ÖBB-Areal: Preisanstieg befürchtet

Die Bregenzer Wirtegemeinschaft befürchtet, dass die Dauerdiskussion über den Verkauf der Bodenseeschifffahrt den Preis in die Höhe treibt. Das könnte laut ORF für die öffentliche Hand zu teuer werden.

 

Jede Wortmeldung und jede Aussendung über die ÖBB und die Bodenseeschifffahrt würden das Areal teurer machen, befürchtet der Obmann der Bregenzer Wirtegemeinschaft, Elmar Troy.

Geht das so weiter, könnte das Hafengelände und die Schifffahrt für die öffentliche Hand bald zu teuer werden, so Troy.

Die Debatte über Privat oder Öffentlich schaffe eine schwierige Situation, so Gebhard Sagmeister, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer. Man bekomme den Eindruck, als ob von vorne herein möglichen privaten Käufern entgegengewirkt werden sollte.

Bei der Schifffahrt spreche nichts gegen private Käufer, so Sagmeister. Dass so etwas im Sinne der Stadt funktionieren kann, beweise die Pfänderbahn.

(Vorarlberg Online v. 22.08.05) 

 

Vorarlberg kämpft um den Hafen

  Der öffentliche Druck in Sachen ÖBB-Schifffahrt wird grösser

Der geplante Verkauf der ÖBB-Bodensee-Schifffahrt wirft in Vorarlberg Wellen. Allfällige private Investoren könnten allerdings auflaufen: Am Seeufer herrscht absolutes Bauverbot.

 

Der ÖBB-Hafen, seit Gedenken Eigentum der Österreichischen Bundesbahnen, geriet «unter privaten Verwertungsdruck», nachdem die Österreichischen Bundesbahnen Mitte Juli den Verkauf ihrer Bodensee-Flotte gestartet haben. Dies ohne zuvor die vertraglichen Abmachungen mit der Stadt Bregenz für den als Flaniermeile genutzten Teil aufzulösen. Mit rund 10 000 Quadratmetern ist dieses Naherholungsgebiet, die «Blumenmolo», das Filetstück der ÖBB-Ausschreibung. Dazu kommen weitere 6500 Quadratmeter im Hafenbereich und das Hafenbecken selbst mit rund 50 000 Quadratmetern.

 

Erste Frist abgelaufen

 

Potenzielle Käufer der kleinsten staatlichen Schifffahrtsgesellschaft am Dreiländersee - Österreichs Anteil am 273 Kilometer langen Seeufer beträgt nur gerade 28 Kilometer - konnten gemäss ÖBB-Ausschreibung bis zum 9. August ihr Kaufinteresse an der österreichischen Bodensee-Schifffahrt anmelden. Das Echo auf den Zeitungsaufruf, der auch in Schweizer Zeitungen erfolgte, ist schwer abzuschätzen, weil sich die ÖBB über die Zahl der Interessenten in hartnäckiges Schweigen hüllt. Fest steht, dass nebst den drei Vorarlberger Unternehmen Silvretta Nova Bergbahnen AG, Rhomberg Bau und der Pfänderbahn AG auch die landeseigenen Illwerke um die Grundflächen am Bregenzer Hafen kämpfen werden, wie Landeshauptmann Herbert Sausgruber erklärte. Das Land Vorarlberg werde dafür geradestehen, dass das Hafenareal auch tatsächlich öffentliches Eigentum bleibe. «Wir müssen nun im Herzen der Landeshauptstadt um Grundstücke kämpfen und uns als Mitbewerber anstellen», ärgerte sich Sausgruber öffentlich über die ungenaue Ausschreibung. Als Mitbewerber geoutet hat sich auch die Stadt Bregenz. Liegenschaftsverwalter Peter Erath formuliert, wo der Schuh drückt: «Die ÖBB-Ausschreibung war wenig präzise. Kein Investor darf an dieser Lage ein Hotel oder ein Restaurant bauen.» Denn: Anders als in Deutschland oder der Schweiz gibt es am österreichischen Bodenseeufer keinen Quadratmeter privaten Badestrand oder Baugrund. «Diese Wegefreiheit am Bodenseeufer ist im Vorarlberger Strassenverkehrsgesetz ausdrücklich festgeschrieben», erklärt Erath. «Privathäuser am See finden Sie bei uns nirgends.» Die ÖBB-Generaldirektion, die das Privatisierungsverfahren in die Hände der Wiener CD Invest Consult GmbH gelegt hat, überlegt derzeit, wie sie die von der Stadt Bregenz verlangte «Wahrung öffentlicher Interessen» noch einbringen kann. Ganz billig kommt der Kauf die Investoren ohnehin nicht, zu denen auch der österreichische Energydrink-Hersteller Red Bull gehören soll: Zum einen ist die Hafenmole zu sanieren und bei drei der sechs ÖBB-Schiffe steht eine grössere Reparatur an.

