Die Bilder in seinem Büro zeigen Andreas Ellegast, Leiter des Schifffahrtsamtes Konstanz, neben kupfer-glänzenden Dampfmaschinen und vor wehenden weißen Segeln. Sein Hobby sind Dampfboote. Da ist er nicht der Einzige.
Ab Samstag versammeln sich zahlreiche Dampfbootliebhaber in Konstanz. Mindestens 14 Boote können entlang der Seestraße bestaunt werden, wenn der Yachtclub Konstanz zu den Dampfbootferien des Deutschen Dampfbootvereins nach Konstanz einlädt.
Eine Woche lang steuern die Bootbesitzer mit ihren Liebhabergefährten verschiedene Stationen am Bodensee an. In Konstanz liegen die Oldtimer vom 17. bis 21. Mai im Yachthafen in der Seestraße. Alle Dampfboot-Fans, Technikfreaks, Tüftler und Neugierige haben dann die Möglichkeit, die alten Boote jeden Morgen und Abend zu bestaunen. Da werden Kessel angeheizt und Boote startklar gemacht, bevor sie gegen zehn Uhr gemütlich aus dem Hafen schippern. Sechs bis zwölf Kilometer pro Stunde legt ein solches Schiff im Schnitt zurück.
Die Bootsbesitzer kommen von überall her. Aus der Schweiz, aus Berlin und natürlich auch vom Bodensee. "Am weitesten angereist ist ein Dampfbootbesitzer aus England", sagt Ellegast. Zu sehen gibt es sowohl Raddampfer mit seitlichem Schaufelradantrieb als auch Dampfer mit Propellerantrieb.
Die kleinen Schiffe erinnern nicht nur an alte Zeiten, sie haben tatsächlich schon einige Jahre auf dem Buckel. "Ein Großteil der Boote ist zwischen 110 und 115 Jahre alt. Einige Modelle sind aber auch naturgetreu nachgebaut und damit jünger", erläutert Ellegast.
Interessant ist der Ursprung der nostalgischen Schiffe. "Reiche englische Fabrikanten ließen sich Anfang des 19. Jahrhunderts solche Schiffe bauen, um sich, in der Regel mit Chauffeur, durch die Kanäle schippern zu lassen", schildert Andreas Ellegast den anfänglichen Zweck der Boote. Ihn fasziniert besonders die alte Dampftechnik. "Jedes Boot besitzt einen großen Kessel, in dem der Dampf erzeugt wird und eine Maschine, in der der Dampf in eine Drehbewegung umgesetzt wird", erklärt er. Angeheizt werde meist mit Holz, aber auch mit Kohle oder Heizöl.
Andreas Ellegast schwärmt von der Ruhe auf dem Boot. Allerdings stecke auch viel Arbeit dahinter. Der Werkzeugkasten sei sein ständiger Begleiter: "Da ist immer irgendwo eine Schraube locker", lacht er. Hoffentlich braucht er den nächste Woche nicht und kann beruhigt mal wieder richtig Dampf ablassen.
(Südkurier v.
16.05.08)