VN:
Sind Sie Vorarlberger?
Wehinger:
Ja klar. Ich bin Bludenzer.
VN:
Dann dürfte die Geschichte der Bodenseeflotte ja bekannt sein.
Wehinger:
Natürlich. Die Flotte hat einen sehr hohen Stellenwert im Land.
VN:
Wenn der Stellenwert der Bodensee-Schifffahrt im Ländle bekannt ist, wie kann
denn die ÖBB da an einen Verkauf denken?
Wehinger:
Eben weil die Flotte einen so hohen Stellenwert in Vorarlberg hat, sollte sie zu
einem prächtigen Fremdenverkehrsbetrieb weiterentwickelt werden und nicht ein
kleines Anhängsel eines Betriebes bleiben, der sein Kerngeschäft im
Eisenbahnwesen hat. Das ist der Grund der Privatisierung: Touristische
Spezialisten sollen die Flotte übernehmen. Die sollen sich mit Witz und Charme
reinhauen.
VN:
Also wird definitiv verkauft.
Wehinger:
Dieser Entschluss ist bereits gefasst. Verkauft wird, aber nicht ohne vorherige
Gespräche mit dem Land Vorarlberg und der Stadt Bregenz. Wir stellen derzeit
Zahlenmaterial zusammen, werden die Gespräche dann spätestens im Herbst
fortsetzen.
VN:
Welche Interessenten haben sich bereits gemeldet?
Wehinger:
Das darf ich nicht sagen. Es haben sich aber natürlich viele gemeldet.
VN:Schreibt
die Flotte schwarze Zahlen?
Wehinger:
Das ist müsste man ein Zauberer sein, oder genug Geld haben.
VN:
Derzeit schreibt die Flotte aber schwarze Zahlen.
Wehinger:
Ja.
VN:Provokant
gefragt: Passen denn schwarze Zahlen so gar nicht zur Unternehmensphilosophie
der ÖBB?
Wehinger:
Heuer schreiben wir schwarze Zahlen, müssen aber investieren. Zu lange nur von
der Substanz leben zu wollen, ist falsch. So kurzfristig darf man nicht rechnen.
VN:
Die ÖBB schrecken also vor den Sanierungskosten zurück - und verkaufen.
Wehinger:
Noch einmal: Investitionskosten stehen an. Die Schifffahrt ist aber nicht unser
Kerngeschäft.
VN:
Woher die plötzliche Erkenntnis?
Wehinger:
Wir sind nun eine neue Gesellschaft, haben ein neues Management. Es hat sich bei
uns in sehr kurzer Zeit sehr viel geändert. Und nun gibt es die Chance, die
Schifffahrt nicht länger mit Beamten führen zu müssen.
VN:
Hubert Gorbachs Rolle in diesem Spiel ist eine eher indifferente, sagen
Kritiker.
Wehinger:
Wieder ein Gerücht. Gorbach war mit diesem Fall nie befasst. Es ist eine
Entscheidung des Managements.
VN:
Wann haben Sie den letzten Ausflug auf dem See unternommen?
Wehinger: Wie jedes Jahr war ich auch heuer bei der Flottensternfahrt dabei. Das werde ich auch in Zukunft tun. Aber man kann es eben besser als die ÖBB machen.
(Vorarlberg
Online v. 03.06.05)
ÖBB-Vorstand
bestätigt Verkauf der Bodenseeschiffe
Der
Verkauf der Bodenseeschifffahrt durch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB)
ist definitiv. Dies bestätigte ÖBB-Personenverkehrs-Vorstand Stefan Wehinger.
Es hätten sich bereits viele Kaufinteressenten gemeldet. „Weil die Flotte
einen so hohen Stellenwert in Vorarlberg hat, sollte sie zu einem prächtigen
Fremdenverkehrsbetrieb weiterentwickelt werden“, sagte Wehinger im Interview
mit den „Vorarlberger Nachrichten“ vom Freitag.
