Die Katamarane nehmen Gestalt an

Hochbetrieb in der Bodan-Werft in Kressbronn: Enger Zeitplan erfordert Schichtbetrieb - Feilschen um jedes Kilo

Es scheppert, es rumpelt, es leuchtet und blitzt in der Bodan-Werft in Kressbronn. "Ja, wir haben gut zu tun", sagt Schiffbauleiter Jürgen Mattulat. Denn mit dem Bau der zwei Bodensee-Katamarane, die ab Juli zwischen Friedrichshafen und Konstanz fahren sollen, haben die Schiffsbauer alle Hände voll zu tun.

In der kommenden Woche wird die letzte Lieferung von Teilen aus Singapur erwartet, wo die Komponenten für die beiden Doppelrumpfschiffe hergestellt wurden. Mit den Teilen aus den ersten Lieferungen ist die Arbeit in vollem Gang. Die Rümpfe für den ersten Katamaran sind weitgehend zusammengeschweißt. Derzeit werden die Decks montiert. Die Hecksektion der Rümpfe fehlt noch. Denn in die werden erst noch die Antriebe eingebaut. "Mit dem zweiten Schiff haben wir schon begonnen. Mit dem dürften wir bald zum ersten aufschließen", erklärt Schiffbauleiter Mattulat.

Urlaub zwischen den Feiertagen gab es für viele Mitarbeiter der Bodan-Werft nicht. Denn der Bauzeitplan ist so eng, dass jeder Werktag genutzt werden musste. Ab kommender Woche wird im Zweischichtbetrieb gearbeitet. Zu den eigenen Mitarbeitern kommen sechs Schiffsbauer aus Singapur, wo die holländische Damen-Werft die Aluminium-Teile herstellte. "Wir hätten sowieso zusätzliches Personal gebraucht. Deshalb ist es gut, dass uns Leute unterstützen, die die Teile hergestellt haben", erklärt Mattulat. Die Schweißer aus Südostasien sind vom Germanischen Lloyd - einer Art Schiffs-TÜV, der weltweit Schiffe zertifiziert - zugelassen. Die Bodan-Werft profitiert vom Wissen, das die Schiffsbauer aus Singapur bereits gesammelt haben. Mattulat: "Die wissen, worum's geht. Wir hätten bei Null anfangen müssen." Immerhin habe die Damen-Werft bereits etwa zehn solcher Katamarane gebaut.

Anspruchsvoll ist nicht nur der Zeitplan. Im Mai sollen die Schiffe vom Stapel laufen und Probe gefahren werden, damit sie im Juli in Betrieb gehen können. "Derzeit sieht es so aus, als ob wir den Zeitplan schaffen", sagt Mattulat. Ende Januar soll das erste Schiff im Rohbau fertig sein. Anspruchsvoll ist auch das Ziel, möglichst leicht zu bauen. Deshalb kommen auch keine Friedrichshafener MTU-Motoren zum Einsatz, sondern Motoren des Konkurrenten MAN. "Es kommt auf jedes Kilo an", sagt der Schiffbauleiter. "Denn jedes Kilo mehr bringt uns näher an den Punkt, an dem der Katamaran größere Wellen verursacht." Aber der Katamaran soll möglichst keine großen Wellen schlagen. Jedes Teil, das in die Schiffe eingebaut wird, wird gewogen, jedes Teil, das rausgenommen wird auch. So wird von vornherein das künftige Gewicht der Schiffe ermittelt. Die Sitze werden sogar in Australien gekauft. Denn die sind einige Kilo leichter als die deutschen.

(Südkurier v. 08.01.05)

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