Fähre als Garant für Träume

Landrat bringt Betriebserlaubnis für die nächsten 20 Jahre mit - Volksfest in Staad

Große Geburtstagsparty zum 75. Fährejubiläum: Tausende Besucher feierten gestern ein fröhliches Fest in Staad. Die Redner würdigten die Fähre als Symbol für Mut und Weitsicht - und mühten sich, diesen Glanz auf ihre Projekte fallen zu lassen. Landrat Frank Hämmerle brachte die Betriebserlaubnis für die nächsten 20 Jahre mit.

Ein paar der vielen Festgäste hatten die Anfänge der Fähre selbst miterlebt: Josef Mack (78) war als kleiner Bub schon bei den Testfahrten im Sommer 1928 dabei gewesen. Damals hatte sein Vater, Stadtrat der Zentrumspartei, zur einer Kreuzfahrt auf dem See eingeladen mit Musik und Tanz. "Ähnlich wie da, nur in kleinerem Rahmen", sagte Mack und deutete auf das Festzelt samt Infoständen, Grillbuden und Kinderspielen auf dem Parkplatz des Fähregebäudes in Staad.

Die sieben Festredner waren alle noch nicht auf der Welt, als die Fähre am Morgen des 30. September 1928 zur ersten Linienfahrt ablegte. Doch sie erinnerten ausführlich an die Entscheidungen ihrer Vorgänger und würdigten sie als "unternehmerisch mutig" (Stadtwerke-Geschäftsführer Kuno Werner) sowie als "Symbol für wirtschaftlichen Fortschritt" (Landes-Staatssekretär Stefan Mappus). Landrat Frank Hämmerle sagte, das damals Richtung Thurgau orientierte Konstanz habe sich mit der Fährlinie neues Hinterland erschlossen. Dies sei strategisch geschickt gewesen. Nun werde wohl auch die von den Stadtwerken gekaufte "Weiße Flotte" ein Erfolgsmodell.

Oberbürgermeister Horst Frank bezeichnete die Fähre als "Garant für unsere Stadt, dass wir auch mal Träume verwirklichen können". Wie sie vor 75 Jahren sei heute das Konzert- und Kongresshaus solch ein Traum. "Wir werden uns auch diesem Traum stellen und in die Realität umsetzen", sagte Frank. "Das können Sie von uns erwarten." Bescheidenere Wünsche hatte der Meersburger Bürgermeister Heinz Tausendfreund mitgebracht: Er warb dafür, Meersburg nicht nur als Durchgangsstation zu sehen. "Meersburg ist ein lohnendes Zwischenziel", sagte er - und die vielen Konstanzer Kommunalpolitiker horchten auf, als er ein lohnendes Ziel der Zukunft nannte: die Meersburger Badetherme.

Schon vor 75 Jahren hatten etliche Meersburger gefürchtet, die Fähre brächte ihrem Ort vor allem Durchgangsverkehr, aber keinen Gewinn. Doch viele der heute jährlich 5,5 Millionen Passagiere werden wohl im Bodensee-Städtchen Halt machen und den ein oder anderen Euro liegen lassen. In Konstanz ermöglicht die Fähre ein groß ausgebautes Busnetz. Daran erinnerte Oberbürgermeister Frank und dankte den Bürgern von Staad und Allmannsdorf, dass sie die mit der Fähre verbundene Verkehrsbelastung ertrügen.

Viele der Anwohner waren zu dem Fest gekommen, auf dem unter anderem die Musikvereine aus Allmannsdorf und Petershausen sowie der Oratorienchor für musikalische Unterhaltung sorgten.

Zwischen Reden und Musik überreichte Landrat Frank Hämmerle einen echten Verwaltungsakt. Der dicke Packen Papier enthielt die vom Landratsamt geprüfte und bewilligte Genehmigung für weitere 20 Jahre Linienverkehr auf der Strecke Meersburg-Konstanz. Und so ist mindestens das 85. und 95. Jubiläumsfest bereits gesichert.

(Südkurier v. 07.07.2003)

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