Noch herrscht frühwinterliche Ruhe über dem
See. Hinweise auf die Saison 2005 sind auf dem Wasser kaum erkennbar. Und doch
stehen exklusive Veränderungen bevor. Die Teile für die Katamarane, die ab
Juli Konstanz mit Friedrichshafen verbinden, sind unterwegs von Singapur nach
Kressbronn.
Gibt´s schon einen Fahrplan? Wie hoch werden
die Fahrpreise sein? Für den Geschäftsführer der Katamaran-Reederei Bodensee
GmbH, Rainer Schöttle, sind das längst keine Fragen mehr. Doch bevor er die im
Beirat ausgearbeiteten Antworten an die Öffentlichkeit weitergeben kann muss
erst das Aufsichtsorgan der Reederei grünes Licht geben.
Zwar hält der Widerstand der Berufsfischer
an, und nicht alle Freizeitkapitäne auf dem See sind begeistert über zusätzlichen
Schiffsverkehr, doch zu verhindern sind die Katamarane nicht mehr. Im Juli 2005
sollen sie erstmals offiziell den See zwischen der Konzilstadt Konstanz und der
Zeppelinstadt Friedrichshafen durchpflügen. An diesem Zeitplan hat sich nichts
geändert.
Anlegestelle ab Januar
Im Moment wird vor der "Imperia" in
Konstanz die Anlegestelle ausgebaggert, Anfang Januar wird es vor der alten
Kreissparkasse in Friedrichshafen so weit sein. Für etwa zehn Tage herrscht
dort dann Baustellensituation. Ursprünglich vorgesehene Tankstellen müssen nun
doch nicht angelegt werden. Aufgrund der Klimaverbesserungen zu den
Bodensee-Schiffsbetrieben können deren Zapfsäulen genutzt werden. Sorgen
machen allein die derzeit hohen Dieselpreise.
Singapur haben die Katamaran-Gerippe bereits
verlassen. Auf der holländischen Damen-Schiffswerft, wo etwa 4000 Mitarbeiter
beschäftigt sind und selbst nach Meinung der Bodan-Werft "hervorragende
Qualität" produziert wird, waren die Rümpfe der beiden Schiffe gebaut
worden. Nach der Ankunft in Rotterdam in etwa drei Wochen werden die Großteile
per Straßentransport nach Kressbronn transportiert und auf der Bodan-Werft
zusammen geschweißt.
Die Befürworter auf beiden Seeseiten sind im
Gegensatz zu den Kritikern von der Wirtschaftlichkeit der neuen ÖPNV-Verbindung
überzeugt und ziehen zum Vergleich gerne die positive Entwicklung der
Bodensee-Oberschwaben-Bahn (BOB) heran. Die Katamaran-Reederei vertraut
landesweiten Studien über die Verkehrsentwicklung und dem Planungsbüro, das
auch bei der BOB richtig lag. Allerdings: Damit die BOB ein Erfolg
werden konnte, waren existierende Busverbindungen gestrichen worden. Der
Katamaran muss sich eine neue Klientel suchen. Und wegen H&M muss kein
Häfler mehr nach Konstanz.
Im Jahresdurchschnitt sollen 1200 Fahrgäste
täglich die Katamarane nutzen, die stündlich verkehren und 5,5 Millionen Euro
kosten. Die Hälfte der Kosten übernimmt das Land. Resonanz erhofft man sich
von Pendlern jeglicher Couleur (Azubi und Studenten). Und nicht nur
Messe-Besucher befinden sich im Visier der Verkehrsbetreiber. Aussteller,
die in Friedrichshafen kein Hotelzimmer finden, können dann nach Konstanz
ausweichen.
(Schwäbische
Zeitung v. 23.11.04)