Hafen: Der
Nebel soll sich bald lichten
In
gut vier Wochen muss klar sein, ob Lindau und Konstanz den Hafenstreit doch noch
einvernehmlich lösen. Spätestens im Stadtrat am 27. Oktober will Seidl eine
Entscheidung. Andernfalls soll das Landratsamt im November entscheiden, wer
Recht bekommt.
"Vielleicht
ist es doch die Vernunft, die siegt", sagt Seidl im Gespräch mit der
Lindauer Zeitung. Denn offenbar seien die Konstanzer jetzt bereit, Lindau das
Eigentumsrecht über den Hafen zuzugestehen, wenn im Gegenzug umfangreiche
Nutzungsrechte für die Weiße Flotte festgeschrieben werden.
Am
Rande der Nobelpreisträgertagung Anfang Juli habe der Konstanzer Oberbürgermeister
Horst Frank sie angesprochen, berichtet Seidl jetzt. Neuerlichen Verhandlungen
habe sie unter der Bedingung zugestimmt, dass Konstanz nicht erneut den Willen
auf Eigentum der Lindauer in Frage stellt. Dass die Bodensee-Schiffsbetriebe
ihrerseits umfangreiche Rechte brauchen, um den Hafen nutzen zu können, habe
Lindau nie bestritten. Seidl glaubt deshalb nicht, dass eine einvernehmliche Lösung
in dieser Frage am Stadtrat scheitern werde. "Das sollte nicht das Thema
sein."
Genauer
wollte Seidl derzeit nichts über den Verhandlungsstand sagen. Aber in der
Vergangenheit hatte Lindau der Weißen Flotte bereits Erbpacht und Ähnliches
angeboten. Keine Rolle in den Gesprächen spielt derzeit die Gründung einer
gemeinsamen Hafenbetriebsgesellschaft, in der Lindau zwar die Mehrheit, Konstanz
aber ein Vetorecht in wichtigen Fragen der Schifffahrt haben sollte. Diese war
vor einem Jahr in letzter Sekunde daran gescheitert, dass die BSB keine Pacht für
die Nutzung des Hafens zahlen wollte. Seidl schloss aber nicht aus, dass die
Idee wieder auf den Tisch kommen könnte, wenn man sich anders nicht einig
werde.
Entscheidung bis in vier
Wochen
Noch
in diesem Monat wollen Vertreter beider Städte "auf der
Arbeitsebene", wie Seidl sagte, eine Lösung vorbereiten. Im Oktober sei
dann ein Gespräch der beiden Oberbürgermeister geplant. Seidl will bis zur
Monatsmitte Klarheit, ob es einen tragfähigen Vorschlag gibt, den sie am 27.
Oktober dem Stadtrat zur Abstimmung empfehlen kann.
Wie
groß sie nach jahrelangen Verhandlungen, die schon mehrfach für gescheitert
erklärt wurden, jetzt die Chancen auf eine Einigung einschätzt, sagte Seidl im
Gespräch nicht. "Aber wir vergeben uns nichts", appellierte sie um
Verständnis dafür, dass die Verhandlungen noch mal ein paar Wochen dauern.
Aber eine einvernehmliche Lösung sei eben viel besser als ein dauerhafter
Streit.
Denn
die Entscheidung des Landratsamtes wäre nur der Auftakt zu einer Reihe von
Verhandlungen vor den Verwaltungsgerichten, die alle Beteiligten Energie, Zeit
und Geld kostet. Nun schätzen die Lindauer ihre Chancen zwar als sehr gut ein.
Aber genau wissen sie natürlich nicht, was herauskommt. Denn einen
gerichtlichen Streit zweier Städte um einen Hafen hat es hierzulande noch nie
gegeben.
(Lindauer
Zeitung v. 18.09.09)