IGB
Klaus wird neuer Mehrheitsbesitzer der SBS
Der Verwaltungsrat der Schweizerischen Bundesbahnen SBB hat entschieden: Die SBB
verkauft ihre 97,5 Prozent Mehrheitsbeteiligung an der Schweizerischen
Bodenseeschifffahrtsgesellschaft SBS an die IG-Bodensee/Walter Klaus
.
Dem Entscheid liegt die Empfehlung des paritätischen Steuerungsausschusses zu
Grunde
.
Im Frühjahr 2006 hatte die SBB den Bieterwettbewerb um den Verkauf der
Mehrheitsbeteiligung an der Schweizer Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft (SBS)
gestartet
.
Drei Bieter haben sich entschlossen, eine verbindliche Offerte einzureichen
.
Bei den drei Interessenten handelt es sich um die gemeinsame Offerte der
IG-Bodensee und der Investorengruppe um Walter Klaus, die Schweizer "Seahorse"-Gruppe
um Karl Müller und die
Stadtwerke Konstanz
.
Auf
Grund einer eingehenden Prüfung und einer Empfehlung des paritätischen
Steuerungsausschusses hat sich heute der Verwaltungsrat der SBB entschieden, die
Aktienmehrheit an der SBS der IGB Klaus zu übertragen
.
Dieser Entscheid wird vom Kanton Thurgau und von der Gemeinde Romanshorn
unterstützt
.
Ausschlaggebend
für den Entscheid war der gebotene Preis, aber insbesondere die größte
Nachhaltigkeit der Offerte der IGB Klaus
.
Die SBS wird zukünftig vom Synergiepotential der anderen beiden Flottenteile
des Gewinners profitieren können, sei es bezüglich Schiffs- oder Werftbetrieb
.
Mit den Schiffen der österreichischen Bodenseeflotte findet die SBS nicht nur
einen Partner, sondern insbesondere eine Flotte, die sich aufgrund ihrer Größe
und Marktausrichtung gut mit derjenigen der SBS ergänzt
.
Die geplante Einbringung der Flotte der Schiffsbetriebe Rorschach in das
Unternehmen wird die Grundauslastung der Werft der SBS zusätzlich verbessern
.
Damit wird nicht nur die Basis für wirtschaftliche Arbeitsplätze geschaffen,
sondern auch für die Weiterführung des Schiffsbetriebs im bisherigen Umfang
.
Mit der IGB Klaus kann weiter das bestehende touristische Potential lokal und
grenzübergreifend besser ausgeschöpft werden, als das bisher der Fall war
.
Auch aus volkswirtschaftlicher Perspektive wird die Schifffahrt auf dem
Bodensee gewinnen
.
Die Zahl der Flotten wird konsolidiert
.
Die
SBB hat von Anfang an betont, wie wichtig ihr eine nachhaltige Lösung für das
Unternehmen und die Region ist
.
Der Kanton Thurgau hat klar unterstrichen, dass er auf eine Weiterführung des fahrplanmäßigen
Fährbetriebs und der Kursschifffahrt im bisherigen Leistungsumfang zu
bisherigen Abgeltungskosten besteht
.
Eine Erweitung des Abgeltungsrahmens schließt er aus
.
Um diesen Bedingungen Nachdruck zu verleihen, wurde dem Bieterwettbewerb ein
detaillierter Kriterienkatalog zugrunde gelegt
.
Außerdem wurde die Region mit dem Kanton Thurgau und der Gemeinde Romanshorn
im paritätischen Steuerungsausschuss aktiv in den Prozess eingebunden
.
Die
SBB ist überzeugt, dass der Verkaufsentscheid der SBS sowie der ganzen Region
dient
.
Gleichzeitig dankt die SBB den zwei unterlegenen Bietern
Stadtwerke Konstanz
und der Investorengruppe "Seahorse" für ihr Interesse an der SBS und
ihre Teilnahme am Bieterwettbewerb
.
In
einem vom Verkauf der SBS unabhängigen Prozess hat SBB Immobilien im Oktober
2005 das Massivlagerhaus im Hafen Romanshorn öffentlich zum Verkauf
ausgeschrieben
.
Der Zuschlag erging vor kurzem an die Schweizer "Seahorse"-Gruppe
.
* Der paritätische Steuerungsausschuss besteht aus Vertretern der Gemeinde
Romanshorn sowie der KPMG (beratende Funktion)
.
(Pressemitteilung
der SBB v. 15.12.06)
Flotte geht an Oehler
Stadtwerke Konstanz
haben das Nachsehen – Neue Besitzer wollen Tourismus stärken
Das lange Tauziehen um
die Bodenseeflotte ist entschieden
.
