Freude
über Schweizer Lösung
Die Reaktionen auf die Veräußerung
der Schweizerischen Bodenseeflotte (SBS) fallen größtenteils positiv aus
Der Kreuzlinger
Stadtammann Josef Bieri sagt, es sei bekannt, dass Kreuzlingen seit Jahren mit
den Stadtwerken Konstanz hervorragend zusammenarbeite, zum Beispiel in den
Bereichen öffentlicher Verkehr oder in der Gasversorgung, und auch die
Attraktivitätssteigerung der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) Schifffahrt durch
Konstanz habe Kreuzlingen gut getan
«Aus rein
wirtschaftlicher Sicht ist der Verkauf der SBS an private Investoren sicher die
beste Lösung», kommentiert die Romanshorner Kantonsrätin Maya Iseli (Grüne)
«Für mich ist es
von zentraler Bedeutung, dass es auf dem Bodensee gute und attraktive
Schifffahrtsbetriebe gibt
SP-Präsident
Peter Gubser ist der Meinung, dass wenn alle Arbeitsplätze erhalten bleiben und
das Angebot attraktiv ausgebaut werde, wie es die neuen Eigentümer versprechen,
man diesen sicher viel Erfolg wünschen könne
«Ich bin hoch
erfreut über diese Schweizer Lösung und froh, dass die SBB und auch
Regierungsrat Kaspar Schläpfer doch noch über ihren Schatten gesprungen sind
Bei der
Stadt Arbon herrscht ebenfalls Freude
(Stefan Borkert/St. Galler Tagblatt v. 18.12.06)
Schweizer Lösung
Die Schweizer Flotte
bleibt mehrheitlich in Schweizer Hand
«Es
braucht neue Anlegestellen»
Modernere Schiffe, mehr
Haltestellen und eine enge Zusammenarbeit mit der österreichischen Flotte:
Diese Ziele haben sich die neuen Besitzer der Schweizer Bodenseeflotte gesetzt.
Die Türen für Konstanz seien offen, so Hermann Hess.
Mit Unternehmer Hermann
Hess sprach Marc Haltiner
Die Überraschung war nicht
mehr ganz so groß, weil wir schon in den Wochen zuvor den Eindruck erhielten,
dass unsere Offerte für die SBB sehr interessant war. Wir sind regional abgestützt
und konnten das touristische Know-how des Vorarlberger Unternehmers Walter Klaus
gewinnen. Wir sind aber dankbar, dass die SBB und der Kanton ihre Meinung
revidiert haben.
Unsere Offerte war gemäß
SBB unter allen Aspekten die beste. Auch beim Preis machten wir Zugeständnisse.
Wir wollten zuerst tiefer gehen, gaben uns dann aber einen Ruck. Unsere 16
Schiffe werden die Werft in Romanshorn optimal auslasten können.
Den Preis wollen wir nicht
bekannt geben. Es ist mehr, als Konstanz mit 2,4 Mio. Franken zahlen wollte.
Insgesamt stellen wir 12 Mio. Franken bereit, um die Investitionen der nächsten
Jahre zu finanzieren. Unsere Gruppe will vor allem in die Schiffe investieren.
Das kann man noch nicht
sagen. Wir müssen prüfen, ob man die alten Schiffe auf den neuesten Stand
bringen kann oder ob es neue Schiffe braucht. Der Erneuerungsbedarf ist groß.
Wir betrachteten die SBS -
anders als Regierungsrat und Gemeindeammänner - immer als Tourismus- und
weniger als Transportunternehmen. Die Stadt Rorschach sah es genauso und schloss
sich uns an. Dann kam Walter Klaus auf uns zu, und wir konnten uns rasch
einigen. Das ist eine außergewöhnliche Konstellation und bedingt großes
Vertrauen auf beiden Seiten. Die Zusammenarbeit war bisher sehr konstruktiv.
Ich selber werde
voraussichtlich das Verwaltungsratspräsidium übernehmen. Beim operativen Geschäft
werden die Österreicher aber mitbestimmen und helfen, eine optimale Produktivität
zu erreichen. Das ist in unserem Sinn.
Diese bleiben unabhängig.
Das Ziel ist aber, dass wir Synergien nutzen wollen. Es gibt ein großes
Potenzial - beim Unterhalt wie beim Betrieb.
Es ist klar, dass wir die
Verbindungen am südlichen und östlichen Bodenseeufer optimieren und
attraktiver gestalten wollen. Wir möchten auch mehr seequerende Verbindungen.
Wir werden aber zudem mit Konstanz an einen Tisch sitzen. Wir wollten ursprünglich
die Stadtwerke beteiligen, doch diese waren nicht zu einer
Minderheitsbeteiligung bereit. Wir sind jetzt ein harmonisches Aktionariat mit
Unternehmern, die sich gewöhnt sind, rasch Entscheide zu fällen. Darum ist es
gar nicht schlecht, wenn die öffentliche Hand vorerst keine Anteile hat.
