudem nehmen Kinder und Jugendliche aus Belgien und Tschechien an der
Feier teil.
Am
Eröffnungstag werden die Sternsinger in der Inselhalle in Lindau willkommen
geheißen. Dort erwartet sie eine Informationsstunde über das diesjährige
Beispielland Ruanda. In dem afrikanischen Staat leben rund 8,5 Millionen
Menschen, die vorwiegend in der Landwirtschaft tätig sind. Auch Kinder müssen
mithelfen, ihre Familien zu ernähren. Vielen ist daher ein Schulbesuch nicht möglich.
Doch
das Kindermissionswerk unterstützt mit den Spenden nicht nur Ruanda. Weltweit
werden an die 3000 Projekte in 140 Ländern Lateinamerikas, Afrikas, Asiens,
Ozeaniens und Osteuropas gefördert. Dafür sammelten die Sternsinger 2003 die
Rekordsumme von rund 32 Millionen Euro.
Einen
ökumenischen Brückenschlag planen die Sternsinger ebenfalls. Da in der
Lindauer katholischen Münsterkirche nicht alle kleinen Könige Platz finden,
gibt es zugleich einen in der Stephanskirche, die die evangelischen Glaubensbrüder
zur Verfügung stellten. Kleine, an einem Seil hängende Fähnchen, wie sie bei
Schiffen üblich sind, sollen dann als Bindeglied zwischen den beiden Gotteshäusern
gespannt sein.
(Schwäbische Zeitung v. 19.12.03)