Herzattacke auf dem Katamaran

Bei einem Notfall an Bord leisten Mannschaft und Passagiere erste Hilfe - Fahrgast weist auf fehlenden Defibrillator hin

Es geschah noch in der Friedrichshafener Hafeneinfahrt: Ein Passagier, der mit dem Katamaran nach Konstanz fahren wollte, erlitt eine schwere Herzattacke. Sofort eilte die Mannschaft und die Passagiere zu dem Mann, der mit seiner Ehefrau unterwegs war, um ihm zu helfen. „Es waren zu dem Zeitpunkt drei Ärzte anwesend, die die ärztliche Versorgung übernehmen konnten“, schildert Silke Rockenstein , Pressesprecherin der Katamaran-Reederei, den Notfall an Bord, der sich schon vor zwei Wochen ereignete.

Während sich die Passagiere um den Mann kümmerten, leitete die Crew sofort ein Wendemanöver ein, informierten den Rettungsdienst und fuhren zurück zur Anlegestelle in Friedrichshafen. „Dabei musste einer der beiden Crewmitglieder auf der Brücke sein, der andere das Anlegemanöver überwachen“, so die Pressesprecherin.

Dieter Mäder, Tourist aus dem nordrhein-westfälischen Hückeswagen, der ebenfalls als Fahrgast an Bord war, erhebt allerdings Vorwürfe gegen die Crew: „Wir konnten die Hilflosigkeit der Mannschaft beobachten. Keiner war in der Lage, Erste Hilfe zu leisten. Ein Notkoffer beinhaltete nur Verbandsmaterial“, so schreibt Mäder in einer Email an den SÜDKURIER. Zudem habe es an Bord keinen Defibrillator gegeben, ein Gerät das durch Stromstöße Herzrhythmusstörungen oder Kammerflimmern beenden kann. „Wir wollen mit dieser Email auf diesen speziellen Missstand hinweisen“, schreibt Dieter Mäder besorgt weiter.

Silke Rockenstein von der Katamaran-Reederei weist diese Vorwürfe entschieden zurück: „Unsere Mitarbeiter werden alle zwei Jahre vom Deutschen Roten Kreuz in Erster Hilfe geschult und sind selbstverständlich in der Lage, bei meidzinischen Notfällen zu reagieren“, sagt sie. „Die Crew hat das einzig Richtige getan, nämlich schnellstmöglich zu wenden und den Katamaran wieder in Friedrichshafen anzulegen“, so Rockenstein weiter.

Allerdings bestätigte sie, dass es tatsächlich keinen Defibrillator an Bord der beiden Katamarane gebe. Auf den Bodenseefähren gibt es dagegen diese Geräte, die im Notfall Leben retten können und auch von Laien benutzt werden können. „Wir denken nach diesem Vorfall darüber nach, ob wir auch die Katamarane damit ausstatten“, erläutert die Pressesprecherin der Katamaran-Reederei gegenüber dem SÜDKURIER. Sie weist darauf hin, dass der Notkoffer an Bord ein üblicher Erste-Hilfe-Koffer sei und keineswegs nur mit Verbandsmateriale gefüllt gewesen sei.

Nach etwa 35 Minuten konnte der Mann schließlich an Land von einer Notärztin und einem Rettungsteam versorgt werden und wurde mit dem Krankenwagen in ein Krankenhaus gebracht. „Leider dürfen wir wegen der Schweigepflicht keine weiteren Informationen darüber geben, wie es dem Mann jetzt geht“, sagt Silke Rockenstein .

(Kerstin Mommsen/Südkurier v. 29.05.12)  

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