Dampfschiff schlägt hohe Wellen

Gestern lud die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein zur Generalversammlung in Stein am Rhein ein. Die Vorschläge des Vereins Pro Dampfer seien zwar interessant, aber die URh kann aus Kostengründen kein Dampfschiff bauen.

«Wir sind völlig offen für die Vorschläge des Vereins Pro Dampfer», bekräftigt Walter Sommer, Verwaltungsratspräsident der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein URh, an der gestrigen Generalversammlung in Stein am Rhein. «Aus unserer Sicht ist ein Dampfschiff grundsätzlich eine gute Sache», fügt Thomas Rist, Geschäftsleitung URh, an.

Dann stellt Sommer den knapp 500 Aktionärinnen und Aktionären, die sich in der Mehrzweckhalle Schanz versammelt haben, gleich klar, dass es trotz großem Willen von allen Beteiligten, nicht so leicht sei, ein Dampfschiff zu realisieren. Sie hätten eine Verantwortung gegenüber der Firma, diese Verantwortung sei vor allem, dass sie auf die Finanzen achten müssen. «So ein Dampfer koste 10 bis 12 Millionen Franken.»

Unternehmerisches Risiko

Dies übersteige die Möglichkeiten der URh bei weitem. Sie seien jetzt schon auf finanzielle Beiträge der öffentlichen Hand angewiesen. «Das unternehmerische Risiko für die URh ist damit zu hoch», sagt Sommer. Außerdem hätten die Kantone klar zum Ausdruck gebracht, «dass sie nicht bereit sind, für ein Dampfschiff höhere Abgeltungen zu bezahlen.» Auch aus ökologischer Sicht sei ein solcher Dampfer nicht geeignet. Der Verwaltungsrat VR nehme die Dampfer-Thematik gerne wieder auf, sollte der Pro Dampfer in der Lage sein die Mittel für die Finanzierung eines Dampfschiffes aufzubringen, «sowie einen Tatbeweis, dass ein Dampfschiff ökonomisch machbar und ökologisch sinnvoll betrieben werden kann», sagt der Präsident. Es freue ihn natürlich, dass der Verein schon über 300 Mitglieder habe – «und nachdem unsere Steiner Vize-Miss-Schweiz heute Prospekte verteilt hat, werden es schon heute abend nochmals viele mehr sein».

Nichts passte zusammen

Die MS Thurgau sei nach einer Generalrevision von knapp 2,5 Millionen Franken, neu motorisiert worden, verfüge über Russpartikelfilter, habe eine frische Innenausstattung bekommen und biete nun mehr Komfort für die Gäste, informiert Sommer. Außerdem bekräftigte er, dass der VR klar an der eigenen Werft festhalte. Die Werft sei in einem guten Zustand und führe in den nächsten 20 Jahren zu keinen untragbaren Belastungen. Dank der eigenen Werft könne das nautische Personal, welches sich weitestgehend aus guten Handwerkern zusammensetzt, im Winterhalbjahr mit dem Schiffsunterhalt ausgelastet werden.

Der Jahresbericht und die Jahresrechnung wurden einstimmig angenommen. Der Unternehmenserfolg schloss mit einem Minus von knapp 139 000 Franken. «Es war eine Saison, in der wenig zusammenpasste», stellte Sommer fest. Während der Saison 2011 fuhren 344 000 Passagiere mit den URh-Schiffen. «Das sind rund 34 000 Fahrgäste oder neun Prozent weniger als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre.» Die Gründe dafür: Schönes Frühlingswetter, aber zu wenig Wasser. Während 44 Tagen sei kein durchgehender Schiffsverkehr möglich gewesen. Dann hatte es genügend Wasser, aber kühles und regnerisches Wetter. Als das Wetter passte und es genügend Wasser hatte, «sank der Eurokurs immer tiefer, und immer weniger Gäste aus dem Euroraum besuchten die URh», informiert Sommer.

(Gjon David/Thurgauer Zeitung v. 05.06.12)

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