 

Bieten die Stadtwerke mit?

 

Hat die Tochter des grössten Energieversorgungs- und Verkehrsunternehmens am Bodensee Interesse an Österreichs Flotte gezeigt, nachdem sie bereits mit den Schweizerischen Bundesbahnen über den Verkauf der SBS nach Konstanz verhandelt? Pressesprecher Franz Leinweber ist vorsichtig: «Wir sagen nicht, dass wir nicht an der ÖBB-Flotte interessiert sind. Doch zuvor wollen wir genau wissen, worum es geht. Präzisieren die ÖBB ihre Angaben, überlegen wir uns, ob wir auch mitbieten wollen.»

 

 

SBB im Dilemma

 

Nebengeräusche gibt es auch rund um den Verkauf der Bodensee-Flotte der SBB, die für die 97,4 Prozent der Aktien der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft (SBS) seit längerem einen Käufer suchen. SBB wie ÖBB wollen sich künftig «auf das Kerngeschäft konzentrieren».

 

Verkauf ist blockiert

 

Mit den Konstanzer Stadtwerken - Besitzerin der meisten Kursschiffe auf dem Bodensee - ist zwar die Käuferin für die Schweizer Bodenseeflotte bereits gefunden. Auch sind Rahmenbedingungen erfüllt, etwa der Erhalt der 78 Arbeitsplätze und der Fortbestand der SBS als schweizerische Aktiengesellschaft. Doch SBS-Maschinist Flavio Cason, Inhaber der Namensaktie Nr. 888, stellt sich quer und will die Flotte ganz in Schweizer Hand behalten. Der Romanshorner besitzt ein Vorkaufsrecht, das zum Tragen kommt, wenn ein Kaufvertrag abgeschlossen ist. Nach Vertragsabschluss hätte der Aktionär 30 Tage Zeit, um verbindlich zu erklären, dass er von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch machen will. Die SBB hatten Cason eine Frist bis Ende Juli gesetzt, um ein Betriebskonzept vorzulegen. Diese liess der Maschinist aber ungenutzt verstreichen, weil die SBB ihn lediglich mit dem aktuellen Jahresbericht bedient haben sollen.

 

GV im September

 

Die SBB wollen jetzt an einer außerordentlichen Generalversammlung am 1. September das in den SBS-Statuten festgeschriebene Vorkaufsrecht ersatzlos streichen. Cason ist angesichts «dieses kuriosen Manövers» aber nicht bereit, klein beizugeben: «Ich habe noch nie erlebt, dass Recht rückwirkend so abgeändert wird.» Der Romanshorner Maschinist, der sich bisher von einem Romanshorner Nachbarn, dem Immobilienkaufmann Rolf Beerli, beraten ließ, hat sich laut eigenem Bekunden inzwischen einen Anwalt genommen.

(St. Galler Tagblatt v. 22.08.05)

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