Schiffbetriebe Held und Heidegger fahren fortan solo

Start in die Schifffahrtssaison auf dem Bodensee – allerdings für Held und Heidegger nicht mehr im Verbund. Hans Held bedauert, dass André Heidegger die Zusammenarbeit in den „Überlinger Schiffsbetrieben“ nicht mehr fortführt.

Leinen los: Thomas und Hans Held vom gleichnamigen Schiffsbetrieb starten am heutigen Samstag mit ihren Personenschiffen, der „MS Gunzo“ und der „MS Milan“, in die Vorsaison. Erstmals seit Jahrzehnten tourt der Betrieb auf dem Überlinger See und dem Untersee nicht mehr in einer Gemeinschaft mit dem Schiffsbetrieb Heidegger. Vielmehr gehen beide Betriebe jeweils eigene Wege.

Über Jahrzehnte hatten sie mit den „Überlinger Schiffsbetrieben“ eine Gemeinschaft gebildet. „Ich bedauere das Aus zutiefst“, sagte Hans Held. André Heidegger habe die Teamarbeit beendet. „Eine Sünde, so etwas Gewachsenes kaputt zu machen“, sagt Held. Denn für die Aufnahme eines Konkurrenzkampfes, der nun die Folge der Zerschlagung sei, biete der Überlinger See eigentlich nicht genügend Potenzial, so Held. Das hätten schon die Gründungsväter der Schiffsbetriebe erkannt. „Konkurrenz lieferten wir uns nur bei den Gesellschaftsfahrten“, sagt Seniorchef Held. Ihr größter Konkurrent sei bislang lediglich das Wetter gewesen.

André Heidegger nach dem Warum gefragt, wollte gestern keine Auskunft zur Auflösung der „Überlinger Schiffsbetriebe“ geben. Sein Rechtsanwalt verwies vielmehr darauf, dass man in den nächsten Tagen eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Sigmaringen erwarte und vorher keine Stellungnahmen mehr abgeben wolle. In der Sigmaringer Entscheidung geht es um die neue Hafenordnung der Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen, gegen die Heidegger gerichtlich vorzugehen versucht. Bekanntlich kündigte Heidegger zuvor die Zusammenarbeit mit den Bodensee-Schiffsbetrieben (BSB) und sieht sich in Folge einer von ihm als Gängelung empfundenen Politik Uhldingens ausgesetzt.

Als Begründung für das Aus mit der BSB gab Heidegger stets an, dass man ihm zuvor Werbemöglichkeiten genommen habe und mit „Knebelverträgen“ versuche, Marktanteile streitig zu machen. Daraufhin stieß er in der vergangenen Schifffahrtssaison in die Linie Unteruhldingen-Mainau vor, in ein Vakuum, das entstanden war, nachdem die BSB zuvor einen anderen Konkurrenten aufgekauft hatte.

Hans Held hat für die Geschäftspraxis Heideggers kein Verständnis. Die BSB habe doch anderes zu tun, als sich mit Heidegger einen Kleinkrieg zu liefern, sagt Held. Es habe zwischen den Firmen immer ein kollegiales Verhältnis gegeben, und in Helds Augen gab es zu keiner Zeit einen triftigen Grund, daran zu zweifeln. Die Wegnahme von Werbemöglichkeiten sieht Held nicht so, vielmehr habe man den kleinen Betrieben am Überlinger See in neuen Schaukästen der BSB eine gute Plattform geboten. Die BSB habe stets Schiffskarten mit verkauft, sogar, als die Kleinen im Preis günstiger waren. Gegenseitig habe man Fahrgäste mitgenommen, auch wenn sie mit dem Ticket des anderen Betreibers an Bord kamen. Heidegger, sagt Held, „will sich die Rosinen herauspicken“. Das schade allen.

Überlinger Schiffsbetriebe

Unter diesem Namen führten die Firmen Heidegger und Held ein formloses Gemeinschaftsprojekt. Jeder Schifffahrtsbetrieb fuhr auf eigene Rechnung, erklärt Hans Held, ein Vertrag existiere nicht.

Doch erstellten sie gemeinsam Fahrpläne und wechselten sich bei der Andienung ab. Dies sei aus der Überzeugung heraus geschehen, dass es den Kunden egal sei, mit welchem Schiff sie fahren, Hauptsache es fährt eines. Heidegger habe diese Verbindung aufgelöst. Nun erstelle jeder seinen eigenen Fahrplan. Heidegger bietet neu ab dieser Saison einen täglichen Linienverkehr von Überlingen nach Konstanz. Held wiederum betont, dass er auch künftig Ausflugsfahrten wie nach Stein am Rhein biete – das, was der Feriengast in Überlingen suche. Fahrpläne unter www.gunzo.de (Held) und www.bodenseeschiff.de (Heidegger)

(Stefan Hilser/Südkurier v. 05.04.14)

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