Ölalarm stoppt Fähre

Erneut rätselhafte Ölquelle in Staad - Entwarnung für Trinkwasser

Das meiste Öl ist abgepumpt, die Fragen bleiben: Polizei, Gutachter und Staatsanwalt suchen nach der Ursache für einen erneuten großen Ölalarm an der Fähre. Am Samstag mussten die Stadtwerke den Pendelverkehr zwischen Staad und Meersburg für mehrere Stunden stoppen. Wie schon am Freitag schwamm ein Ölteppich im und am Staader Hafen.

Der erneute Ölalarm am Samstagmorgen kam für Stadtwerke und Feuerwehr überraschend. Am Freitag hatte die Fähre ihren Betrieb nach einstündiger Pause wieder aufgenommen, nachdem man einen Ölfilm beseitigt hatte. Als wahrscheinliche Ursache für diesen Alarm nannten Experten einen defekten Antrieb der als Arbeitsschiff eingesetzten Fähre "Thurgau". Dieser war noch Freitag ausgebaut worden. Am Samstag schwamm dann im und am Staader Hafen erneut viel Öl. Die Stadtwerke stoppten von etwa 9 bis kurz vor 16 Uhr den Fährverkehr, damit die Feuerwehr arbeiten konnte und die Schiffe das Öl nicht auf den See trieben.

Rund 30 Feuerwehrleute waren den ganzen Tag im Einsatz. Sie riegelten den Hafen mit Ölsperren ab und banden das Öl. Ein Spezialschiff pumpte die Masse ab. Von einem Hubschrauber aus stellte die Polizei fest, dass sich der neue Ölteppich auf den Hafen und seine nächste Umgebung beschränkte. Sie gab deshalb für die Wasserversorgung in Konstanz und Sipplingen Entwarnung. Die Stadtwerke baten auf Flugblättern bei den abgewiesenen Passagieren um Verständnis: "Der Bodensee ist einer unserer wichtigsten Trinkwasserspeicher", deshalb stelle man den Betrieb wegen der Ölverschmutzung vorübergehend ein.

Auf dem Informationsblatt erhielten Autofahrer auch eine Beschreibung für die Fahrt um den See. Für Fußgänger setzten die Stadtwerke Sonderbusse ein. Wartende konnten sich in den festliegenden Fähren aufwärmen und erhielten kostenlos Kaffee. Ein größeres Chaos sei ausgeblieben, hieß es. Wohl auch, weil der Verkehrsfunk im Radio den ganzen Tag landesweit auf den Fährestopp hingewiesen hatte. Neben Stadtwerke-Direktor Kuno Werner besuchte Oberbürgermeister Horst Frank am Morgen den Unfallort.

Rätsel gab den Beteiligten am Wochenende die Ursache des neuerlichen Ölteppichs auf. Unklar ist bislang, ob sich in den Tagen zuvor ausgelaufene Rückstände neu sammelten oder ob in der Nacht zum Samstag weiter Öl aus einer unentdeckten Quelle lief. Die Wasserschutzpolizei erklärte gestern: "Die defekte Fähre Thurgau kommt als möglicher Verursacher in Betracht und wird durch Sachverständige untersucht werden." Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln, weil Gewässerverunreinigung auch ein Straftatbestand sein kann. Die Thurgau war bereits als wahrscheinliche Ursache für den ersten Ölalarm ausgemacht worden. Hier hatten Feuerwehr und Stadtwerke Donnerstagabend kleine Ölflecken entdeckt, eine Gefahr aber ausgeschlossen. Am Freitagmorgen entdeckten sie dann einen Ölteppich bei Staad, ebenso überraschend wie nun am Samstag. Gestern kontrollierte Polizei und Feuerwehr den Hafen alle zwei Stunden. Ein Teil des Beckens blieb abgeriegelt. Der Fährverkehr lief aber normal.

Die Thurgau ist mit 49 Jahren das älteste Fährschiff der Stadtwerke. Es ist zurzeit als Arbeitsschiff beim Umbau der Anleger im Einsatz und soll danach außer Dienst genommen werden. Am Freitag hatte die Polizei ermittelt, dass einer ihrer Antriebe wohl einen Schlag abbekommen hatte und Öl auslaufen konnte.

Fähre-Betriebsleiter Krister Hennige sagte, wegen des Ölalarms und der beschädigten Thurgau sei der Brückenumbau derzeit gestoppt. "Wir versuchen aber mit Hochdruck, den Zeitplan aufrecht zu erhalten", sagte Hennige. In Meersburg werde in den nächsten Tagen das neue Hebewerk wie geplant getestet.

(Südkurier v. 22.12.03)

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