Ein großer, langer Transporter mit Münchner Kennzeichen rollt am Konstanzer Fischmarkt vorbei. Diesem folgt ein weiterer, dann noch einer und so geht es weiter. Der Konvoi zieht interessierte Blicke neugieriger Passanten auf sich. In großen roten Lettern steht "Circus Krone" auf den bulligen Lastkraftwagen. Die Karawane bewegt sich langsam in Richtung Klein Venedig. Immer vorneweg: Frank Protzmann.
Seit acht Uhr an diesem Montag Morgen ist der Fuhrparkmeister des "Circus Krone" mit seiner Mannschaft dabei, den größten Zirkus Europas, über den Bodensee zu befördern. "Bis jetzt ist alles gut gelaufen, es ist noch keiner in der Schweiz gelandet", erzählt er lachend.
Am Freitag traf schon ein kleines Vorkommando auf dem Festplatz ein, um die vier Hauptmasten aufzubauen, Anker zu schlagen und das gesamte Areal nach einem "Generalstabsplan" zu vermessen.
Der Platz ist noch recht überschaubar. Bis auf einige Wohnwagen, einem Heuwagen, einzelnen Mannschaftswagen und diversen PKWs, gibt es hier noch nicht so viel zu sehen. Stunde um Stunde wird es jedoch voller und voller. "Wir können gar nicht mit allen Transportern auf einmal kommen, das würde ein Chaos auf dem Gelände geben," so Frank Protzmann.
Alle fünf Fähren, die von Friedrichshafen nach Konstanz fahren, werden den ganzen Tag und die ganze Nacht über, von dem Fahrmeister und seinem Team, mit Transportern des "Circus Krone" beladen. "Etwa sechs Lieferwagen fahren wir pro Fuhre auf das Schiff. Mehr geht nicht. Der normale Publikumsverkehr will ja auch irgendwann mal rüberkommen. In Friedrichshafen staut es sich sogar schon ein bisschen", erzählt Frank Protzmann schmunzelnd. Für die Überfahrt der schweren Mannschaftswagen, sowie für die geballte Ladung Tiere und Artisten, sind zudem noch zwei Sonderfähren im Einsatz. "Wir haben heute noch zwei Vorstellungen in Friedrichshafen, deswegen werden die Tiere und die Artisten erst gegen Nacht in Konstanz eintreffen", meint er weiter. Die Überfahrt auf dem Bodensee ist für ihn ein richtiges kleines Abenteuer. "In Hamburg auf der Elbe haben wir schon kleinere Sachen transportiert, aber der ganze Zirkus auf dem Wasser - das gab es noch nie." 400 Menschen (einschließlich Bürgermeister), 250 Tiere, 330 Wohn-, Pack-, und Gerätewagen und das größte reisende Zirkuszelt der Welt, das alles muss quer über den See gebracht werden. Eine kleine Stadt mit Schule, Feuerwehr, Kfz-Werkstatt und vielem mehr, die so genannte "Krone-City", setzt ihre Segel und kommt von Friedrichshafen nach Konstanz. "Insgesamt werden wir so etwa 30 Stunden unterwegs sein, bis alles drüben ist. Zwischendurch gibt es hin und wieder ein paar kleinere Pausen," sagt Frank Protzmann und macht sich mit seinen Leuten erneut auf den Weg zur Fähre. Er lässt sich von der Überfahrt nicht stressen und sieht es gelassen.
Bis zum 5. August wird der Zirkus auf dem trockenen Festland von Klein Venedig gastieren, danach geht es erneut auf das Wasser, dann in Richtung Meersburg.
(Mirja
Raff/Südkurier v. 01.08.07)