Der letzte
Raddampferveteran geht von Bord
Am Sonntag
ging für die URh die Saison zu Ende - und für Kapitän Giovanni Antoniol die
Nautikerkarriere.
Es ging aber auch der letzte
Raddampferveteran und der letzte gelernte Matrose der URh von Bord. Denn bevor
der am 1. Februar 1944 (und damit im Sternzeichen «Fische») in einer Uttwiler
Fischerfamilie geborene Giovanni Antoniol am 1. Juli 1964 bei der
Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein anheuerte, hatte er
den Beruf des Rheinmatrosen von der Pike respektive Trosse auf gelernt und war
dabei mit zwei «Express»-Kähnen der Basler Reederei Neptun bis Brüssel und
Antwerpen gefahren.
Rauch und Dampf
Und Giovanni Antoniol ist
der letzte Fahrensmann, der noch Rauch und Dampf geschnuppert hat: Drei Jahre
lang - bis zur 1967 erfolgten Abwrackung - fuhr Matrose Antoniol noch auf dem Raddampfer
«Schaffhausen». Im Hochwasserjahr 1965 wurde dann die «Thurgau»
in Dienst gestellt - und sie sollte 16 Jahre später gleichsam zur Heimat
Antoniols werden: Nachdem er bis 1981 als Maschinist vorab auf der «Kreuzlingen»
gefahren war, absolvierte er in jenem Jahr die Schiffsführerprüfung und übernahm
1984 als Kapitän die «Thurgau». Zwei Schiffsführer und zehn Maschinisten hat
er seither ausgebildet, wobei er bis zuletzt etwa auf der «Konstanz»
immer noch auch als Maschinist an Bord war - und dies leidenschaftlich gern. Wie
oft Giovanni Antoniol in seinen vier Berufsjahrzehnten von Schaffhausen nach
Kreuzlingen und zurück gedampft oder gedieselt ist - niemand hat's gezählt,
aber es waren viele, viele Tausend Mal. Und er hat Heerscharen von Fahrgästen
transportiert, darunter viele Prominente aller Sparten.
Leidenschaft: alte Uhren
Nun also hat der
Leib-und-Seele-Kapitän die Planken verlassen, die ihm so lange das Leben
bedeutet haben. Wobei: Dem Kapitän a. D., der am Sonntag auf seinem letzten
Kurs von Schaffhausen nach Kreuzlingen und zurück von Passagieren, Freunden und
Mitarbeitern zu Land und zu Wasser verabschiedet wurde, wird es auch in Zukunft
nicht langweilig werden. Er pflegt anspruchsvolle Hobbys, und für die wird er
nun einfach mehr Zeit und Muße haben: etwa das Sammeln alter Uhren. Die
repariert und pflegt Giovanni Antoniol mit viel Liebe zum Detail - aber sie
haben ihm nichts mehr zu diktieren. Vor allem keinen Fahrplan mehr.