Stadtwerke kaufen
Schiffsbetriebe
Operation
"Neptun": Stadtwerke Konstanz und Technische Betriebe Friedrichshafen
übernehmen Weiße Flotte
Konstanz/Friedrichshafen
- Die Verhandlungen - sie liefen offenbar in erster Linie mit den Stadtwerken
Konstanz - scheinen schon weit gediehen zu sein. Denn die etwa 150 Mitarbeiter
haben bereits einen Fragebogen bekommen, mit dem herausgefunden werden soll, ob
sie lieber bei den künftig städtisch kontrollierten Bodensee-Schiffsbetrieben
oder beim Deutsche-Bahn-Konzern arbeiten wollen.
Noch
vor einigen Wochen hatten die Oberbürgermeister von Friedrichshafen und
Konstanz entsprechende Verhandlungen dementiert. Doch offenbar liefen unter dem
Decknamen "Neptun" geheime Gespräche mit den Bahn-Oberen, die kurz
vor dem Abschluss stehen sollen.
Die
Verträge sind nach Informationen des SÜDKURIER zwar noch nicht unterschrieben.
Aber lange kann es nicht mehr dauern. Schließlich soll die Übernahme bereits
zum 1. Januar kommenden Jahres erfolgen. Unklar ist derzeit noch, wer Anteile in
welcher Höhe übernimmt. Ganz sicher scheinen die Stadtwerke Konstanz ganz oben
auf der Brücke zu stehen. Auch die Technischen Werke Friedrichshafen, die mit
den Stadtwerken Konstanz auf einigen Gebieten kooperieren, dürften mit am Ruder
sein. Möglicherweise spielen auch die Überlegungen einer Fusion der Stadtwerke
rund um den See eine Rolle. Hierfür war bislang eine Zusammenarbeit der Städte
Friedrichshafen, Konstanz, Überlingen und Radolfzell im Gespräch. Weil aber
die Radolfzeller 49 Prozent ihrer Stadtwerke an einen privaten Partner verkaufen
wollen, dürften damit die Verhandlungen mit den anderen drei Partnern beendet
sein. Bleibt also noch Überlingen als möglicher Anteilseigner der fusionierten
Stadtwerke und der Schiffsbetriebe, die als GmbH eine rechtlich selbständige
Tochter der Bahn sind.
Konstanz
und Friedrichshafen haben ein großes Interesse an der Übernahme der
Bodensee-Schiffsbetriebe. Denn für beide Städte sind die Schiffslinien ein
unverzichtbarer touristischer Magnet, dessen Kontrolle verbesserte Angebote für
die Touristen bringen könnte. Und dann ist da noch die Katamaran-Linie zwischen
Friedrichshafen und Konstanz, die von der Geschäftsleitung der
Bodensee-Schiffsbetriebe in den vergangenen Jahren bekämpft worden war.
Wenn
die beiden Städte das Kommando bei den BSB haben, dürfte das der Vergangenheit
angehören. Das hilft zwar nicht bei der juristischen Auseinandersetzung, die
die Katamaran-Reederei derzeit mit Gegnern aus Kreisen der Segler und der
Berufsfischer führt. Aber zumindest aus dem "eigenen Haus" dürften
wohl künftig keine Torpedos abgefeuert werden, wenn es beispielsweise um die
Benutzung der Häfen geht. Denn die Hafenanlagen und Gebäude könnten in einer
extra Gesellschaft, die Schiffe in einer anderen, geführt werden.
Noch
unklar soll auch sein, wer die künftigen Schiffsbetriebe führen soll. Blieben
die Schiffsbetriebe unter den Fittichen der Deutschen Bahn, würde der langjährige
Chef, Professor Dieter Bögle, Ende September kommenden Jahres ausscheiden. Auch
der Vertrag des BSB-Geschäftsführers Josef Schnadenberger läuft Mitte
kommenden Jahres aus. Dem Vernehmen nach sollen beide bereit sein, in der neuen
Firma weiterzumachen.
(Südkurier v. 08.11.2002)