Die SBB verkaufen die Flotte an eine schweizerisch-österreichische Gruppe mit
AFG-Chef Edgar Oehler und Unternehmer Walter Klaus
.
Anfangs
Konkurrenten, später Partner: Für die Interessengemeinschaft Bodensee um
AFG-Chef Edgar Oehler und den Vorarlberger Tourismusunternehmer Walter Klaus hat
es sich gelohnt, eine Allianz zu bilden und am Schluss gemeinsam eine
verbindliche Offerte für die Schweizerische Bodensee-Schiffahrtsgesellschaft (SBS)
einzureichen
.
Der SBB-Verwaltungsrat hat ihnen gestern den Zuschlag gegeben und damit die SBS
mit der österreichischen Flotte zusammengeführt, an der Klaus beteiligt ist
.
Sie ergänzten sich in Größe und Marktausrichtung gut, sagte SBB-Geschäftsleitungsmitglied
Paul Blumental gestern
.
«Größte
Nachhaltigkeit»
Ausschlaggebend für
den Zuschlag sei insbesondere «die größte Nachhaltigkeit» des Konzeptes
gewesen, sagte Blumental
.
Der Preis, über den Stillschweigen vereinbart wurde, habe eine wichtige, aber
nicht entscheidende Rolle gespielt
.
In das neue Unternehmen integriert werden soll zudem der Schiffsbetrieb
Rorschach
.
Dies verbesserte die Grundauslastung der Werft zusätzlich, sagte Blumental
.
Das Nachsehen
haben die
Stadtwerke Konstanz
, denen die SBB die Bodenseeflotte ursprünglich verkaufen wollten; die
Verhandlungen standen kurz vor Abschluss
.
Ihr Angebot ist gemäß Blumental in jeder Beziehung nicht das beste gewesen
.
Der dritte
Bewerber geht nicht leer aus: Die SBB verkaufen der Oberthurgauer Gruppe
Seahorse in einem separaten Verfahren das Massivlagerhaus im Romanshorner Hafen
.
Zufriedener
Kanton
Der Kanton Thurgau
und die Standortgemeinde Romanshorn begrüßen die neue Lösung ausdrücklich
.
«Sie ist nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig die beste», sagte
gestern Regierungsrat Kaspar Schläpfer
.
Noch im Frühling hatten sich sowohl der Regierungsrat als auch Romanshorn für
den Verkauf der SBS an die
Stadtwerke Konstanz
ausgesprochen
.
Kein
Abbau von Arbeitsplätzen
Die neuen Eigentümer
der Bodenseeflotte wollen alle etwa 50 Mitarbeiter bei der SBS übernehmen
.
Ziel ist, das heutige Transportunternehmen zu einem Tourismusbetrieb zu machen
.
«Vor uns liegt ein langer Weg», ist sich der neu designierte
Verwaltungsratspräsident, Hermann Hess, bewusst
.
(Markus Schoch/St.
Galler Tagblatt v. 16.12.06)
Konstanz chancenlos
Offerte der Stadtwerke für
die Bodenseeflotte war in jeder Beziehung nicht die beste
Vor eineinhalb Jahren
standen die
Stadtwerke Konstanz
kurz vor dem Kauf der Schweizer Bodenseeflotte
.
Jetzt haben sie das Nachsehen
.
Ihr Angebot war in jeder Beziehung nicht das beste
.
markus schoch
Die SBB als Eigentümerin
der Schweizerischen Bodensee-Schiffahrtsgesellschaft (SBS) verkaufen ihre
Mehrheitsbeteiligung von 97,5 Prozent an die Interessengemeinschaft Bodensee und
die Investorengruppe um den Vorarlberger Tourismusunternehmer und Mitbesitzer
der Österreichischen Flotte Walter Klaus, die zusammen eine Offerte eingereicht
hatten
.
«Ausschlaggebend war insbesondere die größte Nachhaltigkeit», begründete
SBB-Geschäftsleitungsmitglied Paul Blumental gestern den Entscheid
.
Das Konzept der grenzüberschreitenden Kooperation biete nicht zuletzt dank
Synergien im Werftbereich größtmögliche Gewähr, dass Arbeitsplätze erhalten
würden und der Betrieb Erfolg habe
.
«Die Offerte ist auch langfristig die beste», sagte Regierungsrat Kaspar Schläpfer
.
Personal
wird übernommen
Die neuen Eigentümer,
zu denen unter anderen die Unternehmer Hermann Hess aus Amriswil, AFG-Chef Edgar
Oehler und Beat Hirt aus Romanshorn gehören, wollen Schifffahrt, Fährverbindung
und Werft weiterführen und den Betrieb zu einem Tourismusunternehmen
weiterentwickeln
.
