Bodensee-Schiff-Fahrt:
„Höri“ kam nicht unter den Brücken durch
KONSTANZ
(kf) - Als chinesisches Spezialitäten-Restaurant liegt es am Ufer des Alten
Rheines bei Gaissau: das 1927 erbaute und 1968 ausgemusterte Motorschiff
„Höri“. Das erste größere Doppelschrauben-Motorschiff aus der
Bodanwerft Kressbronn transportierte Ausflügler auf dem Untersee zwischen
Radolfzell, der Insel Reichenau und Öhningen.
Als
das Motorschiff „Höri“ erstmals eingesetzt wurde, hoffte man, mit der Route
endlich Gewinn zu erwirtschaften. Bis dahin war sie nämlich immer ein
Verlustgeschäft gewesen.
Die
Konzessionen für den sogenannten Höri-Dienst wechselten seit den 70er-Jahren
des 19. Jahrhunderts immer wieder zwischen der Schaffhauser
Dampfboot-Gesellschaft und den badischen Staatseisenbahnen in Konstanz. 1910
kaufte die Radolfzeller Stadtverwaltung den österreichischen Schraubendampfer
„Karoline“, der unter dem neuen Namen „Stadt Radolfzell“ zusammen
mit dem Motorboot „Nymphe“ einen
permanenten Kursverkehr im Zeller See aufrechterhielt.
Die
„Stadt Radolfzell“ machte im August 1919 Schlagzeilen, als der mit 119
Zentnern Frühkartoffeln überladene Dampfer in Höhe der Halbinsel Mettnau
sank. Passagiere und Besatzung konnten noch rechtzeitig von aufmerksamen
Fischern abgeborgen werden.
1927
lief die „Höri“ vom Stapel: Es war ein stattliches Schiff, auf dem 300
Menschen Platz fanden. Seine Größe brachte allerdings auch Probleme mit sich:
Die „Höri“ kam unter den Brücken von Stein am Rhein und Konstanz nicht
durch und blieb deshalb im Untersee eingesperrt. Sämtliche von Radolfzell
abgehende Kurs- und Ausflugsfahrten endeten in Ermatingen und Öhningen.
Als
von 1928 an Schiffe mit abnehmbaren Kaminen und Steuerhäusern für einen
durchgehenden Verkehr bis nach Konstanz gebaut wurden, verabschiedete sich die
„Höri“ vom Untersee. Sie wurde nur noch auf dem Überlingersee eingesetzt.
Für die Überführung nach Konstanz wurde ein niedriger Herbstwasserstand
abgewartet, trotzdem mussten Hauptmast, Kamin und Steuerhaus demontiert werden.
Über
viele Jahrzehnte leistete die „Höri“ ihren Dienst zwischen Konstanz und Überlingen.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges durch Tiefflieger schwer beschädigt, wurde
das Schiff 1949/50 umgebaut und mit einer neuen Motorenanlage ausgerüstet. Bis
zur Einstellung des Winterverkehrs zwischen Konstanz und Überlingen im Jahre
1960 war die „Höri„auf der Route anzutreffen. 1968 wurde sie entgültig
ausgemustert.