Katamaran: „Ausstieg wäre
jetzt das falsche Signal“
Die in Konstanz vom Zaum gebrochene
Katamaran-Debatte hat im Häfler Gemeinderat eine vergleichsweise milde
Fortsetzung gefunden. Bis auf die Grünen bekannten sich alle Fraktionen zum
Katamaran. Nicht ohne Wenn und Aber und mit weitreichenden Erwartungen
hinsichtlich Marketing, Fahrpreisgestaltung und Einbindung in die Stadtverkehre
beziehungsweise den Verkehrsverbund Bodensee-Oberschwaben.
Die beiden Städte beziehungsweise deren
Stadtwerke haben seit 2004 jährlich rund 400.000 Euro Defizit getragen, die die
Katamarane eingefahren haben. Die Prognosen, dass der Betrieb der Katamarane spätestens
im fünften Betriebsjahr schwarze Zahlen schreibt, haben sich nicht erfüllt und
werden sich unter den gegebenen Umständen auch nicht erfüllen. Dafür werden
unter anderem die gestiegenen Treibstoffpreise, die Anschaffung eines dritten
Schiffes, das Ausbleiben der Berufspendler und die hohen wasserrechtlichen
Auflagen ins Feld geführt. Dennoch kommt der Katamaran auf einen
Kostendeckungsgrad von rund 72 Prozent, was im öffentlichen Nahverkehr gar
nicht so schlecht ist.
Für die Mehrheit im Häfler Gemeinderat geht
es deshalb gar nicht so sehr darum, das Defizit signifikant zu senken als
vielmehr die Akzeptanz und die Attraktivität des Katamarans zu steigern. „Ob
das Defizit sinkt, ist sekundär“, sagte Norbert Fröhlich (CDU). Der
Katamaran müsse für die Einheimischen attraktiver werden, und das gehe nur über
den Tarif. „Der Fahrpreis ist abschreckend“, sagte auch Roland Frank (SPD).
Und Eberhard Ortlieb (FW) erzählte von seinen „beiden Damen“, die von
Fischbach aus lieber mit dem Bus nach Konstanz fahren, es sei schneller,
billiger und man müsse keine zwei Tickets lösen. Zehn Euro statt 19 Euro im
Winterhalbjahr und wesentlich günstigere Tickets für Schüler und Studenten
forderte Fröhlich. „Rollstuhlfahrer sind vom Katamaran begeistert“, sagte
Gerlinde Ames (FDP). Der Schnellbus habe die Barrierefreiheit bis heute nicht
geschafft.
Allein Mathilde Gombert (Grüne) stellte die
Existenzfrage. Die Erwartungen hätten sich in keiner Weise erfüllt. Deshalb
gilt für sie die Maxime: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne
Ende. Ein Ausstieg würde mindestens sieben Millionen Euro kosten, wäre nach
Auffassung ihres Parteifreundes Frank das falsche Signal.
(Schwäbische Zeitung v. 14.12.10)