Noch nie waren mehr Fahrgäste
an Bord von Fridolin, Constanze
und Ferdinand als 2012. „Nach einem
schwachen Frühjahr mit Eis im Februar und schlechtem Wetter im April hätten
wir das nicht für möglich gehalten“, ist Oberbürgermeister Brand
erleichtert. „Doch danach haben wir in nahezu jedem Monat die Vorjahreszahlen
toppen können, im Dezember um fast ein Drittel“, so Brand, für den die
Verbindung nach Konstanz „eine wachsende Bedeutung für die Lebensqualität
der beiden Städte“ hat.
Das bestätigt der Konstanzer OB Burchardt: „Der Katamaran ist wirklich ein
Bindeglied zwischen Konstanz und Friedrichshafen geworden“, zieht er Bilanz.
„Ob zu den verkaufsoffenen Sonntagen in beiden Städten, zu den Messen in
Friedrichshafen oder den Festen in Konstanz – es findet ein reger Austausch
statt.“ Der gebürtige Konstanzer erinnert sich: „In meiner Jugend war
Friedrichshafen für uns sehr weit weg. Durch den Katamaran ist das heute völlig
anders.“ Das strahle auch auf die gesamte Region aus und verbinde den
Bodenseeraum.
Für die ausgezeichneten Fahrgastzahlen hauptsächlich verantwortlich seien die
zahlreichen Preisaktionen, berichtet Reederei-Geschäftsführer Manfred Foss.
„Wir haben den Ansatz von 2011 weiter optimiert und neue Aktionen hinzugefügt
– zum Beispiel die Aktion ‚14 Euro ab 14 Uhr‘, die den ganzen Sommer über
lief und sehr erfolgreich war.“
Ebenfalls erfreulich: Auch bei den Stammgästen wird der Katamaran immer
beliebter. Über 1.200 Monats- und Jahreskarten hat die Reederei 2012 verkauft,
58 Prozent mehr als 2011. Die KatCard erweist sich ebenfalls als Zugpferd: Die
Rabattkarte, mit der die Einzelfahrt immer nur fünf Euro kostet, nutzten 125
„Mehrfahrer“ – auch dies ein Zuwachs von 80 Prozent. Eine weitere
Zielgruppe, die an Bedeutung gewinnt, sind die Radfahrer: 2012 nahmen die
Katamarane über 15.000 Fahrräder mit, fast 20 Prozent mehr als 2011.
Ebenfalls erfreulich: Das Defizit fällt 2012 voraussichtlich ähnlich
hervorragend aus wie im Jahr zuvor. Und das, obwohl das Ergebnis 2011 noch
besser war als zunächst verkündet. „2011 hatten wir statt der zunächst
kommunizierten 600.000 Euro Verlust letztlich nur 374.000 Euro“, erklärt Foss.
„Dass wir dieses ausgezeichnete Ergebnis 2012 nahezu wieder erreichen, freut
uns sehr und macht uns stolz.“ Denn es komme hinzu, so Foss, dass die Reederei
2012 deutlich höhere Treibstoffpreise und Wartungskosten für die älter
werdenden Motoren zu tragen hatte. „Unter 400.000 Euro Defizit, das entspricht
einem Kostendeckungsgrad von 88 Prozent und ist ein Spitzenwert“, so der
Reederei-Chef. Bundesweit erreichten Verkehrsunternehmen im Durchschnitt 78
Prozent.
Mit zum Erfolg beigetragen hat die Tatsache, dass die Katamarane weiterhin sehr
zuverlässig unterwegs sind. Abgesehen von dem einwöchigen Betriebsstopp
infolge Eisgangs in den Häfen im Februar lag die Verfügbarkeit der Katamarane
bei über 99 Prozent. . Lediglich bei vier der insgesamt – zumeist
sturmbedingten – 96 Kursausfälle waren technische Störungen die Ursache.
„Wir sind sehr zufrieden mit diesen Werten“, erklärt Geschäftsführer
Handreke.
„Bis Ende 2013 wird die Reederei die Haupt-Antriebsmotoren der Katamarane
erneuern“, berichtet Handreke. „Nach acht Betriebsjahren mit rund 64.000
gefahrenen Kursen, größtenteils unter Volllast der Motoren, ist es
mittelfristig wirtschaftlicher die Motoren zu erneuern als sie kostenaufwändigen
Haupt-Revisionierungen zu unterziehen“, so der Katamaran-Technikchef.
A propos Volllast: Hier wird die neue wasserrechtliche Erlaubnis, die das
Landratsamt Konstanz im Dezember erlassen hat, kurzfristig spürbar
Erleichterung bringen – für die Reederei wie für Umwelt. Denn künftig sind
die Katamarane in Sommer und Winter auf einer einheitlichen Route und mit
angepassten Geschwindigkeiten unterwegs. „Wir dürfen künftig in den
Anfahrtbereichen vor Konstanz und Friedrichshafen etwas schneller fahren und
brauchen dafür auf dem See nicht mehr mit Vollgas zu fahren“, so Handreke.
„Das bringt der Reederei beim Kraftstoff jährliche Kosteneinsparungen im
hohen fünfstelligen Euro-Bereich und der Umwelt eine jährliche Entlastung von
420.000 kg beim CO2-Ausstoss“ erklärt Handreke.
Eher mittelfristig entlastend werden sich die weiteren Bestimmungen der
wasserrechtlichen Erlaubnis auswirken. So wurden bei der Einführung der
Schiffsverbindung zunächst zwei Schiffsführer auf der Kommandobrücke der
Katamarane vorgeschrieben. So sieht sie einen Schiffsführer und einen Matrosen
oder Motorenwart – statt zweier Schiffsführer – vor. Außerdem kann die
Reederei zukünftig auf Zusatzeinrichtungen wie eine zweiten Radaranlage oder
eine Wärmebildkamera verzichten. „Die bisherigen Bestimmungen waren für uns
restriktiver als für alle anderen Schiffe auf dem Bodensee. Deswegen begrüßen
wir die erfolgte Gleichbehandlung der Katamarane mit anderen
Fahrgastschiffen“, so Handreke: „Wir haben qualifizierte
Katamaran-Besatzungen gemäß den bisherigen Auflagen und brauchen jetzt etwas
Zeit, um die möglichen Kosteneinsparungen zu realisieren.“ Gleiches gelte für
die technischen Zusatzausrüstungen, wo Einsparungen erst bei einer möglichen
Ersatzbeschaffung greifen können.
„Mit der neuen wasserrechtlichen Erlaubnis haben wir eine gute Basis für die
Zukunft“, blickt Handreke auf die nächsten Jahre. Und Foss ergänzt: „Wir
sind weit entfernt von ruhigen Gewässern. Aber wir haben nun technisch und
vertrieblich sehr gute Voraussetzungen für die nächsten Jahre geschaffen.“