Dreikampf um Schweizer Flotte
Drei Interessenten wollen die Schweizer Bodensee-Flotte kaufen. Die jetzige Eignerin SBB (Schweizerische Bundesbahnen) hat ihre Angebote vorliegen, darunter das der Stadtwerke Konstanz. Vorarlberger Investoren um Walter Klaus haben sich überraschend auf die Seite der Thurgauer Investorengruppe geschlagen.
Die Schweizerische Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft AG (SBS) ist heiß begehrt. Die zweite Runde des ausgelobten Bieterwettbewerbs ist abgeschlossen. Die Stadtwerke Konstanz haben nun ein verbindliches Angebot abgegeben. Das Unternehmen habe großes Interesse an einem Kauf, sagte Geschäftsführer Kuno Werner zum SÜDKURIER. "Angesichts unserer zweijährigen Verhandlungen mit der SBB, kennt kein Interessent die SBS so gut wie wir." Man habe für alle Geschäftsbereiche Konzeptionen. "Unser Bestreben wird sein, die SBS AG im Interesse ihrer Aktionäre und Beschäftigten möglichst rentabel zu führen und dabei die Interessen der Schweizer Ufergemeinden an einer attraktiven Schweizer Schifffahrt zu befriedigen", sagte Werner.
Die SBB haben die dritte Runde des Wettbewerbs eröffnet. Sie wollen nun mit allen Interessenten verhandeln und dann entscheiden, hieß es. Vor der zweiten Runde hatten noch vier Gruppen unverbindliche Angebote abgegeben. Die "IG-Bodensee", zu der Schweizer Unternehmer gehören, hat sich aber mit der Investorengruppe um Walter Klaus zusammengetan. Der Vorarlberger Touristik-Unternehmer erwarb 2005 Anteile an der Österreichischen Bodensee-Schifffahrt. Er hat danach ein Luxusschiff in Auftrag gegeben. Dritte Interessentin ist die Schweizer Investorengruppe "Seahorse", sie wird durch die Awitgroup aus Arbon vertreten.
Beim Kauf geht es nicht nur um die Schiffe. Für die Unternehmer dürften die SBS-Liegenschaften im Hafen Romanshorn interessant sein.
Kuno Werner bekräftige das Konstanzer Angebot: "Die Stadtwerke haben sich bereits bei der Übernahme der BSB im Jahre 2003 als verlässlicher und sozial handelnder Partner in der Bodenseeregion erwiesen." So sei es zu keinem Personalabbau bei der "Weißen Flotte" gekommen. Ein Fortbestand der SBS als rechtlich selbstständige Gesellschaft nach Schweizer Recht mit Sitz in Romanshorn sei garantiert. Er könne sich eine Beteiligung der Schweizer Öffentlichen Hand oder privater Schweizer Investoren vorstellen. Eigentlich waren sich SBB und Stadtwerke bereits über den Kauf einig. Doch nach lautstarkem Protest im Thurgau haben die SBB den Wettbewerb ausgelobt.
(Josef Siebler/Südkurier v. 29.09.06)
Oehler und Klaus in einem Boot
Bodenseeflotte: Zwei der vier Bewerber spannen zusammen – Konkurrenz gibt sich gelassen
Neue Wende im Rennen um die Schweizerische Bodensee-Schiffahrtsgesellschaft (SBS): Der Österreicher Walter Klaus ist bei einer der beiden Ostschweizer Investorengruppen an Bord gegangen.
Dass der Besitzer der Österreichischen Flotte eine gemeinsame Offerte mit der Interessengemeinschaft Bodensee rund um AFG-Chef Edgar Oehler eingereicht hat, ist inoffiziell seit einigen Tagen bekannt. Die beteiligten Parteien wollten den Zusammenschluss aber nicht kommentieren mit Verweis auf das Stillschweigeabkommen, das alle Interessenten an der SBS unterzeichnen mussten. Die SBB, die den Maulkorb verhängten, schwiegen noch eiserner. Mediensprecherin Michèle Bamert wollte letzte Woche nicht einmal sagen, wer nach Ende der Eingabefrist für ein definitives Übernahmeangebot noch im Rennen ist. Informiert werde erst wieder, wenn Entscheide fielen.
Ausgangslage «massiv besser»
Doch nun haben sich die Bundesbahnen – auch für die Bewerber – überraschend anders besonnen. Gestern teilten sie offiziell mit, was vor ein paar Tagen noch nicht an die Öffentlichkeit gehörte: Dass alle vier Interessenten der ersten Runde weiter dabei sind und dass Walter Klaus gemeinsame Sache mit der Investorengruppe macht, zu der auch die Stadt Rorschach gehört.
Wie die Zusammenarbeit im Detail aussieht, ist offen. Die SBB machen keine Angaben, und Oehler wollte sich mit Verweis auf das Stillschweigeabkommen nicht dazu
äußern. Nur so viel: Zu zweit seien die Chancen auf die SBS «massiv besser», als wenn sie sich je alleine darum bemüht hätten. Und die Österreicher seien auf ihn zugekommen, nachdem er immer wieder gesagt habe, es brauche eine Bodenseeflotte. «Es hat heute zu viele Schiffe und Doppelspurigkeiten, darum fahren alle Defizite ein.» Und darum müssten
gemäß Oehler auch die Stadtwerke Konstanz irgendwie eingebunden werden, falls die SBB einer schweizerisch-österreichischen Lösung für die SBS den Vorzug geben sollten. Allerdings dürfte das nicht einfach sein. Die Deutschen seien ein «sehr schwieriger Partner», hat Klaus bei früheren Annäherungsversuchen festgestellt («Tagblatt» vom Dienstag).
«Nichts geändert»
Rolf Staedler von der Oberthurgauer Investorengruppe «Seahorse» nimmt die neueste Entwicklung gelassen. An der Ausgangslage habe sich für sie nichts geändert. «Unsere Chancen sind genau gleich wie zuvor.» «Wir haben Spezialisten in unseren Reihen mit
großer nautischer Erfahrung, die weit über die Binnenschifffahrt hinausgeht.» Und auch finanziell müssten sie sich nicht verstecken. Namen wollte Staedler
jedoch noch immer keine nennen.
Falls die «Seahorse»-Gruppe den Zuschlag bekommen sollte, sei der Österreicher Klaus auch für sie ein möglicher Kooperationspartner auf operativer Ebene, sagte Staedler. Doch nicht der einzige: «Wir sind offen gegenüber allen Schiffsbetrieben am See.» Der Zeitpunkt für Gespräche sei jedoch zu früh.
Kuno Werner, der Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz, hatte gestern keine Zeit für eine Stellungnahme, da er wegen der bevorstehenden Ferien viel zu tun habe.
(Markus Schoch/St. Galler
Tagblatt v. 29.09.06)