Es pressiert mit dem dritten Schnellboot
Die Katamaran-Reederei Bodensee steht unter Druck: Sie will zum Einen sommers keine Touristen und Berufspendler wegen zu großer Nachfrage stehen lassen, zum Anderen will sie die Verfügbarkeit der Schnellboote verbessern. Ein dritter Katamaran, eine 1:1 Kopie von "Fridolin", soll her. Doch die darf nur noch dieses Jahr gebaut werden.
Für hohe Wellen gesorgt hat die Empfehlung
des Aufsichtsrats der
Was nicht verwundert, denn die
Katamaran-Reederei steht unter einem gewaltigen (Zeit-)Druck. Im Sommer 2005
musste sie auf Grund zu großer Nachfrage in Stoßzeiten immer wieder
Berufspendler und Touristen stehen lassen. Im Winter fielen Fahrten aus, weil
die beiden Katamarane abwechselnd auf die Werft mussten. Was nicht jedem
gefallen hat. Beschwerdebriefe gingen bei der Reederei ein. Dort weiß man: Der
Öffentliche Personen-Nahverkehr, zu dem die Katamarane gerechnet werden -
deshalb übernahm Baden-Württemberg die Hälfte der Kosten für die beiden
Schnellboote - zeichnet sich durch Zuverlässigkeit aus. "Die Redundanz ist
ganz wichtig", sagt einer, der es wissen muss. "Und der Abbau des
Frustes."
Die Sache hat einen Haken
Ein dritter Katamaran soll also her, und
offenbar hat man sich für eine 1:1-Kopie von "Fridolin"
entschieden. Die Gründe: Die Werft kann auf die "alten"
Konstruktionspläne zurückgreifen, Schleppversuche fallen weg. Und: Die
Klimaanlage beispielsweise müsste nicht mehr nachgerüstet werden, der zugehörige
Dachaufbau, der "
Einen Haken gibt es allerdings an de r ganzen
Sache, und der ist in der Novellierung der Rheinschiffsuntersuchungsordnung begründet,
die auch auf dem Bodensee seit 1. Januar 2006 gilt: 25 bis 30 Prozent der Deckflächen
müssen als Evakuierungs- und Sammelflächen ausgewiesen werden. Die Folge: Das
neue Schiff dürfte nicht mehr die für "Fridolin" zugelassenen 182
Passagiere, sondern 60 weniger befördern - und wäre damit kein gleichwertiger
Ersatz für "Fridolin" und "
Die Reederei will jetzt eine Übergangsfrist
ausschöpfen, welche die Rheinschiffsuntersuchungsordnung zulässt. Laut dieser
kann Fridolin noch dieses Jahr 1:1 nachgebaut werden.
Eine Ausschreibung wird es nicht geben, denn
diesen Auftrag kann nur die Bodan-Werft in der vorgegebenen Zeit erfüllen,
zumal sie auch Urheberrechte für den Katamaran hat. In Kressbronn hat man sich,
so heißt es, schon darauf eingestellt, dass spätestens im Mai Baubeginn für
den dritten Katamaran ist.
Berufsfischer sind verärgert
Am Montag geht es im Katamaran-Beirat noch um
die Finanzierung. Dem Gremium werden verschiedene Modelle vorgestellt, wonach
die Bodan-Werft der Reederei das Schiff im Leasing-Verfahren überlässt. Die
Laufzeit soll mehr als fünf Jahre betragen.
Im Januar 2007, so die Planungen, soll der
dritte Katamaran über den See fahren. Die Reederei hält an ihren Berechnungen
fest, dass die beiden ersten Katamarane nach sechs Jahren schwarze Zahlen
einfahren sollen - das dritte Schiff soll sich weitgehend selbst tragen. Im
Juli, August und September soll es eingesetzt werden, damit kein Passagier mehr
zurückbleiben muss. Erwogen wird auch, dass der Katamaran abends über den See
fährt. "Es kann durchaus sein, das man links und rechts des Weges Dinge
mitnimmt", sagt ein Insider vieldeutig. Konkret bedeutet das: Das neue
Schiff könnte beispielsweise an die Bodensee-Schiffsbetriebe vermietet werden.
Auch für Sonderfahrten soll es zur Verfügung stehen, die die Reederei selbst
anbietet. Oder anbieten lässt.
Andreas Geiger, Sprecher der 180 Berufsfischer
am Bodensee in Sachen "Katamaran", hat verärgert auf die Pläne für
ein drittes Schnellboot reagiert. "Uns hat man erzählt, das
Katamaran-Projekt sei für die Berufspendler, also für den Öffentlichen
Personen-Nahverkehr. Das stimmt nicht. Die haben von Anfang an auf Touristen
gesetzt. Und trotzdem öffentliche Gelder kassiert." Der Berufsfischer
spricht von "Wettbewerbsverzerrung". Es gebe Leute auf dem See, die
transportierten ebenfalls Touristen, bekämen aber keine Unterstützung vom
Land. Geiger: "Wenn die Katamaran-Reederei ehrlich wäre, müsste sie
die Gelder zurückbezahlen."
(Hildegard Nagler/Schwäbische Zeitung v. 18.03.06)