Katamarane legen Rekordtempo vor

Mit derzeit 2000 Fahrgästen täglich weit über Soll - "Fridolin" bekommt neuen Generator

"Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so fantastisch läuft", sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Ulrich Müller über die Katamaranverbindung zwischen Friedrichshafen und Konstanz. Derzeit transportieren die Schnellfähren 2000 Menschen pro Tag, ab 1200 ist der Betrieb wirtschaftlich. Bleibt dies bis Mitte September so, reichen bis Jahresende 600 Fahrgäste pro Tag, um schwarze Zahlen zu schreiben.

Ulrich Müller nutze am Samstag eine interne Veranstaltung der CDU auf dem Katamaran, um sich zuvor bei Rainer Schöttle, Geschäftsführer der Katamaran-Reederei, über den Stand der Dinge bei der Schnellfähren-Verbindung zu erkundigen, bei der er als ehemaliger Verkehrsminister ein gewichtiges Wort mitredete. Besonders begeistert ist Müller, dass der laufende Betrieb der beiden Katamarane nicht bezuschusst werden muss. "Wenn Sie sehen, dass für die Zugverbindung von Basel bis zum Friedrichshafener Flughafen im Jahr vom Land rund fünf Millionen Euro an Zuschüssen fließen müssen, ist das eine tolle Leistung", so Müller.

Schöttle führt die guten Passagierzahlen, über 100000 seit Aufnahme des Betriebs, natürlich auch auf die Tourismussaison und den Schnuppereffekt zurück. "Aber es sind viele Menschen aus der Region dabei", so Schöttle. "Viele nutzen die Gelegenheit, um einmal Konstanz oder umgekehrt Friedrichshafen richtig zu erkunden", berichtet Schöttle. Der See habe hier bisher trennend gewirkt. "Das Ziel, ein Zusammenwachsen am See zu erreichen, ist damit viel näher gekommen", begeistert sich Müller.

Schöttle macht allerdings keinen Hehl daraus, dass es noch viel zu tun gibt. Zum einen die organisatorische und technische Optimierung der Verbindung. So erhält "Fridolin" Anfang der Woche einen neuen Generator, da der eingebaute eine schwankende Stromleistung hat. Bereits im Januar müssen die Dieselmotoren beider Fähren genau geprüft werden, da sie eine extrem hohe Laufleistung haben. Abgeschafft wurde inzwischen, dass die Fahrkarten nur zwei Stunden Gültigkeit haben. Teilweise war der Andrang auf den Katamaran so hoch, dass es Passagieren nicht gelang, in dieser Zeit eine Fähre zu erwischen. Die "klassische" Entwertung wurde wieder eingeführt.

Verbessert werden soll auch die Vermarktung und Einbindung der Katamarane in der Region. So wurden etwa Sonderfahrten abends beispielsweise zum Kulturufer, Seehasenfest, Seenachtsfest und den Sommernächten angeboten. Einzig die Fahrten zum Seenachtsfest seien wirtschaftlich ein Erfolg gewesen, der Rest ein Flop, berichtete Schöttle. Dies zeige, wie wenig vertraut Häfler bzw. Konstanzer mit den Festen am jeweils anderen Ufer seien, meinten Schöttle und Müller. Die Katamaran-Reederei will aber weiter spezielle Sonderfahrten anbieten, beispielsweise zum "Aha"-Konzert in der Messe. In Konstanz gab es bereits Gespräche und in Friedrichshafen ist für September ein Gespräch unter anderem mit der Stadt, der Messe und dem Flughafen geplant. Hinterher hinkt bisher der Dauerkartenverkauf. "Hier müssen wir noch etwas tun", sagt Schöttle. Die Zahl der Pendler sei bislang sehr klein. "Das sind aber die wichtigsten Kunden", bemerkte Müller. Größere Kontingente konnten nur wenige verkauft werden, etwa an die Sparkasse Bodensee.

Abgekühlt scheint sich auch die hitzige Stimmung zwischen Fischern und Seglern auf der einen und Katamaran-Reederei auf der anderen Seite zu haben. "Viele Segler grüßen uns sehr freundlich, wenn der Katamaran vorbeifährt", berichtet Schöttle. Von den Berufsfischern habe er bisher keine weiteren Beschwerden zu hören bekommen. "Es ist Ruhe", sagt Schöttle. "Ich denke, mit den Seglern ist das Thema abgehakt." Er habe gehört, dass es heiße: "Heh, so harmlos ist das", wenn diese die relativ kleinen Katamarane zu Gesicht bekommen. Kritische Situationen habe es mit den Schiffen bisher nicht gegeben.

(Südkurier v. 29.08.05)

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