Auf Kurs
Die Schweizer
Bodenseeflotte ist unter neuer Führung gut auf Kurs, sagt Verwaltungsratspräsident
Hermann Hess
Hess bilanzierte
an der Hauptversammlung der Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr
Ostschweiz die ersten Monate als neuer Chef auf der Brücke des ehemaligen
Staatsbetriebes
Die meisten im
Verwaltungsrat hätten zwar nicht viel Ahnung von der Schifffahrt mitgebracht
Aber auch im
Grossen ändert sich etwas: Die Schiffe verkehren nicht mehr als schwimmende
Litfasssäulen
Dabei wäre die
SBS eigentlich auf zusätzliche Einnahmen angewiesen
Weil die neuen
Eigentümer insgesamt etwas über elf Millionen Franken zur Verfügung gestellt
haben – davon 3 Millionen für den Kauf –, sind die Ausfälle aus der
Werbung aber verkraftbar
Vorwärts machen
wollen die neuen Besitzer der SBS vor allem im touristischen Bereich
Nach Ansicht von
Tourismusexperte Thomas Bieger von der Hochschule St
Wünschen würde
sich Hess mehr Rückenwind von der Politik
Die Firma ist
jetzt in drei Einheiten gegliedert: die Bodensee Schifffahrtsgesellschaft AG
(Hafen und Immobilien) als Dach, die SBS Schifffahrt AG (Schiffe und
Gastronomie) und die SBS Werft AG
(Markus Schoch/St. Galler Tagblatt v. 24.03.07)
Sofort neue Flaggen bestellt
Hermann Hess, Verwaltungsratspräsident der Schweizer Bodenseeflotte, interessiert sich sogar für Details wie die Garderoben-Haken auf den Schiffen. Denn: «Es lohnt sich, unser Image aufzubauen.»
Noch vor einem Jahr hätte kaum jemand auf sie gewettet: Aber die Thurgauer Investoren-Gruppe hat zusammen mit dem Vorarlberger Tourismus-König Walter Klaus den Konstanzer Stadtwerken in letzter Minute die Schweizer Bodenseeflotte weggeschnappt. Seit knapp drei Monaten sitzen sie nun selbst am Ruder, außer Klaus alles keine Schifffahrts-Experten, dafür Unternehmer, «die etwas von Kunden verstehen», sagte der neue Verwaltungsratspräsident Hermann Hess. Die Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr hatte ihn eingeladen, weil sie wissen wollte, was die neuen Eigentümer mit dem Schiffsbetrieb vorhaben. «Wir sind noch bei der Analyse», sagte Hess. Zurzeit fahre die Schweizerische Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft (SBS) zwar leichte Verluste ein, der Cash Flow sei aber positiv. Insgesamt segle die Flotte in sicherem Gewässer.
Niemand will lange suchen
12 Millionen Franken haben die Investoren
bereitgestellt, um die SBS zu kaufen und
auf Vordermann zu bringen. «Wir haben keine Liquiditäts-Probleme,
aber wir drehen jeden Franken um», meinte Hess schmunzelnd.
Einiges von dem Geld wird den Schiffen zugute kommen.
Denn die Atmosphäre sei ein sehr wichtiger Teil des Erfolges, glaubt Hess.
Deshalb mischt er sich in Details ein wie Vorhänge und Garderoben-Haken.
Neue Flaggen hat er sofort bestellt, nachdem er die verblichenen
und geflickten Nationalitäts-Zeichen gesehen habe. «So etwas
gibt es bei uns nicht.» Falls nötig hätte er die Fahnen aus eigener
Tasche bezahlt. Auch mit Werbung
beschriftete Schiffe duldet die neue Führungs-Crew nicht.
Obwohl dem Betrieb damit mehrere 10 000 Franken an Einnahmen verloren
gehen. Doch dem Verwaltungsrat sind die Aufschriften zu hässlich.
Deshalb werden die SBS-Schiffe in Zukunft wieder in klassischem
Weiß ihre Runden drehen. Auch der Hafen
Romanshorn soll schöner werden. «Ein Hafen muss auf das
Erlebnis See einstimmen», findet Hess. Das kann der zweite Referent,
der St. Galler Tourismus-Professor Thomas Bieger, nur unterstreichen.
Er stört sich an der mangelhaften touristischen Infrastruktur:
Anziehungspunkte seien oft schlecht ausgeschildert, der
Schiffs-Fahrplan sei ein Buch mit sieben Siegeln. Bieger sagt: «Die
Zeiten, in denen der Vater mit dem Kursbuch in der Hand den Familienausflug
plante, sind vorbei.» Heute müsse alles schnell gehen und
simpel sein. Niemand wolle seine kostbare Freizeit mit Suchen oder
Warten verbringen. «Sie müssen es den Menschen einfach machen.» Der Bodensee
biete viele verstreute, eher kleine Erlebnisse. Bieger glaubt,
die Anbieter würden ihre Chancen erhöhen, indem sie sich vernetzen.
Die Schifffahrt müsse ebenfalls Erlebnisse bieten, beispielsweise
mit einer Spielecke für Kinder. Der Neustart bei der SBS
sei eine gute Gelegenheit, um gewisse alte Strukturen über Bord zu
werfen. Sich beispielsweise auf bestimmte Strecken konzentrieren, dort
den Takt erhöhen und so für die Passagiere berechenbar sein.
(Ida Sandl/Thurgauer Zeitung v. 23.03.07)