Die ÖBB-Bodensee-Schifffahrt
könnte bis zum Ende des Jahres verkauft werden. Nur an wen? Das Gerangel um
Hafenanlagen und Schiffe ist groß. Politisch schlägt der Verkauf in Vorarlberg
hohe Wellen.
Schließlich
geht es um nichts weniger als um ein Stück Vorarlberger Identität. Einigkeit
zeigten die Ländle-Parteien, als der Verkauf der Bodensee-Schifffahrt aufs
Tapet kam - alle sprachen sich für eine Fortführung des Betriebs durch die ÖBB
aus. Diese aber ließen sich von ihren Plänen nicht abbringen. Mit dem Hinweis,
die Schifffahrt gehöre nicht zum Kerngeschäft, wurden Liegenschaften und
Schiffe zum Verkauf ausgeschrieben. Interessenten mussten ihre Angebote bis zum
15. September abgeben.
Einer
der Interessenten ist die landeseigene Voralberger Illwerke/VKW-Gruppe. Das Land
versucht mit größtem Einsatz, den Einfluss der öffentlichen Hand auf das
Areal am Bodensee und auch die Schiffe zu erhalten. Geht es nach den Plänen des
Landes Vorarlberg, werden Illwerke/VKW die Liegenschaften zur Gänze, den
Betrieb der Schifffahrt zu 74,9 Prozent übernehmen. Der Rest soll dem
Touristiker Walter Klaus, dem Eigentümer der Silvretta Nova-Gruppe, zugestanden
werden. Klaus hat öffentlich großes Interesse am Betrieb der österreichischen
Bodenseeflotte bekundet und bereits eine Reihe von „verbesserungsfähigen
Punkten“ ausgemacht.
Walter
Klaus seinerseits könnte der nächste Arbeitgeber von Vizekanzler Hubert
Gorbach (B) sein. Als Verkehrsminister trägt Gorbach die Letztverantwortung für
den Verkauf der Bodensee-Schifffahrt. Unvereinbarkeits-Vorwürfe hat der
Vorarlberger Vizekanzler schon im Mai unverzüglich von sich gewiesen. Bei einem
Kauf der Bodensee-Schifffahrt durch die Firma Klaus werde er die Sache seinen
Staatssekretären übertragen, hieß es.
Ebenfalls
auf der Interessentenliste dürften mit ziemlicher Sicherheit die
Die
Vorarlberger Landespolitiker können sich mit einem Veräußerung der
Bodensee-Schifffahrt an einen ausländischen Privaten allerdings nicht
anfreunden. Landeshauptmann Herbert Sausgruber (V) stellte von allem Anfang an
klar, dass das Land weiter auf eine attraktive Bodensee-Schifffahrt auch im östlichen
Teil des Bodensees setzt. Auch auf das städtische Interesse am Bregenzer
Hafengelände sowie auf die emotionale Bedeutung des MS Vorarlberg für das Land
hat Sausgruber wiederholt hingewiesen. Während sich die Vorarlberger SPÖ
weiter generell gegen einen Verkauf der Bodensee-Schifffahrt ausspricht und das
Thema in den Nationalrat bringen will, muss in den Augen der Grünen das öffentliche
Eigentum am Hafenareal in die Hände der Landeshauptstadt Bregenz übergehen.
Die
(ausländische) Euphorie am Kauf der ÖBB-Bodensee-Schifffahrt zu dämpfen hat
auch schon der Bregenzer Bürgermeister Markus Linhart (V) versucht. Er wies
darauf hin, dass die Stadt Bregenz als Behörde bei der Nutzung des Areals unabhängig
vom Käufer auch in Zukunft ein gewichtiges Wort mitzureden haben werde. Für
das ÖBB-Gelände selbst stellte Linhart zudem einen Sanierungsbedarf in der Größenordnung
von 8 bis 10 Mio. Euro in Aussicht. „Wer den Hafen kauft, kauft diesen
Rucksack mit“, stellte der Bürgermeister klar.
(Vorarlberg
Online
v. 23.09.05)