Es pressiert mit dem dritten Schnellboot

Die Katamaran-Reederei Bodensee steht unter Druck: Sie will zum Einen sommers keine Touristen und Berufspendler wegen zu großer Nachfrage stehen lassen, zum Anderen will sie die Verfügbarkeit der Schnellboote verbessern. Ein dritter Katamaran, eine 1:1 Kopie von "Fridolin", soll her. Doch die darf nur noch dieses Jahr gebaut werden.

Für hohe Wellen gesorgt hat die Empfehlung des Aufsichtsrats der Stadtwerke Konstanz (SWK) GmbH an den Beirat der Katamaran-Reederei, auf dem Bodensee einen dritten Katamaran einzusetzen. Der tagt am Montag und wird dann Insidern zufolge den Vorschlag annehmen. Ist nach Meersburg-Konstanz, Friedrichshafen-Romanshorn, Friedrichshafen-Konstanz und Überlingen-Wallhausen mit der Anschaffung eines dritten Katamarans eine neue Fährverbindung geplant?, fragen manche. Derzeit ausgeschlossen, sagen Insider, weil nicht rentabel. Und auch die Katamaran-Reederei Bodensee dementiert derartige Pläne. Gleichzeitig will sie aber die Rahmenbedingungen, unter denen der Aufsichtsrat den Einsatz eines dritten Katamarans mehrheitlich positiv beurteilt, nicht konkretisieren.

Was nicht verwundert, denn die Katamaran-Reederei steht unter einem gewaltigen (Zeit-)Druck. Im Sommer 2005 musste sie auf Grund zu großer Nachfrage in Stoßzeiten immer wieder Berufspendler und Touristen stehen lassen. Im Winter fielen Fahrten aus, weil die beiden Katamarane abwechselnd auf die Werft mussten. Was nicht jedem gefallen hat. Beschwerdebriefe gingen bei der Reederei ein. Dort weiß man: Der Öffentliche Personen-Nahverkehr, zu dem die Katamarane gerechnet werden - deshalb übernahm Baden-Württemberg die Hälfte der Kosten für die beiden Schnellboote - zeichnet sich durch Zuverlässigkeit aus. "Die Redundanz ist ganz wichtig", sagt einer, der es wissen muss. "Und der Abbau des Frustes."

Die Sache hat einen Haken

Ein dritter Katamaran soll also her, und offenbar hat man sich für eine 1:1-Kopie von "Fridolin" entschieden. Die Gründe: Die Werft kann auf die "alten" Konstruktionspläne zurückgreifen, Schleppversuche fallen weg. Und: Die Klimaanlage beispielsweise müsste nicht mehr nachgerüstet werden, der zugehörige Dachaufbau, der " Constanze " gerade nicht unbedingt ziert, könnte wie bereits bei "Fridolin" der Silhouette angepasst werden. Alles in allem könnte das neue Schiff also billiger gebaut werden - und bräuchte keine zeitraubende Genehmigung.

Einen Haken gibt es allerdings an de r ganzen Sache, und der ist in der Novellierung der Rheinschiffsuntersuchungsordnung begründet, die auch auf dem Bodensee seit 1. Januar 2006 gilt: 25 bis 30 Prozent der Deckflächen müssen als Evakuierungs- und Sammelflächen ausgewiesen werden. Die Folge: Das neue Schiff dürfte nicht mehr die für "Fridolin" zugelassenen 182 Passagiere, sondern 60 weniger befördern - und wäre damit kein gleichwertiger Ersatz für "Fridolin" und " Constanze ".

Die Reederei will jetzt eine Übergangsfrist ausschöpfen, welche die Rheinschiffsuntersuchungsordnung zulässt. Laut dieser kann Fridolin noch dieses Jahr 1:1 nachgebaut werden.

Eine Ausschreibung wird es nicht geben, denn diesen Auftrag kann nur die Bodan-Werft in der vorgegebenen Zeit erfüllen, zumal sie auch Urheberrechte für den Katamaran hat. In Kressbronn hat man sich, so heißt es, schon darauf eingestellt, dass spätestens im Mai Baubeginn für den dritten Katamaran ist.

Berufsfischer sind verärgert

Am Montag geht es im Katamaran-Beirat noch um die Finanzierung. Dem Gremium werden verschiedene Modelle vorgestellt, wonach die Bodan-Werft der Reederei das Schiff im Leasing-Verfahren überlässt. Die Laufzeit soll mehr als fünf Jahre betragen.

Im Januar 2007, so die Planungen, soll der dritte Katamaran über den See fahren. Die Reederei hält an ihren Berechnungen fest, dass die beiden ersten Katamarane nach sechs Jahren schwarze Zahlen einfahren sollen - das dritte Schiff soll sich weitgehend selbst tragen. Im Juli, August und September soll es eingesetzt werden, damit kein Passagier mehr zurückbleiben muss. Erwogen wird auch, dass der Katamaran abends über den See fährt. "Es kann durchaus sein, das man links und rechts des Weges Dinge mitnimmt", sagt ein Insider vieldeutig. Konkret bedeutet das: Das neue Schiff könnte beispielsweise an die Bodensee-Schiffsbetriebe vermietet werden. Auch für Sonderfahrten soll es zur Verfügung stehen, die die Reederei selbst anbietet. Oder anbieten lässt.

Andreas Geiger, Sprecher der 180 Berufsfischer am Bodensee in Sachen "Katamaran", hat verärgert auf die Pläne für ein drittes Schnellboot reagiert. "Uns hat man erzählt, das Katamaran-Projekt sei für die Berufspendler, also für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr. Das stimmt nicht. Die haben von Anfang an auf Touristen gesetzt. Und trotzdem öffentliche Gelder kassiert." Der Berufsfischer spricht von "Wettbewerbsverzerrung". Es gebe Leute auf dem See, die transportierten ebenfalls Touristen, bekämen aber keine Unterstützung vom Land. Geiger: "Wenn die Katamaran-Reederei ehrlich wäre, müsste sie die Gelder zurückbezahlen."

"Fridolin" und " Constanze " pendeln seit Juli 2005 zwischen Konstanz und Friedrichshafen. Seit dem Start der jeweils 2,7 Millionen Euro teuren Schiffe bis Ende Januar 2006 wurden im Schnitt 1152 Passagiere pro Tag befördert

(Hildegard Nagler/Schwäbische Zeitung v. 18.03.06)

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