Auch nachts mit der Fähre pendeln

Stadt Friedrichshafen gibt Impuls für Spätverbindung zwischen Romanshorn und der Zeppelinstadt

Die Messe-Stadt, die Bodensee-Schiffsbetriebe und die Katamaran-Reederei lancieren einen Fähren-Nachtkurs - vorerst versuchsweise für acht Wochen.

Der abendliche Besuch am deutschen «Kulturufer» hatte jahrelang ein frühes Ende: Kein Placido Domingo im Graf Zeppelin-Haus, dessen Konzert zu Ende gehört werden konnte - die letzte Fähre legt in Friedrichshafen um 20.41 Uhr ab und erreicht 41 Minuten später und 13 Kilometer weiter das gegenüberliegende Romanshorn um 21.22 Uhr. Einzige Alternative ist der Umweg über die Fährverbindung Meersburg-Konstanz.

Markttest für zwei Monate

Ab 2. August pendelt die Bodensee-Fähre nun noch einmal später über den See - nämlich von Romanshorn um 21.36 Uhr und von Friedrichshafen um 22.41 (Ankunft in Romanshorn um 23.22 Uhr) - vorerst versuchsweise für acht Wochen. «Ein Markttest», kommentiert Dieter Bögle, Chef der Stadtwerke Konstanz, die die Weiße Flotte von der Deutschen Bahn übernommen haben - und damit die Hälfte der gemeinsamen Fähre Euregia. Der zusätzliche Kurs wird vorerst bis 2. Oktober angeboten, «dann wird Bilanz gezogen», hieß es an der gestrigen Pressekonferenz in Friedrichshafen.

Für die Kosten des Markttests kommen die Stadt Friedrichshafen, die Katamaran-Reederei sowie die Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH (BSB) in Konstanz und die Schweizerische Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft AG (SBS) auf. Ein definitiver Spätkurs mit garantierten Anschlüssen vom Schiff auf die Schiene und umgekehrt würde frühestens 2004 eingeführt. Das Angebot ist verlockend: Nicht nur, dass Häfler und Romanshorner länger am andern Ufer bleiben können. Wer von Zürich über Romanshorn nach Friedrichshafen und Ulm fährt, muss in den nächsten zwei Monaten erst ab 20.07 Uhr los. Umgekehrt hat in Richtung St. Gallen (Ankunft 0.33 Uhr) und Winterthur (Ankunft 0.33 Uhr) Anschluss, wer in Ulm um 21.11 Uhr startet. «Es gilt, Schiffsverbindungen generell in den Blickpunkt zu rücken. Wir glauben, dass der Fährbetrieb durchaus in unser Konzept passt», sagt der Vertreter der Katamaran-Reederei, Reiner Schöttle. Seine Gesellschaft will mit zwei Schiffen die Schnellfähre-Verbindung zwischen Friedrichshafen und Konstanz betreiben.

Pläne bestehen schon länger

Pläne, die mit drei Schiffen bestrittene internationale Fährverbindung auszubauen und zu verstärken, gibt es nicht nur auf Schweizer Seite. «Wir möchten, dass die Schweizer mit ihrem starken Franken in der Tasche nach Friedrichshafen kommen und hier Kultur und Gastronomie erleben», sagt auch Friedrichshafens Oberbürgermeister Josef Büchelmeier. Mit dieser Botschaft stößt er bei Werner Müller, Leiter Abteilung öffentlicher Verkehr/Tourismus im Thurgauer Departement für Inneres und Volkswirtschaft, auf offene Ohren. Denn: Anders als in Baden-Württemberg ist die Fährverbindung seit Juni 2002 nicht mehr Teil der Vergnügungsschifffahrt, sondern bestellte öffentliche Leistung. Und damit abgeltungsberechtigt durch Bund und Kanton - 2003 fließen 620 000 Franken in die je hälftig von der BSP und der SBS betriebenen Fährverbindung.

STICHWORT Fährbetrieb

Mit der Einführung des ganzjährigen Stundentakts seit 1996 stieg die Zahl der mit der Bodenseefähre zwischen Romanshorn und Friedrichshafen beförderten Passagiere kontinuierlich an. 2002 wurden 608 803 Reisende, 56 843 Velos, 4390 Mofas, 67 669 Personen- und 22 175 Lastwagen befördert.

(St. Galler Tagblatt v. 31.07.03)

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