Noch
vor wenigen Jahren war es nicht vorstellbar. Doch nun kooperieren die drei
Schifffahrts-Unternehmen Stadtwerke Konstanz, die Schweizerische SBS Schifffahrt
AG und die österreichische Walter Klaus Bodenseeschiffahrt GmbH & Co
miteinander. Gemeinsam wollen sie die Werftanlagen in Friedrichshafen,
Romanshorn (Schweiz) und Fussach (Österreich) nutzen, um ihre Flotten kostengünstig
instand zu halten.
Es grenzt an ein kleines
Wunder: Viele Jahre waren sich die Schifffahrts-Unternehmen der drei Bodenseeländer
nicht gerade grün. Als die Stadtwerke Konstanz die Schweizerische Schifffahrt
übernehmen wollten, sträubten sich die Eidgenossen erfolgreich dagegen.
Nun
konzentrieren sich die drei Reedereien nach dem Aus der Bodan-Werft Kressbronn
gemeinsam auf ihre Werften-Standorte. In einer weitreichenden Kooperation werden
sie die Anlagen in Friedrichshafen, Romanshorn (Schweiz) und Fussach (Österreich)
nutzen. Der Vertrag wurde in Konstanz unterzeichnet. „Wir konnten fast alles
ausräumen, weil wir offen und ehrlich aufeinander zugegangen sind“, sagte
Werner Netzer, Geschäftsführer der Vorarlberg Lines.
Beteiligt
sind die Stadtwerke Konstanz GmbH, deren Tochter Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH (SBS),
die Schweizerische SBS Schifffahrt AG und die österreichische Walter Klaus
Bodenseeschifffahrt GmbH & Co. (Vorarlberg Lines). Die Partner wollen ihre
Flotten kostengünstig instand halten. Das Konzept bis zum Jahr 2031 steht. Der
Austausch erfolgt auf Basis von Mietverträgen. Landrevisionen an den Fähren
der Stadtwerke Konstanz werden wegen der Größe der Schiffe in Romanshorn
erfolgen. Ausflugsschiffe der BSB werden weiterhin in der eigenen Werft in
Friedrichshafen gewartet, Schiffe der SBS in Romanshorn. Die Vorarlberg Lines
konzentrieren sich weiter auf Fussach, die österreichische Werft steht den
beiden anderen Partnern zudem für Neubau-Schiffe oder für Instandhaltungen zur
Verfügung. Es werden keine Arbeitsplätze abgebaut, im Gegenteil: Langfristig
soll der Werft-Betrieb ausgebaut werden. Drei Fünftel der Arbeiten am See seien
in Kressbronn erfolgt. Nun erhoffen sich die Partner Aufträge der kleineren
Schiffs-Unternehmen. Die Werft in Fussach sei für die Vorarlberg Lines
eigentlich ausreichend, berichtete Werner Netzer. Doch um in Zukunft
kundenfreundlich und preislich wettbewerbsfähig zu bleiben, brauche jedes der
Unternehmen diese Zusammenarbeit.
Die Romanshorner Werft wird modernisiert, was
schon im Vorfeld feststand. Es sind mehrere Ausbaustufen möglich, die Schweizer
wollen bis zu zehn Millionen Franken (7,7 Millionen Euro) investieren. In
Friedrichshafen seien keine Investitionen nötig.
Seit 1885 arbeite man beim Fahrplan und den
Tarifen in den VSU (Vereinigte Schifffahrts-Unternehmen für den Bodensee und
Rhein) zusammen, sagte Konrad Frommer, Geschäftsführer der Stadtwerke
Konstanz. Nun werde die Kooperation zweckmäßig ausgebaut. Die Bedingungen
seien dabei rechtlich sehr schwierig gewesen: „Es ist am Bodensee nicht so
einfach, länderübergreifend Verträge abzuschließen.“ Hermann Hess, Präsident
des SBS-Verwaltungsrates, sprach davon, es seien Grenzen abgebaut worden.
