Politisches
Ja zu Flottendeal
Zur
Kritik von SP-Parteichefin Elke Sader, wonach Sausgruber noch vergangene Woche
über den Preis geschwiegen habe, stellt Sausgruber fest, dass die ÖBB diese
Geheimhaltung verlangten.
Schlimmeres
verhindert
Die
Vorarlberger Sozialdemokraten kämpften in den vergangenen Monaten für einen
Verbleib der Schifffahrt bei den ÖBB. Sollte sie dennoch veräußert werden,
dann müssen Besitz und Betrieb in öffentlicher Hand bleiben. Elke Sader
gestern zu den „VN“: „Wir haben verhindert, dass die Schifffahrt gänzlich
privatisiert wurde. Aber auch die Illwerke hätten touristische Erfahrung, um
den Betrieb übernehmen zu können“, ist sie nach wie vor überzeugt. Der Deal
sei nun unter Dach und Fach und „für die SPÖ ein Riesenerfolg“. Sie
erwarte nun „ziemlich flott“ das Betriebskonzept. „Und ich will wissen,
was mit den 21 Mitarbeitern der Schifffahrt passiert.“ Und zu den
Perspektiven? „Die Linienfahrten müssen aufrecht bleiben, der Betrieb ist ja
ohnehin in den schwarzen Zahlen.“ Als fragwürdig bezeichnet Sader die Rolle
von Vizekanzler Hubert Gorbach.
FP-Obmann
LR Dieter Egger sieht in der Ländle-Lösung ein „enormes Chancen-Potenzial
und den Startschuss für eine positive Entwicklung von Hafen und Schifffahrt“.
Ähnlich BZÖ-Sprecher Andreas Blum: „Es ist schön zu wissen, dass nun dieses
Juwel in Bregenz von Vorarlberger Unternehmen geführt wird.“
Schräge
Optik
Für
Grünen-Sprecher Johannes Rauch hat die Übernahme eine „schräge Optik“.
Dass der Vizekanzler staatliches Eigentum an seinen künftigen Arbeitgeber
verkauft, habe es noch nie gegeben.
Interview:
„Ohne Grund alles verscherbelt“
VN:
Der Verkauf von Flotte und Areal ist beschlossene Sache. Was bleibt über?
Lerch:
Das Gefühl, dass das Ganze einfach um jeden Preis verkauft werden sollte - und
auch verkauft wurde. Denn der kolportierte Verkaufspreis, rund sieben Millionen
Euro, ist viel zu niedrig. Wenn man sich anschaut, um welchen Preis ansonsten
Grundstücke in Bregenz verkauft werden. Verscherbelt hat man alles, ohne Grund.
VN:
Was wäre das Paket Ihrer Ansicht nach wert?
Lerch:
Meiner Ansicht nach mindestens zehn bis zwölf Millionen Euro. Im Minimum.
Selbst dieser Kaufpreis wäre noch ein Schnäppchen gewesen. Aber nein. Man
wollte halt unbedingt einen Betrieb der ÖBB verkaufen. Und in diesem Punkt hat
Walter Klaus eine große Rolle gespielt - und hinter ihm stand mit Sicherheit
Hubert Gorbach.
VN:
Gorbach sagte allerdings mehrfach, er habe sich aus dem Geschäft strikt
herausgehalten.
Lerch:
Sagen ist die eine Sache, glauben die andere. Gorbach hat in dem ganzen Spiel
eine entscheidende Rolle gespielt. Das ist meine persönliche Meinung. Klaus und
Gorbach hatten den entscheidenden Kontakt, Klaus hat Gorbach auch öffentlich über
den grünen Klee gelobt.
VN:
Wie sieht denn die Belegschaft den Verkauf?
Lerch:
Man ist sich absolut unsicher, was die Zukunft bringt, was unter dem neuen
Besitzer geschehen soll. Unseren Leuten ist zwar über das so genannte Arbeitskräfteüberlassungs-Gesetz
kundgemacht worden, dass die alten Rechte mitgenommen werden können. Man kennt
solche Situationen allerdings zur Genüge. Da heißt es dann, unterschreibe
einen Einzelvertrag - und mit der Unterschrift wären alle alten Rechte weg.
VN:
Und der Verkauf selbst?
Lerch:
. . . brachte den von uns prophezeiten Verlust an Identität. Denn der Wunsch
der Vorarlberger nach einem freien Zugang zum See ist nach wie vor gegeben, der
Bereich um die Schifffahrt aber ab sofort nicht mehr so öffentlich, wie er
einmal war. Es ist genau das eingetreten, vor dem ich gewarnt habe. Sie merken:
Ich bin sehr verärgert. Ich hoffe nun für die Arbeitnehmer, dass da gute
Arbeitsplätze entstehen.
(VN v. 09.11.05)