Ein Schiff zu steuern, ist jedes Mal
anders
Acht LZ-Kinderreporter sind gestern mit dem Motorschiff
"Königin Katharina" von Lindau nach Rorschach und zurück
gefahren. Der 47-jährige Kapitän Christian Sigel stellte sich ihren Fragen.
LZ-Kinderreporter: Macht es Ihnen Spaß, ein
Schiff zu steuern?
Sigel: Ja, denn es ist nie das Gleiche. Das
Wetter ist unterschiedlich, mal scheint die Sonne, mal könnte es wie heute
besser sein. Bei Ostwind ist es anders als bei Westwind. Wenn viele Passagiere
mitfahren, ist es auch anders.
LZ-Kinderreporter: Wie viele Passagiere passen
auf das Schiff?
Sigel: 500 Passagiere dürfen auf das Schiff.
Dafür haben wir die nötigen Rettungsmittel. Wir haben 500 Schwimmwesten an
Bord, die jedes Jahr vor Saisonbeginn überprüft werden.
LZ-Kinderreporter: Wie viele Knoten fährt das
Schiff?
Sigel: Gar keine Knoten. Denn der Bodensee ist
ein Binnengewässer. Da rechnet man in Stundenkilometer. Schneller als 40 km/h
darf man auf dem Bodensee nicht fahren. Dieses Schiff fährt 25
Stundenkilometer.
LZ-Kinderreporter: Wie sind Sie Kapitän
geworden?
Sigel: Ich war Kfz-Mechaniker. Das hat mir
sehr gut gefallen. Mein Vater war bei der Schifffahrt und hat gesagt, ich soll
dazukommen, denn sie brauchen noch Leute. Mein Vater hat einfach nicht locker
gelassen, dann habe ich mich gemeldet. Am 5. Oktober 1980 habe ich in der Werft
in Friedrichshafen angefangen. Ich war Schiffsmotorenschlosser, Hafenmatrose,
Matrose auf dem Schiff - das heißt heute Decksmann . Dann wurde ich Kassierer,
danach ausgebildet zum Steuermann, und 1986 habe ich die Patentprüfung gemacht.
LZ-Kinderreporter: Welche Boote und Schiffe dürfen
Sie mit Ihrem Schiffsführerschein steuern?
Sigel: Sportboote und Fahrgastschiffe, aber
keine Segelschiffe.
LZ-Kinderreporter: Dürfen Sie auch auf hoher
See fahren?
Sigel: Nein, nur auf dem Bodensee.
LZ-Kinderreporter: Ist der Wasserstand wichtig
für den Kapitän?
Sigel: Ja. Es gibt bestimmte Punkte, an denen
wenig Wasser ist. Da fährt man außerhalb der Untiefen. Man hat je nach
Wasserstand eine andere Zufahrt zu den einzelnen Stationen, und den Einstieg für
die Passagiere muss man dann anders wählen. Man kann den Pegel telefonisch von
jedem Schiff aus abrufen.
LZ-Kinderreporter: Welche Geräte haben Sie?
Sigel: Es gibt einen Kompass, eine Steuerung,
einen Ruderlagenanzeiger, einen Wendeanzeiger, der anzeigt, wie stark die Kursänderung
ist, eine Motorsteuerung, eine Motorenüberwachung, ein Funktelefon, ein
Haustelefon, ein Radargerät, eine Brandmeldeanlage, eine Signalanlage zum
Hupen, Positionslampen, zwei Monitore, mit denen man Bug, Heck und die
seitlichen Einstiege überwachen kann, eine Stoppuhr für die Navigation,
Schalter zum Beispiel für Licht und Heizung.
LZ-Kinderreporter: War es schon einmal gefährlich
für Sie Schiff zu fahren?
Sigel: Es gab eine Situation, die ich als gefährlich
empfunden habe. Das war bei Windstärke elf bis zwölf. Das Wasser kam zur einen
Tür herein und floss zur anderen Tür wieder hinaus.
LZ-Kinderreporter: Wann ist die letzte Fahrt?
Sigel: Das ist unterschiedlich. Denn man kann
ein Schiff auch mieten. Das letzte Linienschiff hat um 21.05 Uhr Schluss.}
Jan-Dirk Munding ist einer der acht Kinderreporter, die gestern an der
LZ-Ferienaktion teilgenommen haben. Er beschreibt hier den Tagesablauf.
Wir trafen uns um 9 Uhr bei der Lindauer
Zeitung. Dann stellten wir uns vor und packten unsere Sachen zusammen. Um 9.15
Uhr gingen wir los zum Hafen. Wir gingen auf das Schiff namens "Königin
Katharina". Dort schauten wir uns um.
Wir bildeten zwei Gruppen. Unsere Gruppe
befragte zuerst die Passagiere. Dabei trafen wir zwei Eheleute, eine Familie,
einen Friedrichshafener und noch vier Nonnen und einen Pfarrer.
Danach warteten wir und sahen zwei Windsurfer,
einer war wirklich gut, nur der andere kippte die ganze Zeit um. Dann gingen wir
zum Käpt'n. Der zeigte uns die Armaturen und das Radargerät. Im Maschinenraum
erklärte uns ein Mann die Anlagen. Doch wegen dem Lärm verstanden wir nichts.
Nachdem wir wieder im Hafen angekommen waren,
gingen wir in die Redaktionsräume der Lindauer Zeitung zurück. Dort setzten
wir uns hin und vesperten.
Über die technischen Daten hat sich Kinderreporter Leopold
Bihler informiert. Er hat auch in Erfahrung gebracht, wie viele Menschen auf dem
Schiff arbeiten.
Wir erfuhren auch wichtige Daten über das
Motorschiff "Königin Katharina". Es ist 50 Meter lang und 11,40 Meter
breit. Die Motoren der "Königin" wurden von MTU hergestellt. Das
Schiff, das 1994 gebaut wurde, hat einen Tiefgang von 1,30 Meter und eine
Wasserverdrängung von 288,6 Tonnen. Übrigens: Auf das Schiff passen 500 Fahrgäste.
"Katharina" hat drei Mann Besatzung: den Kapitän, den Matrosen und
den Steuermann. Außerdem gibt es noch Mitarbeiter, die die Gäste bewirten.
(Schwäbische
Zeitung v. 24.08.05)