«Das bestehende Personal wird übernommen und soll später gegebenenfalls noch
ausgebaut werden», heißt es in einer Medienmitteilung
.
Beschäftigt werden heute rund 50 Personen
.
Geplant ist, den Schifffahrtsbetrieb Rorschach (SBR) in die dann 16 Schiffe zählende
Flotte zu integrieren
.
Preis
nicht zentrale Rolle
Der Preis spielte gemäß
Blumental «eine wichtige, aber nicht alles entscheidende Rolle»
.
Über den Betrag wurde Stillschweigen vereinbart
.
Das Nachsehen haben die
Stadtwerke Konstanz
, denen die SBB die Schweizer Flotte ursprünglich verkaufen wollten; es lagen
bereits unterschriftsreife Verträge vor
.
«Sie hatten in jeder Beziehung nicht die beste Offerte», sagte Blumental
gestern
.
Nationalistische Motive hätten beim Entscheid «keine Rolle» gespielt
.
Massivlagerhaus
verkauft
Der dritte
Konkurrent, die Seahorse-Gruppe um den Roggwiler Erfinder der
MBT-Gesundheitsschuhe Karl Müller, geht immerhin nicht ganz leer aus
.
Die SBB verkaufen ihm das Massivlagerhaus im Romanshorner Hafen
.
(Markus Schoch/St.
Galler Tagblatt v. 16.12.06)
Kommentar
Auf neuem Kurs!
Oehler heißt der
neue Kapitän
.
Der Name ist noch keine Garantie, aber ein Versprechen: Die Schweizerische
Bodenseeflotte soll in keine Seenot geraten
.
Wie marod die
Schiffe doch schienen
.
Nach Konstanz sollten sie auslaufen – zum freundnachbarschaftlich tiefen Übernahmepreis
.
Bloss weg damit!
Dieser Kurs wurde
korrigiert, zu steif die Brise! Den Verkauf mussten SBB und Kanton nach
Protesten so ausschreiben, wie es sich gehört: über den Wettbewerb
.
Dass die
Stadtwerke Konstanz
dabei nicht mehr zum Zuge kommen würden, war absehbar, als ihnen auf Schweizer
Seite ernsthafte Konkurrenz erwuchs: AFG-Chef Oehler und MBT-Gründer Müller,
jeder für sich ein unternehmerischer Tausendsassa
.
Sie waren bereit, für unterschiedliche Gruppen ihren Namen herzugeben und das
Geld dazu
.
Wer wie die zwei rechnen kann, macht ein solches Bekenntnis nur, wenn eine
tragfähige wirtschaftliche Zukunft des Unternehmens gegeben erscheint
.
Den Zuschlag hat
die Investorengruppe um Edgar Oehler erhalten
.
Diesen Verbund stärkt Tourismusunternehmer Walter Klaus aus Vorarlberg, der
die österreichische Bodenseeflotte mit besitzt
.
Zwei Flotten in Allianz – ein frischer Wind auf See
.
Preis und
Betriebskonzept müssen für diese Investorengruppe gesprochen haben
.
Dies soll nicht bezweifelt werden, auch wenn die Gruppe Seahorse um Karl Müller
ebenfalls gute Chancen gehabt haben dürfte
.
Die Bodenseeflotte
wird nach dem Verkauf einen neuen Kurs nehmen
.
Es wird Aufgabe des Kapitäns auch sein, die Zuversicht der Mitarbeiter wieder
zu stärken, die durch das Verkaufs-Taktieren der ehemaligen Besitzer wohl
gelitten hat
.
Schifffahrt, Fährbetrieb
und Werft werden weitergeführt
.
Die stärkere Einbindung in die gesamte Bodenseeregion als touristischen
Erholungs- und Erlebnisraum ist für die Schifffahrt das zeitgemäße Gebot
.
Geschadet hat
einem Teil der Flotte zuletzt auch ihre Außenwirkung, das Image der
schwimmenden Litfasssäulen
.
Gegen diese grässlich angemalten Werbeschiffe sprechen keine Gründe mehr,
sondern der Geschmack
.
Leicht ließe sich der Makel beheben, ein neuer Anstrich genügte:
Bodenseeschiffe haben weiß zu sein!
(Bruno Scheible/St.
Galler Tagblatt v. 16.12.06)
Auch Rorschacher Schiffe an
neue Gesellschaft
Gemeinsam wie bei
der Sternfahrt nach Rorschach vor einer Woche sollen Bodensee-Schiffe in die
Zukunft fahren, vorerst von drei Gesellschaften: In die bisherige SBB-Flotte,
die nun an Investoren um Edgar Oehler und den Eigentümer der Vorarlberg Lines
geht, soll wie geplant die Rorschacher Flotte integriert werden
.