Bei den ersten Gesprächen war die Kressbronner Bodan-Werft noch beteiligt, später schied sie aus der Kooperation aus, nachdem die Interessen zu unterschiedlich waren. Den Partnern waren die Pläne in Kressbronn zu riskant. Die dortige Werft am Hafen sollte aufgegeben und ins Hinterland verlagert werden. Nach der Insolvenz der Bodan-Werft sei die Kooperation noch nötiger.
(Josef Siebler/Südkurier v. 15.04.11)
(Peter Strauß/Vorarlberg Online v. 15.04.11)
Reedereien unterzeichnen weitreichende Kooperation
Die Stadtwerke Konstanz GmbH mit dem Fährebetrieb, die Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH, die schweizerische SBS Schifffahrt AG und deren Werftgesellschaft SBS Werft AG sowie die österreicherische Walter Klaus Bodenseeschifffahrt GmbH & Co. (Vorarlberg Lines) unterzeichneten am 14. April 2011 eine umfangreiche Kooperationsvereinbarung. Ab sofort werden die Werftaktivitäten der vier großen Reedereien gemeinschaftlich koordiniert und auf die Standorte Friedrichshafen, Romanshorn und Fussach konzentriert. Ein Werftenrat, der sich aus den Vertragspartnern zusammensetzt, übernimmt die Steuerung. Noch offen ist, ob sich die Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein an der Kooperation beteiligt. Gespräche sind geführt.
Bereits im August 2009 schlossen die Partner eine Vereinbarung ab, wonach eine kooperative Instandhaltung aller Flotten angestrebt und die Möglichkeiten hierfür geprüft werden sollten. Dabei war seinerzeit auch die Kressbronner Bodan-Werft beteiligt, die aufgrund unterschiedlicher Interessenlagen mittlerweile jedoch aus der Kooperation ausgeschieden ist. Nach der Insolvenz der Bodan-Werft erhöhte sich die Notwendigkeit einer Werftenkooperation nochmals. Die vorhandene Infrastruktur und der zukünftige Instandhaltungsbedarf der Reedereien wurde in den letzten Monaten eruiert und im Vertrag festgehalten.
Die Kooperationsvereinbarung sieht eine koordinierte Nutzung der Werftstandorte für alle Reedereien vor und sichert den Unternehmen die notwendige Instandhaltung ihrer Schiffe. Hierfür wurde eine detaillierte Nutzungsplanung bis in das Jahr 2031 erarbeitet. Sie regelt die verbindliche Zuteilung aller Schiffe auf die jeweiligen Werftstandorte.
Danach finden Landrevisionen an den Fährschiffen der Stadtwerke Konstanz aufgrund ihrer Ausmaße künftig in der Regel am Standort Romanshorn statt. Ausflugsschiffe der BSB werden wie bisher vorrangig in der hauseigenen Werft in Friedrichshafen gewartet, Schiffe der SBS in Romanshorn. Sofern hier Überschneidungen in der Belegung entstehen, ist ein Belastungsausgleich auf den jeweils anderen Werftstandort vorgesehen. Der Standort Fussach wird weiterhin durch die Vorarlberg Lines genutzt, steht jedoch auch den übrigen Kooperationspartnern für Neubauprojekte und im Bedarfsfall auch für Instandhaltungsmaßnahmen zur Verfügung. Die Nutzung der Werftinfrastrukturen erfolgt auf Basis von Mietverträgen.
Um den Werftstandort Romanshorn für die neuen Anforderungen zu rüsten, wird derzeit die Modernisierung und ein Ausbau geprüft. Letzteres insbesondere, um die Wartung der großen Fährschiffe effizient und schnell gewährleisten zu können. Der genaue Umfang der Investitionen in Romanshorn hängt von der Realisierung der gemeinsamen Planungen ab und wird je nach Ausbaustufe bis zu zehn Mio. Schweizer Franken betragen. Bereits heute steht jedoch fest, dass Erneuerungsmaßnahmen in Höhe von rund zwei Mio. CHF notwendig sind. Die Werftanlagen in Friedrichshafen befinden sich in einem guten Zustand, hier sind derzeit keine größeren Erneuerungsmaßnahmen notwendig.
