"Fridolin" hängt
an der Kette
Katamaran sechs Stunden außer
Betrieb - Morgen muss er in die Werft
Gestern Morgen kurz nach 6 Uhr musste der
Katamaran eine Zwangspause einlegen. Vor der Einfahrt in den Friedrichshafener
Hafen hat sich eine Bojenkette in der Schiffsschraube verfangen. Vier Stunden
hing "Fridolin" fest.
Da das Fährschiff nicht mehr manövrierfähig
war, stoppte der Schiffsführer sofort die Maschinen und verständigte die
Wasserschutzpolizei. Die nahm die zwei Fahrgäste an Bord und brachte sie an
Land.
Um das Schiff wieder frei zu bekommen, waren
neben dem Polizei- und einem Zollboot auch zwei Taucher der Wasserschutzpolizei
im Einsatz. Das Motorschiff
"Schwaben" war ausgelaufen, falls ein stärkeres Schiff zum
Freischleppen gebraucht würde. Zweieinhalb Stunden lang mussten die beiden
Taucher im zwar nur knapp eineinhalb Meter tiefen, aber nur drei Grad kalten
Wasser ausharren. Erst gegen 10.20 Uhr, nachdem die Taucher die Schraube von der
Bojenkette befreit hatten, konnte das Schiff der Wasserschutzpolizei den
Katamaran freischleppen, dessen Schraube im Sand festsaß.
Vier Fahrten des Katamarans fielen aus. Um
12.02 Uhr ging er wieder in Betrieb. Nach Auskunft der Katamaran-Reederei, hat
"Fridolin" keinen nennenswerten Schaden genommen. Die Polizei taxiert
ihn mit etwa 3000 Euro. Zur Sicherheit soll das Schiff aber am morgigen Mittwoch
zur Bodan-Werft, so dass morgen kein Katamaran fährt. Für die sowieso auf der
Werft befindliche "
Schuld an diesem Zwischenfall ist der niedrige
Wasserstand. Dem Schiffsführer sei kein Vorwurf zu machen, sagt Heinz Unglert,
Leiter der Wasserschutzpolizei-Station Friedrichshafen. Der Katamaran habe sich
in der Fahrrinne befunden. Doch wegen des niedrigen Wasserstands konnte die für
höhere Wasserstände ausgelegte Kette der orangenen Radarboje vom leichten
Ostwind weiter als üblich westwärts abgetrieben werden. Der Katamaran fuhr an
der Boje vorbei, wobei sich die Kette in der Backbordschraube verfing.
Der Pegel in Friedrichshafen zeigte gestern
einen Wasserstand von 2,37 Meter an. Damit fehlt nicht mehr viel, um den
historischen Tiefststand zu erreichen: Der niedrigste jemals gemessene Wert am
Pegel Friedrichshafen liegt bei 2,26 Meter. Nach Auskunft von Lothar Heissel,
Leiter des Referats Gewässer erster Ordnung und Hochwasserschutz beim
Regierungspräsidium Tübingen, rechnet die Behörde damit, dass Ende Januar ein
neuer Tiefstand erreicht werden könnte. Abhängig vom Wasserzufluss aus dem
Alpenraum könnte der Bodensee bei der vorherrschenden Wetterlage pro Woche
jeweils weitere fünf Zentimeter sinken. Ein Pegel von 2,20 Meter in
Friedrichshafen "ist durchaus drin", sagte er gestern auf Anfrage
unserer Zeitung.
(Katy Cuko/Südkurier v.
17.01.06)
Berufsfischer sehen sich in ihrer Angst bestätigt
Ungewollter Stopp vor dem Häfler Hafen: Dort hat sich gestern Früh die Schraube des Katamarans "Fridolin" in der Stahlkette einer Boje verfangen. Vier Stunden lang hing "Fridolin" fest. Geschätzter Schaden: 3000 Euro. Bodenseefischer befürchten jetzt, Ähnliches könnte mit ihren Fischernetzen passieren.
