"Weiße
Flotte" unter Konstanzer Flagge
Die Stadtwerke
Konstanz haben die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) übernommen
Nach zweijährigen Verhandlungen haben die
Stadtwerke Konstanz die "Weiße Flotte" von der Deutschen Bahn übernommen.
Neben den Schiffen gehören zu dem neuen Besitz der Stadtwerke Immobilien in 13
Gemeinden mit einer Gesamtfläche von 260000 Quadratmetern. Über den Kaufpreis
wurde nichts bekannt.
Mit der symbolischen Übergabe eines
Steuerrades und eines historischen Schienenstücks besiegelten Vertreter der
Deutschen Bahn das Geschäft mit den Konstanzer Stadtwerken. Die Geschäftsführung
der BSB bilden Kuno Werner und Dieter Bögle. Für die Verwaltung der neu
erworbenen Immobilien wurde die Bodensee Hafen-Gesellschaft mbH (BHG) mit den
beiden Geschäftsführern Konrad Frommer und Christoph Sigg gegründet.
Oberbürgermeister Horst Frank sieht in der Übernahme
der Weißen Flotte nicht nur die Sicherung der Werke und der Schiffsbetriebe,
sondern auch einen wichtigen Erfolg für die Region. Als nächsten Schritt soll
mit den Kommunen am See verhandelt werden. Die Stadtwerke besitzen nun einige
Filetstücke in anderen Ufergemeinden. Die größten befinden sich in Lindau,
Friedrichshafen, Meersburg und Konstanz. In Lindau hat dies bereits zu
Verwicklungen geführt, weil das Bayrische Hoheitszeichen, der Löwe an der
Hafenmole, in Baden-Württembergische Hände gefallen ist. Doch die Stadt darf
ihr Wahrzeichen behalten, nur der Unterhalt muss geklärt werden.
Ebenfalls betroffen von dem Verkauf ist
Friedrichshafen, denn dort gehört nicht nur der Hafen zu den verkauften
Immobilien, sondern auch die Werft. Oberbürgermeister Josef Büchelmeier setzt
große Hoffnungen und Erwartungen für neue Entwicklungen in der Region in das
Engagement der Konstanzer Werke. "Es sollte ein Ruck durch den See
gehen", meinte er. Ja sogar ein "Seebund der Städte" müsse gegründet
werden. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER zeigte er aber auch Skepsis und Ungeduld
gegenüber der neuen BSB-Führung. Sie habe eigentlich schon Zeit genug gehabt,
sich in die neue Aufgabe einzuarbeiten.
Umweltfreundliche Mobilität
Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender
Volker Fouquet sieht im Kauf der BSB einen wesentlichen Beitrag zur
umweltfreundlichen Mobilität am See. Konrad Frommer ist besonders stolz darauf,
dass in Zukunft auf dem Konstanzer Stadtplan nicht mehr
"Bundesbahnhafen" steht, sondern "Konstanzer Hafen", sagte
er.
Die Bodenseeschiffe fuhren seit Mitte des 19.
Jahrhunderts unter der Flagge der Eisenbahn. Am Fahrplan und Erscheinungsbild
der Schiffe wird sich vorerst nichts ändern. Die BSB beschäftigen rund 150
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und machen einen Jahresumsatz von etwa 14
Millionen Euro. In Verbindung mit den Grundstücken schreibt die BSB schwarze
Zahlen. Die Höhe des Gewinns wurde nicht genannt.
(Südkurier v. 22.05.03)