Und diese neue Gesellschaft will mit der österreichischen Bodensee-Schifffahrt
kooperieren
.
(St. Galler
Tagblatt v. 16.12.06)
Schweizer
behalten ihre Flotte
Der Kaufvertrag war einst schon
unterschriftsreif, doch nun gehen die
Stadtwerke Konstanz
leer aus: Die Schweizerischen Bundesbahnen verkaufen ihre Bodensee-Flotte an
Unternehmer aus dem Thurgau und aus Österreich
.
Dieses Lob dürfte
für den Konstanzer Stadtwerke-Geschäftsführer Kuno Werner bitter klingen: Er
danke den Stadtwerken, die durch ihr Angebot den Prozess mit weiteren Bietern
erst angestoßen hätten, sagte Peter Blumental von der Geschäftsführung der
Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) gestern
.
Doch den Zuschlag für den Kauf der Schweizer Bodenseeflotte erhielten andere
.
Ein Bündnis aus acht Investoren aus dem Thurgau sowie der Vorarlberger
Tourismusunternehmer Walter Klaus übernehmen die Schweizerische
Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft (SBS)
.
Sie verstünden dies als Auftrag, die touristische und wirtschaftliche
Entwicklung des Bodenseeufers zwischen Kreuzlingen und Bregenz zu fördern, erklärten
sie
.
"Wir werden ein maßgeblicher Anbieter von touristischen Leistungen auf
dem See
.
"
Die Entscheidung
hat eine turbulente Vorgeschichte: Bis 2005 galten die Konstanzer Stadtwerke als
einziger Kaufinteressent
.
Sie wollten die Flotte übernehmen, weil sie 2003 bereits die deutschen
Bodensee-Schiffsbetriebe gekauft hatten
.
Die Schweizer Bahn war begeistert
.
Sie hatte sechs Jahre vergeblich einen Käufer gesucht
.
Doch kaum war das Gebot, 2,33 Millionen Euro, unterschriftsreif, stellte sich
ein SBS-Maschinist und Minderheitsaktionär quer
.
Er wurde zum Volkshelden
.
Als Folge schrieb die Bahn den Verkauf aus
.
Schon im ersten Satz ihrer
Pressemitteilung betonten die neuen Eigentümer: Die Schweizer Schifffahrt
"bleibt in Schweizer Händen"
.
SBB-Vertreter Blumental versicherte zwar, die nationale Frage habe keine Rolle
gespielt
.
Das Stadtwerke-Angebot sei in jeder Hinsicht nicht die beste Offerte gewesen
.
Entscheidend seien der (nicht genannte) Preis sowie die Garantie, den Betrieb
im bisherigen Umfang beizubehalten
.
Zudem biete Klaus als Eigentümer der österreichischen Schiffe Chancen zur
Kooperation
.
Doch neue Eigentümer und Vertreter des
Kantons ließen durchblicken, dass das Argument "Schweizer Schiffe in
Schweizer Hand" durchaus eine Rolle gespielt habe
.
Eine Partnerschaft mit Konstanz sei gescheitert, weil Konstanz dominieren
wollte, sagte Hermann Hess als Investoren-Sprecher
.
"Das war mit unseren regionalen Zielen nicht vereinbar
.
" Klaus ist der kleinere Gesellschafter
.
"Herr Klaus bringt viele Millionen und ist trotzdem in der
Minderheit", sagte Hess
.
Stadtwerke-Chef Kuno Werner
sagte, er sei vor allem über das Verfahren enttäuscht
.
Das Ergebnis habe ihn nicht mehr überrascht
.
Nun hätten die Stadtwerke "viel mehr Geld in der Kasse als ursprünglich
angenommen"
.
Diese Mittel werde man in die eigene Flotte investieren
.
"Wir grollen dem Käufer aber nicht und wünschen eine gute
Zusammenarbeit", sagte Werner
.
Das betonten auch die neuen Herren der Schweizer Flotte
.
"Wir halten die Türe offen, es gibt nur einen Bodensee", sagte Hess
.
Als Trost für die
Konstanzer gestand SBB-Vertreter Peter Blumental, er habe die Debatte im Thurgau
auch nicht immer verstanden
.
"Ich war ab und zu stinksauer", sagte er
.
Die Stadtwerke hätten Blessuren erlitten
.
"Ich entschuldige mich dafür
.
"
(Frank van Bebber/Südkurier
v. 16.12.06)
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