"Ein
Schiff wird kommen", sang Lale Andersen einst. Und was für ein Schiff!
Zwar ist das MS "Graf
Zeppelin" schon 16 Jahre alt. Wenn es Anfang Mai die Werft in
Friedrichshafen verlässt, wird man/frau es im Inneren nicht mehr wiedererkennen,
so großartig wurde es saniert. Auf dem Paradeschiff der Weißen Flotte ist
Komfort pur eingezogen.
Dass
Lale Andersen die "Graf Zeppelin" gemeint haben könnte, auf die sie
da am Kai wartet, wollen wir nicht behaupten. Sie konnte nicht wissen,
welch" komfortables Schiff da ab Pfingsten den Bodensee durchpflügt.
Schlappe 850 000 Euro lassen sich die Bodensee Schiffsbetriebe (BSB) die
Innensanierung kosten, dem das Schiff seit Anfang Februar im Wasser vor und in
der Werft in Friedrichshafen unterzogen wird. Vorbei werden nach Abschluss der
Arbeiten angelaufene Fenster, zu kühle oder zu heiße Raumtemperaturen oder der
Eindruck sein, beim Betreten in einer Halle zu stehen.
Umfassende
Umgestaltung
Frank
Weber ist für die Koordination der Umbauarbeiten in der Werft zuständig. Im
Mai wird er wieder in seine Uniform steigen, um in seinem eigentlichen Beruf als
Schiffsführer über den Bodensee zu lenken. Die BSB befinden sich in der
komfortablen Lage, vielseitig einsetzbare und kompetente Mitarbeiter zu haben!
"Wir können fast alle Gewerke abdecken", sagt er. Reparaturen oder
Instandhaltungsarbeiten müssen kaum vergeben werden. Zurzeit ist allerdings
Verstärkung von Außen angesagt. Etwa 30 Handwerker sind im Schiffsinneren
zugange, unter ihnen jede Menge "Fremdarbeiter". Sie kommen nicht alle
von den BSB, sondern von Handwerksbetrieben der Region, unter ihnen Firmen, bei
denen Entlassungen angestanden hätten, wäre da nicht der Auftrag der
"Graf Zeppelin" eingegangen. Nach den Plänen der Kressbronner Firma
Idea Design wird das Schiff einer umfassenden Umgestaltung unterzogen, und äußerlich
ohne sichtbare Veränderungen auch die Technik auf den neuesten Stand gebracht.
Hunderte
von Kabeln hängen dem Beobachter momentan von der Decke entgegen. Elektriker,
Klimaanlagen-Spezialisten und Schreiner haben das Schiffsinnere in eine riesige
Werkstatt verwandelt, in der die verschiedenen Gewerke nebeneinander ihre Aufträge
abarbeiten - und im Zeitplan liegen. Auf komplett neue Innenräume darf sich der
Fahrgast freuen. Fußböden in drei Farben und Verkleidungen sind top aktuell.
Immer
wieder wird die Verbindung zur Form des Luftschiffs "Graf Zepplein"
gesucht. So ist der Empfangsbereich in Zeppelin-Form gestaltet, mussten die
ehemalige Kasse einschließlich Garderobe einer einladenden Gestaltung weichen.
Vom Einstiegsdeck aus ist bewusst Raum zugunsten einer heimeligeren Atmosphäre
geopfert worden. Die Möblierung und ein mobiler Raumteiler sorgen jetzt dafür,
dass der Hallencharakter entfällt.
Leinwand
und Beamer erleichtern im Hauptdeck künftig Tagungen und Präsentationen. Dort
geht es multimedial zu. Laptop- und Telefonanschluss sind selbstverständlich.
Frank Weber hofft, nach den räumlichen Veränderungen die bislang 700
Passagiere auch künftig unterzubringen. Größere, wärmegedämmte und getönte
Sicherheitsfenster sorgen für mehr Helligkeit und Durchblick, auch in der Bar,
die statt einem kantigen Tresen künftig einen abgerundeten in Zeppelin-Form
haben und ebenfalls klimatisiert sein wird. Vier Meter lang werden die
ununterbrochenen Fensterflächen sein.
Elektronik
nur zu erahnen
Die
komplette Heizungsanlage wurde modernisiert. Künftig wird mit Wärmerückgewinnung
gearbeitet. Wärmetauscher wurden eingebaut und die Belüftung wird besser
kontrollier- und regulierbar sein. Zuluft kommt auf natürlichem Weg ins Schiff
und was in der verkleideten brandsicheren Decke alles an Elektronik versteckt
sein wird, kann der Gast nur ahnen. Die Elektrik wurde komplett erneuert, die Lüfteranlage
erhält einen Schall- und Wärmeschutz und im Eingangsbereich wird ein
Warmluftschleier dafür sorgen, dass bei geöffneten Türen (wie im Kaufhaus)
keine Temperaturveränderung vonstatten geht. Die Fahrgäste dürfen sich auf
eine fast neue "Graf Zeppelin" freuen.
(Schwäbische
Zeitung v. 25.04.05)