Werften stehen vor großem
Umbruch
Gibt
es in Konstanz bald eine „Gläserne Werft“ als neue Touristen-Attraktion?
Kann die Stadt Friedrichshafen das Werften-Areal in ihrem Hafen für andere
Projekte nutzen? Über diese Fragen wird hinter verschlossenen Türen
verhandelt. Die Kommunen und die Schifffahrts-Unternehmen am See müssen
Antworten suchen.
Zünglein an der Waage dürfte dabei die
private Bodan-Werft in Kressbronn sein (siehe „Große Pläne in Kressbronn“).
Es ist ein verzwicktes Geflecht. Neben den
Kommunen und den Stadtwerken Konstanz als Mutter der BSB
(Bodensee-Schiffsbetriebe) diskutieren die Schweizerische Bodensee-Schifffahrt (SBS)
und die österreichischen Vorarlberg Lines mit. Sie streben ein gemeinsames
Werften-Konzept an und haben einen entsprechenden Kooperationsvertrag
unterschrieben. Ziel sind Synergien und damit geringere Kosten im aufwändigen
Reederei-Geschäft.
Derzeit sind Werften in Friedrichshafen,
Konstanz, Kressbronn, Romanshorn und Fußach in Betrieb. Die jeweiligen
Unternehmen erledigen in ihnen die üblichen Wartungsarbeiten an den Schiffen.
Neubauten werden meist an die Bodan-Werft vergeben.
Die Städte Konstanz und Friedrichshafen sehen
Entwicklungspotenzial in ihren Häfen – da stört eine Werft eher. Doch
offiziell gibt es nur dürre Auskunft. Andreas Brand, Oberbürgermeister von
Friedrichshafen, gibt gar keinen Kommentar ab. Aus dem Konstanzer Rathaus heißt
es zur Werft im Hafen lapidar: „Solange es keine anderen Alternativen gibt,
ist sie für den Betrieb der BSB weiterhin zwingend erforderlich.“ Eigentlich
ist die ihnen gehörende Werft in Friedrichshafen besser: Sie ist groß und
bietet alle Möglichkeiten. Bei den BSB sieht man durchaus die politische
Notwendigkeit, Friedrichshafen entgegenzukommen. Das dürfte allerdings auch
eine Frage des Preises für das Hafen-Areal sein.
In Konstanz bietet sich eine ganz andere Lösung
an. Im Beirat der BSB wurde bereits eine „Gläserne Werft“ als neue
Attraktion im Hafen vorgeschlagen. Ein Fachmann, vom SÜDKURIER dazu befragt,
nennt die Idee prinzipiell bestechend, zumal sie im Sommer für Veranstaltungen
genutzt werden könnte. Er winkt allerdings aus anderen Gründen ab: „Die
Leute, die darauf setzen, wissen nicht, wie es auf einer Werft zugeht. Da gibt
es so viel Dreck und Staub, da kommen sie mit dem Putzen nicht mehr nach.“
Zunächst verhandelte die Stadtwerke-Führung
mit der Bodan-Werft über die weitere Zusammenarbeit. Im Umfeld der Stadtwerke
wird das Vorgehen als zu einseitig betrachtet: „Die Geschäftsführung hat
nicht glücklich agiert“, heißt es. Es sei richtig, nun mögliche Konzepte
auszuloten. „Wir wollen langfristige Sicherheit haben“, sagt
Stadtwerke-Geschäftsführer Konrad Frommer. Es werde untersucht, welche Lösung
für alle Beteiligten am kostengünstigsten wäre. Ein gemeinsamer Standort hat
aus Sicht von BSB-Geschäftsführer Jörg Handreke große Vorteile: „Sie
brauchen dann jede Werkstatt nur einmal.“
Die Beziehungen unter den Reedern sind nach
gewissen Spannungen deutlich besser geworden. Hermann Hess, Verwaltungsrats-Präsident
der SBS, ist daher ganz gelassen: „Das macht mir alles kein Bauchweh und kein
Kopfweh.“ Die SBS-Spitze hat sich verpflichtet, die Werft in Romanshorn zu
erhalten. Es müsse allerdings investiert werden, sagt Hess. Einen gemeinsamen
Standort Romanshorn sieht er als mögliche Lösung. Fußach wäre eine
Alternative. Bei den Vorarlberg Lines war der zuständige Ansprechpartner für
eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Schiffs-Experte Andreas Ellegast, CDU-Stadtrat in Konstanz und lange im Stadtwerke-Aufsichtsrat tätig, hatte schon vor längerer Zeit ein Schwimm-Dock für Landrevisionen vorgeschlagen. Das sei eher zu teuer, sagt er heute. Er kann sich eine ganz andere Lösung vorstellen: Eine neue Hafen-Anlage, in der im Winter das Wasser abgepumpt wird. Das werde von anderen bereits erfolgreich praktiziert.
(Josef Siebler/Südkurier v. 14.08.10)
Große Pläne
in Kressbronn
„Unser
Gemeinderat hat im vergangenen Jahr ein klares Bekenntnis zum Werftstandort
Kressbronn abgelegt und dabei bleibt es“, sagt Bürgermeister Edwin Weiß zum
SÜDKURIER. Die Verwaltung sei damals beauftragt worden, die städtebauliche
Nutzung für die einmal nicht mehr für den Werftbetrieb benötigten Restflächen
abzuklären.
„Dabei denken wir an eine touristische
Nutzung zum Beispiel mit einem Hotel und an Wohnbebauung, die Neukonzeption
eines Hafens sowie die Neuausrichtung der Uferlinie“, erläutert Weiß, wobei
ihm bewusst sei, dass noch ein steiniger Weg bevorstehe, besonders was die
Belange des Natur- und Landschaftsschutzes betreffe.
„Jetzt sind die Herren der Stadtwerke
Konstanz am Zuge. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und die Voraussetzungen
geschaffen, ein leistungsfähiges Werftzentrum hier in Kressbronn aufzubauen“,
sagt der Geschäftsführer der Bodan-Werft, Robert Dittmann. Es sei an der Zeit,
Nägel mit Köpfen zu machen und richtungsweisende Entscheidungen zu treffen.
Der Diplom-Wirtschaftsingenieur trat erst 2004
in den traditionsreichen Familienbetrieb ein, die „Bodan-Werft Motoren und
Schiffbau GmbH“, und formte daraus eine moderne Unternehmensstruktur mit den
Bereichen Schiff- und Metallbau, Schwimmbadbau, Freizeit und Hafen sowie dem
Konstruktionsbüro als eigene Gesellschaften. Anfang 2006 wurde er geschäftsführender
Gesellschafter.
Robert Dittmann begründet die Erweiterungspläne
damit, dass langfristig am Bodensee ein Werftstandort notwendig wird, der
geeignet ist, auch Schiffe über 80 Meter Länge bauen zu können. Deshalb sei
die Bodan-Werft bestrebt, in einem ersten Bauabschnitt nördlich der Bodan-Straße
in Kressbronn eine neue Werfthalle, ein zusätzliches Werkstattgebäude sowie
ein Hubbecken zu bauen. Die Außenmaße müssten dabei mindestens eine Länge
von 100 Meter, eine Breite von 40 Meter und eine Höhe von 24 Meter besitzen.
Dabei werde die Werfthalle nicht wie ein Betonklotz erstellt, sondern sie
erhalte eine transparente Hülle, verspricht der Geschäftsführer.
(Volker
Geiling/Südkurier v.
21.08.2009)