Die
Flotte solle kein Anhängsel eines Betriebes bleiben, der sein Kerngeschäft im
Eisenbahnwesen habe. Touristische Spezialisten, die sich „mit Witz und Charme
reinhauen“, sollten die Flotte übernehmen. Gespräche mit Vorarlberg und
Bregenz
Wehinger
betonte aber, dass es vor dem Verkauf Gespräche mit dem Land Vorarlberg und der
Stadt Bregenz geben werde. Derzeit werde Zahlenmaterial zusammengestellt, die
Gespräche würden spätestens im Herbst fortgesetzt.
2005
schreibe die Bodensee-Flotte zwar schwarze Zahlen, allerdings stünden
Investitionen in die Schiffe und in die Infrastruktur an. „Zu lange nur von
der Substanz leben zu wollen, ist falsch. So kurzfristig darf man nicht
rechnen“, sagte Wehinger.
Der mögliche Verkauf der Bodensee-Schifffahrt hatte in Österreich hohe Wellen geschlagen. Als Interessent gilt unter anderem die Vorarlberger Touristik-Gruppe „Silvretta Nova“ des Unternehmers Walter Klaus.
(Vorarlberg
Online v. 03.06.05)
ÖVP und
SPÖ gegen Verkauf der Schiffe
Markus
Wallner (ÖVP) und Elke Sader (SPÖ) haben sich am Freitag kritisch zu den jüngsten
Aussagen von ÖBB-Vorstandsdirektor Stefan Wehinger bezüglich des Verkaufs der
ÖBB-Bodensee-Schifffahrt geäußert.
Für
Wallner ist ein Verkauf der Bodensee-Schifffahrt nicht nachvollziehbar, auch
Sader plädierte erneut für einen Verbleib der Bodensee-Schifffahrt in öffentlicher
Hand.
„Es
ist nicht einzusehen, warum die ÖBB die Flotte leichtfertig verscherbeln
sollten. Ich erwarte von den ÖBB, dass sie gegenüber dem Land Vorarlberg und
auch gegenüber allen privaten Interessenten alle Zahlen klar auf den Tisch
legen, insbesondere die anstehenden Investitionskosten“, forderte Wallner.
Ebenso erwarte er, dass sich auch Infrastrukturminister Hubert Gorbach (B)
endlich zu Wort melde. „Der Vizekanzler sollte sich um den Erhalt der Flotte kümmern
oder plausibel erklären, warum die Bodensee-Schifffahrt in den ÖBB
offensichtlich keinen Platz mehr hat“, so Wallner.
Sader
sprach sich ebenfalls für einen Verbleib der Bodensee-Schifffahrt bei den ÖBB
aus. Falls es zu einem Verkauf komme, sollte die ÖBB-Flotte in öffentlicher
Hand bleiben. Sie könne sich auch einen Ankauf durch das Land vorstellen, sagte
Sader. Eine Totalprivatisierung würde ihrer Meinung nach die Interessen des
Landes massiv beeinträchtigen.
ÖBB-Personenverkehrs-Vorstand Stefan Wehinger hat in einem Interview mit den „Vorarlberger Nachrichten“ (Freitag-Ausgabe) den Verkauf der ÖBB-Bodensee-Schifffahrt bestätigt. Der Entschluss sei definitiv gefasst, sagte Wehinger.
(Vorarlberg
Online v. 04.06.05)
Die
Flotte solle kein Anhängsel eines Betriebes bleiben, der sein Kerngeschäft im
Eisenbahnwesen habe. Vielmehr sollten touristische Spezialisten, die sich «mit
Witz und Charme reinhauen», die Flotte übernehmen, sagte Wehinger. Bereits hätten
sich mögliche Käufer gemeldet. Als Interessent gilt unter anderen die
Vorarlberger Touristik-Gruppe «Silvretta Nova» des Unternehmers Walter Klaus.
Die Konstanzer Stadtwerke hingegen, denen bereits die deutschen
Bodensee-Schiffsbetriebe gehören und die kurz vor dem Kauf der Schweizer Flotte
stehen, winken ab. Die Stadtwerke hätten kein Interesse an einem Kauf - jetzt
nicht, wie die Pressesprecherin sagte. Der Verkauf der sechs ÖBB-Schiffe dürfte
hohe Wellen schlagen. Wehinger betonte aber, dass es vorgängig Gespräche mit
dem Land Vorarlberg und der Stadt Bregenz geben werde.
(St. Galler Tagblatt v. 04.06.05)