Nur einen Steinwurf ist das modernste
Passagierschiff auf dem Bodensee von der Hafeneinfahrt entfernt, als es
passiert. In aller Herrgottsfrühe wickelt sich die Kette einer signalfarbenen
Boje um die Backbordschraube des Katamarans. Als es kracht, weiß noch keiner,
dass jetzt gerade das Schraubenblatt eingerissen ist. Nach diesem ungewöhnlichen
Unfall geht nichts mehr. Ungewöhnlich deshalb, weil der Wasserspiegel des
Bodensees derzeit so tief wie lange nicht mehr steht. Entsprechend viel Spiel
haben die Befestigungsketten der orangefarbenen Bojen, die die Fahrrinne kurz
vor der Hafeneinfahrt markieren. Ob der Kapitän die Boje bei dichtem Nebel
nicht gesehen oder aus welchen Gründen auch immer sich die Schiffsschraube in
der Kette verheddert hat, kann im Nachhinein auch nicht der Chef der
Wasserschutzpolizei Heinz Unglert genau sagen. In der ersten Pressemitteilung
der Polizei heißt es, der Kapitän sei offensichtlich zu dicht an der Boje
gefahren. In der zweiten ist die Rede davon, Wind habe die Boje westwärts
getrieben.
Womöglich hätte die tonnenschwere
Verankerung die Backbordschraube herausgerissen oder völlig verbogen, wenn der
Katamaran in voller Fahrt gewesen wäre. Doch kurz vor der Hafeneinfahrt gilt
nur noch Schritttempo. Und, so Unglert weiter: Dank des richtigen Verhaltens des
Kapitäns, der die Motoren sofort stoppt, habe das Schraubenblatt lediglich eine
Macke. Die ist so klein, dass "Fridolin" nicht komplett ausfällt.
Dann wäre das Fiasko perfekt. Denn das Schwesterschiff "
Aber vom Glück im Unglück ahnt von der
Besatzung am Montag Früh wohl noch niemand was. Die Blicke richten sich voll
und ganz auf die orangefarbene Boje, die wie fest geklebt an der Backbordseite
haftet. Ein Fall für die Taucher der Wasserschutzpolizei. Knapp vier Stunden
lang versuchen die beiden Schiffe der Wapo und des Zolls, den havarierten
Katamaran so hinzuziehen, dass Taucher die lockere Kette von der Schraube hieven
können. Das ist leichter gesagt als getan. Denn zwischenzeitlich hat sich das
Rotorblatt in den sandigen Grund gebohrt. Dann der Erfolg: Um 10.23 Uhr ist
"Fridolin" wieder frei - und vor allem wieder bereit, im Eiltempo
Passagiere von Konstanz nach Friedrichshafen und andersrum zu bringen.
Zwischenzeitlich sind durch die Panne sechs
Katamaranverbindungen ausgefallen, heißt es seitens der Pressestelle der
Bodensee-Schiffsbetriebe. Wer auf die andere Seite will, muss auf den Bus
umsteigen, der ersatzweise fährt. Alles in allem dürfte die Panne wohl 2000
bis 3000 Euro kosten, schätzt Unglert.
Die Katamaran-Reederei teilt unterdessen mit,
dass am Mittwoch kein Katamaran auf dem See unterwegs ist - auch
"Fridolin" komme in die Werft. Die Reederei richtet für diesen Tag
einen Bus-Ersatzverkehr ein. Am Donnerstag soll "Fridolin" wieder
fahrplanmäßig eingesetzt werden.
Andreas Geiger, Sprecher der Berufsfischer auf
dem Bodensee, hakt den Vorfall vom Montag nicht einfach so ab. Für ihn hat sich
damit eine Angst bewahrheitet, die viele Fischer schon lange hegen: Dass Ähnliches
mit Fischernetzen passieren könnte. Die Winterroute des Katamarans führe
jedenfalls dicht an einigen vorbei.
(Felix Kästle/Schwäbische Zeitung v. 17.01.06)