Es fehlen zwischen
Kreuzlingen und Romanshorn Anlegestellen, diese braucht es aber. Sie sind ein
wichtiger Ausgangspunkt für den Tourismus in der Seeregion. Es ist schade, wenn
wie in Uttwil Hotels geschlossen werden.
Nun gut, der Bodensee kann
auch bei schlechterem Wetter oder im Winter reizvoll sein. Die Schweizer
Investoren wie auch Walter Klaus sind nicht existenziell auf eine kurzfristige
Rendite angewiesen. Wir wollen aber weder die investierten Gelder verlieren noch
auf Renditemöglichkeiten verzichten.
Am 22. Dezember zahlen wir,
und am 19. Januar wird es eine außerordentliche Generalversammlung geben. Der
von den SBB gestellte Verwaltungsrat wird dann zurücktreten, und wir werden
einen neuen Verwaltungsrat wählen. Dann können wir aktiv werden.
Hermann Hess wird Verwaltungsrat präsidieren
Es
gibt immer etwas, das fehlt"
Walter
Klaus (72) über seine Pläne mit den Schweizer Schiffen - und seine eigenen.
VN:
Was hat Sie bewogen, bei der Schweizer Bodenseeflotte zuzuschlagen?
Klaus:
Ich bin der Meinung, dass es sich um eine einmalige Chance handelt, in der
Bodenseeschifffahrt ein Gegengewicht zu den Stadtwerken Konstanz zu schaffen.
Nur starke Partner sind in der Lage, das Angebot insgesamt für den Gast zu
verbessern.
VN:
Wie verliefen die Verhandlungen?
Klaus:
Ich bin kein Großunternehmer, will keiner sein. Eher agiere ich auf der
handwerklichen Ebene. Im Gegensatz beispielsweise zu den Illwerken habe ich
keine Vollzeit-Rechtsanwälte, die für mich verhandeln - sondern mache viel
selbst an der Basis. Da kommt man schnell zu dem Punkt, an dem man ein gutes Gefühl
für den Verlauf der Verhandlungen entwickelt.
VN:
Der Knackpunkt?
Klaus:
Der Knackpunkt war, dass die Schweizer Unternehmer bereit waren, auch mich ausländischen
Unternehmer als gleichwertigen Partner zu akzeptieren.
VN:
Wird die Flotte auch Teil der Nova-Gruppe?
Klaus:
Nein. Das ist nicht möglich. Was ich tun werde, ist die Einnahmenseite so gut
es geht anzukurbeln und die Ausgaben so gut es geht zu reduzieren.
VN:
Sie haben keine Mehrheitsbeteiligung - sind aber der größte Anteilshalter.
Alles nach Ihrem Kommando?
Klaus:
Ich bin der größte Gesellschafter und möchte, dass die Firma so geführt
wird, wie meine bisherigen Firmen geführt werden. Ich kann es nicht erzwingen,
aber ich kann bei den Mitgesellschaftern an die Vernunft appellieren.
VN:
Welche Firma steht als nächste auf der Jagdliste?
Klaus:
Ich bin niemand, der sich mit den Gegebenheiten zufrieden gibt, will die Dinge
in der Zukunft besser machen. Aber ich darf auf mein Alter verweisen. Es ist
sehr schwierig - aber möglich - den richtigen Zeitpunkt für ein Zurückschrauben
der eigenen Aktivitäten zu finden.
VN:
Wann wird dieser Zeitpunkt kommen?
Klaus:
Ich suche ihn derzeit gerade.
VN:
Hubert Gorbach soll am 12. Jänner endlich sein neues Büro beziehen.Erleichtert
das Ihre Suche?
Klaus:
Wenn Österreich dann endlich eine Regierung hat... (lacht). Aber sicher ist der
Vizekanzler wichtig, weil er mir hilft, meine zukünftigen Aufgaben zu bewältigen.
VN:
Somit tritt Gorbach in Ihre Fußstapfen?
Klaus:
Nein. Die Zukunft meiner Firmengruppe ist, so hoffe ich, gut geregelt.
VN:
Wie?
Klaus:
(schüttelt den Kopf und lächelt)
VN:
Und es gibt in Ihrem Firmen-Puzzle tatsächlich keine Teile mehr, die fehlen?
Klaus:
Doch, immer. Es gibt immer etwas, das fehlt. Etwas, das man besser machen kann.
Eine Firma wird wie ein Mensch nie vollkommen sein.
VN:
Weihnachten steht vor der Tür. Ihre Wünsche?
Klaus: Das hab ich mir noch nicht überlegt. Das Christkind wird wissen, was ich brauche.
(Vorarlberger
Nachrichten v. 16.12.06)