„Neben der bewährten Zusammenarbeit bei der Fahrplan- und Tarifgestaltung im Rahmen des Verbands der Vereinigten Schifffahrtsunternehmen für den Bodensee und Rhein (VSU) ist nunmehr auch die Kooperation zur Instandhaltung der Flotten gelungen“, erklärte Konrad Frommer, Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz GmbH. Und sagte weiter: „Alle beteiligten Schifffahrtsunternehmen können durch die ausgehandelte Vereinbarung sehr optimistisch in die Zukunft blicken“.
Der Vertrag zur Werftenkooperation wurde unterzeichnet von: Kuno Werner und Konrad Frommer (beide Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz GmbH) Jörg Handreke und Stefan Ballier (beide Geschäftsführer der Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH) Hermann Hess (Präsident des Verwaltungsrates der SBS AG) und Benno Gmür (Delegierter des Verwaltungsrates der SBS AG) Werner Netzer (Inhaber Vorarlberg Lines)
(Stadtwerke Konstanz v. 14.04.11)
Die Konkurrenten spannen
zusammen
Um Kosten zu sparen,
arbeiten die vier Schifffahrtsgesellschaften am Bodensee im Werftbereich künftig
mit- statt gegeneinander. Hauptaufgabe der Werften in Romanshorn,
Friedrichshafen und Fussach ist die Instandhaltung der Flotte von insgesamt 34
Schiffen.
Die
Bodensee-Wertfkooperation gilt für 30 Jahre. Beteiligt sind die Fährbetriebe
der Stadtwerke Konstanz, die Konstanzer Bodensee-Schiffsbetriebe, die
Schweizerische Bodensee Schifffahrt (SBS) und die Vorarlberger Walter Klaus
Bodenseeschifffahrt.
Bodan-Werft nicht dabei
Ob auch die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein mitmacht, ist noch
offen, wie die Reedereien der drei Bodensee-Anrainer am Donnerstag in Konstanz
bei der Unterzeichnung des Vertrags vor den Medien bekannt gaben. Nicht dabei
ist die insolvente Bodan-Werft in Kressbronn. Nach der Stilllegung der großen
Werft am deutschen Bodenseeufer sei die Zusammenarbeit für die Sicherung der
Werftkapazitäten notwendiger denn je, sagte Konrad Frommer, Geschäftsführer
der Stadtwerke Konstanz.
Kein Abbau von Arbeitsplätzen
Einen Abbau von Arbeitsplätzen gebe es nicht, sagte Konrad Frommer weiter.
Vielmehr sichere die Werftkooperation die Zukunft, denn nach dem Wegfall der
Bodan-Werft in Kressbronn brauche es mehr Kapazitäten. Hermann Hess,
Verwaltungsratspräsident der SBS, sagte, in der Werft in Romanshorn werde es
sogar neues Personal brauchen.
Mitarbeiter austauschen
Der Sinn der Kooperation sei die Auslastung der Infrastruktur - denkbar sei auch
ein Austausch der Mitarbeiter, sagte Jörg Handreke, Geschäftsführer der
Bodensee-Schifffahrtsbetriebe. Die Mitarbeiter der Schifffahrtsbetriebe arbeiten
während der Sommersaison auf den Schiffen, im Winter in den Werften.
Ausbau in Romanshorn
Der Standort Romanshorn muss für die neuen Anforderungen ausgebaut werden. «Wir
rechnen in unserer Werft mit Investitionen von bis zu zehn Millionen Franken»,
sagte Hess.
(St. Galler Tagblatt v. 14.04.11)