Bodenseedampfer Hohentwiel feiert im Jubiläumsjahr mit Rekordjahr

Just 2009, im Jahr der Wirtschaftskrise, hat das 1913 in den Dienst der Königlich Württembergischen Staatseisenbahnen genommene Linienschiff Hohentwiel nochmals alle Ergebnisse des Rekordvorjahres mit der Fußball Europameisterschaft 2008 und der James Bond-Verfilmung nochmals getoppt. Im zwanzigsten Jahr seiner Neugeburt, nach vorausgegangener Restaurierung, blickt Kapitän und Geschäftsführer Adolf Franz Konstatzky auf eine Rekordsaison zurück.

Auf 170 Fahrten wurden 21.200 Fahrgäste auf einer Fahrt- und Feierstrecke von 9.000 Kilometern befördert. Der Ausflugsdampfer hat in den vergangenen 20 Jahren über eine halbe Million Fahrgäste zu Feiern, Hochzeiten, Ausflugsfahrten und Events aller Art unfallfrei vom Heimathafen Hard über Lindau und Wasserburg und zurückgebracht und dabei kilometermäßig fünf mal die Erde umschifft.

"Wirtschaftlich war dies ein tolles Jahr" resümiert der Kapitän und nennt als besonderen Höhepunkt Film- und Fernsehproduktionen mit dem SWR (Hansi Vogt), dem ZDF (Hansi Hinterseer) oder dem ORF (Forscherexpress mit Thomas Brezina). Hauptattraktion neben dem alten und auf Hochglanz polierten Ambiente von getäfelten Salons und Decks waren wie immer auch die Gourmet-, Festspiel- und Dinner-Fahrten. Kulinarisch versorgt wird die Hohentwiel von der Greber-Gastronomie, die auch das Burgrestaurant am Bregenzer Gebhardsberg betreibt.

Lindauer Geburtshilfe

Eine Steigerung gab es 2009 auch bei den Rundfahrten, die ab Lindau ihren Ausgang nahmen und als Dixieland-Fahrten oder als "Captain's Dinner" bekannt sind. Vor der Verschrottung gerettet hatte die Hohentwiel seinerzeit der Lindauer Altlandrat Klaus Henninger. Dieser hatte mit einer Handvoll begeisterter Seemänner und ein paar Mark in der Tasche 1984 das zuvor ausrangierte Schiff, das als schwimmendes Clubheim im Bregenzer Segelhafen vor sich hin dämmerte, vor den Schneidbrennern einer Abwrackfirma gerettet. Mit der Gründung der Vereinigung Internationales Bodensee-Schiffahrtsmuseum konnte Henninger in Folge 2.500 Vereinsmitglieder gewinnen.

Mit Unterstützung der Anrainerländer und -kantone und rund 4,5 Millionen Mark für die originalgetreue Wiederherstellung des letzten noch existierenden Schiffes aus der Epoche der Dampfschifffahrt, brachten sie die Hohentwiel wieder auf den Weg. Am 17. Mai 1990 stach die Hohentwiel zu ihrer zweiten Jungfernfahrt in See. Über den Winter muss das Schiff auf die Werft, weil eine so genannte Klassenerneuerung seitens des Germanischen Lloyd erforderlich wird. Dabei wird die gesamte Schiffsschale einer Revision unterzogen. Die Kosten sind mit ca. 45.000 Euro veranschlagt.

(Lindauer Zeitung v. 05.11.09)

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