Bürger
werden vorerst nicht gefragt
Bregenz
und Lindau wollen ihre Häfen neu gestalten. Während Vorarlberg seine Bürger
gleich von Anfang an in die Pläne einbindet, werden hier die Bürger vorerst
nicht gefragt. Der Stadtrat hat zwar Eckpunkte für den künftigen Hafen gesetzt
- eine Bürgerbeteiligung ist aber erst später vorgesehen, weil der Hafen noch
Konstanz gehört.
Wie
soll der neue Hafen einmal aussehen? Diese Frage stellt die Stadt Bregenz
derzeit in einer breit angelegten Aktion ihren Bürgern (siehe Kasten). Städtische
Verwaltung, Planer und Hafenbetreiber erwarten Vorschläge und Ideen. Dass der Bürger
hinterher nicht schimpfen könne, er sei gar nicht gefragt worden, spielt dabei
auch eine Rolle. Die Bregenzer haben bereits bei der Neugestaltung des
Festspielbezirks, insbesondere den Veränderungen auf dem Platz vor dem
Festspielhaus (Platz der Symphoniker), beste Erfahrungen mit dem Bürgerbeteiligungsverfahren
gemacht.
Die
Neugestaltung des Lindauer Hafens ist für viele Bürger eines der wichtigsten
Projekte in den nächsten Jahrzehnten, manche sprechen gar von einem
Jahrhundertprojekt. Da liegt es nahe, die Einwohner frühzeitig einzubinden. Die
Konstanzer Stadtwerke, über ihr Tochterunternehmen "Bodensee
Hafengesellschaft mbH" (BHG) derzeitiger Eigentümer des Lindauer Hafens, fühlen
sich in der Frage nicht zuständig. "Die Planungshoheit liegt allein bei
der Stadt Lindau, daher steht es auch nur ihr zu, die Bürger zu fragen oder
nicht", grenzt Konrad Frommer, Geschäftsführer der Stadtwerke und der BHG,
klar die Position der Konstanzer ab.
Erst
will Lindau den Hafen haben
Lindaus
Oberbürgermeisterin Petra Seidl wiederum kann sich eine Beteiligung der Bürger
"durchaus vorstellen". Allerdings hält sie das "zum derzeitigen
Zeitpunkt nicht für besonders sinnvoll". Erst einmal müsse die Stadt den
Hafen bekommen, um über die Flächen verfügen zu können. Derzeit habe
Konstanz das Verfügungsrecht, "was zum Beispiel bedeutet, dass wir dort rückfragen
müssen, wenn wir auf den Hafenflächen etwas veranstalten wollen", so
Seidl.
Die
Meinung der Bürger per Fragebogen einzuholen - dafür sei die "Zeit noch
nicht reif", meint Seidl weiter und ergänzt: "Ich kann ja schließlich
nicht alle in Unruhe versetzen." Die Oberbürgermeisterin nennt als
Beispiel die Eilguthalle, wo noch nicht klar sei, ob sie nur als Museum oder
auch in Kombination mit Gastronomie genutzt werden soll. Seidl: "Wir können
dem Bürger noch gar keine Antwort geben."
Natürlich
habe die Stadt ihre "Planungshoheit bereits ausgeübt in Form des alten
Bebauungsplans" und dazu auch Planungsaussagen getroffen, beispielsweise
die Fläche des Café Graf frei zuhalten - doch entschieden sei noch nichts,
betont die Oberbürgermeisterin. Nur so weit will sie sich festlegen: Die
Lindauer Bürger sollen in den Entscheidungsprozess Hafen eingebunden werden,
und es werde eine "breit angelegte Bürgerinformation" geben. Zuvor müsse
aber erst einmal das Ziel erreicht sein, die Verhandlungen mit Konstanz bis
Mitte Dezember abzuschließen, so Seidl abschließend.
(Lindauer Zeitung v. 04.10.07)