Schifffahrt: Kanton und Kommunen sind für Flotten-Verkauf

Im Konflikt um den Verkauf der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft AG (SBS) an die Konstanzer Stadtwerke haben sich jetzt der Kanton Thurgau und acht Schweizer See-Kommunen zu Wort gemeldet. Sie appellierten gestern in Romanshorn an die Schweizer Interessenten, den Verkauf nicht länger zu blockieren.

Die Schweizerischen Bundesbahnen, denen 97,4 Prozent der SBS-Aktien gehören, wollen seit April 2005 den Betrieb mit seinen vier Schiffen an Konstanz veräußern. Ein Minderheitsaktionär und SBS-Mitarbeiter will einen Verkauf ins Ausland jedoch verhindern und die Traditionsreederei mit Hilfe von Investoren in Eigenregie betreiben. Um sein Recht durchzusetzen, hat er die Gerichte angerufen. Die Schweizer Bahn hatte im August per Statutenänderung das Vorkaufsrecht der Minderheitsaktionäre gestrichen. Sie möchte sich auf ihr Kerngeschäft Schienenverkehr konzentrieren und die SBS verkaufen.

Die Konstanzer Stadtwerke haben den Fortbestand der SBS als eigenständiges Unternehmen unter Schweizer Flagge zugesichert. Die Romanshorner Reederei zählt pro Jahr 500.000 Passagiere und kooperiert mit den Konstanzer Stadtwerken bei der Autofährlinie Friedrichshafen–Romanshorn. Die Konstanzer besitzen mit den Bodensee- Schiffsbetrieben (BSB) schon die größte Reederei am See und betreiben die Autofähre Konstanz–Meersburg. Auf den Kurs- und Ausflugsschiffen der BSB fuhren 2005 rund 2,7 Millionen Leute mit.

(Schwäbische Zeitung v. 28.03.06)

 

Thurgau steht zu Schiffskauf

Kanton und acht Thurgauer Bodenseegemeinden für SBS-Verkauf an Konstanz

Der Regierungsrat des Kantons Thurgau sowie Vertreter von acht Thurgauer Bodenseegemeinden machten sich bei einer Medienkonferenz in Romanshorn für den Verkauf der Schweizerischen Bodenseeschifffahrtsgesellschaft AG (SBS) an die Stadtwerke Konstanz stark. Der geplante Verkauf kam noch nicht zustande und ist Sache einer Gerichtsverhandlung.

Der Thurgauer Regierungsrat Kaspar Schläpfer äußerte sich im Namen der Regierung deutlich: "Die Stadtwerke Konstanz bringen das notwendige Knowhow für die Schifffahrt und ausgewiesene Marktkenntnisse mit", sagte er gegenüber den Medien. Durch den Verkauf könnten zwischen den Schifffahrtsbetrieben Synergien genutzt werden. Insbesondere beständen reelle Chancen, attraktive, seequerende Verbindungen zu schaffen, so Schläpfer.

Zusammen mit der Kantonsregierung unterstützen acht von zwölf Thurgauer Bodenseegemeinden das Anliegen: Kreuzlingen, Bottighofen, Altnau, Arbon, Romanshorn, Güttingen, Egnach und Salmsach. Sie streben zusammen mit dem Kanton "auf der Grundlage einer Aktienbeteiligung an der SBS AG eine zukunftsgerichtete, vom gegenseitigem Vertrauen geprägte Partnerschaft mit den Stadtwerken Konstanz an", wie gestern von den Vertretern festgestellt wurde.

Damit sitzen sie im selben Boot wie der Verwaltungsratspräsident der SBS AG, Norbert Wohlkinger, der die Sicherung des Betriebs und der Arbeitsplätze in den Vordergrund stellte. Der Verwaltungsrat freue sich über die Geschlossenheit am Schweizer Ufer: "Die Reihen sind und bleiben geschlossen." Nun hofft er auf einen positiven Ausgang der Gerichtsverhandlung in Arbon, die am 30. Mai stattfindet. Die Situation sei für alle Beteiligten unbefriedigend, so Wohlkinger, solange kein rechtskräftiges Urteil gefällt sei.

Für den Konstanzer Oberbürgermeister Horst Frank war die demonstrierte Thurgauer Geschlossenheit ein eindeutiges Signal. "Die Stadtwerke Konstanz bieten sich als Partner für eine langfristige Lösung an", erklärte er. Es gelte, langfristig in die Schifffahrt zu investieren und deren touristisches Potenzial zu unterstützen. Konstanz stehe klar zum bekundeten Interesse an der SBS AG und hinter der gemeinsamen Lösung mit einer Beteiligung des Kantons Thurgau und der Schweizer Bodenseegemeinden.

Unterstützung fand Horst Frank beim Romanshorner Gemeindeammann Max Brunner. Die Gemeinden ließen sich nicht zum Spielball bei den Verhandlungen machen und seien an einer stabilen Entwicklung der Schifffahrt interessiert. Vor allem Romanshorn als Standortgemeinde der SBS AG habe vitales Interesse am Erhalt des Schiffsbetriebes und der Arbeitsplätze. Wichtig in diesem Zusammenhang sei auch der Ausbau der Fährverbindung Romanshorn-Friedrichshafen. Sowohl der Kreuzlinger Stadtammann Josef Bieri wie auch Kuno Werner, Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz AG, sprachen von einer jahrelangen, erfolgreichen Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg. "Wir wissen, wen wir uns mit den Stadtwerken Konstanz ins Boot holen wollen", meinte Josef Bieri. Und Kuno Werner, der hoffte, dass das Bezirksgericht die Lampe bald auf grün stellen wird, zeigte sich von den Fähigkeiten seines Unternehmens überzeugt: "Als regional verankertes Unternehmen haben wir unsere Fähigkeiten längst unter Beweis gestellt."

(Kurt Peter/Südkurier v. 28.03.06)

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