Mit dem Jura-Hans auf Tauchgang
Es ist weder das älteste, das schönste, noch das größte Dampfschiff, welches vor Bottighofen auf dem Grund des Bodensees liegt. Es gab weder einen Eisberg noch eine herzergreifende Liebesgeschichte. Und dennoch: Hans Gerber konnte sich der Faszination, die von diesem alten Wrack ausgeht, nicht entziehen.
Es begann Mitte der 70er-Jahre: Sporttaucher Hans Gerber machte sich bereit für einen Tauchgang vor Bottighofen, als ihn eine Frau gefragt habe, ob er das gesunkene Dampfschiff suche. Er habe dieser Bemerkung keine große Beachtung geschenkt, bis ihn ein Jahr später bei Münsterlingen ein Mann ebenfalls auf ein gesunkenes Schiff ansprach.
Hans Gerber hat intensiv recherchiert bis er mit Hilfe eines Archivars des «Südkuriers» auf die Geschichte des Raddampfers Jura gestoßen ist. Gemäß Zeitungsberichten sank sie nach einem Zusammenstoss mit dem Dampfschiff «Stadt Zürich» 1864 vor Bottighofen. Meter um Meter hat Hans Gerber den Seegrund abgesucht, «die Sicht war damals sehr schlecht, es gab noch keine Kanalisationen».
Hans Gerber wurde schließlich für seine
Hartnäckigkeit belohnt. Lebhaft erzählte er am Freitagabend im
Es sei ihm schnell klar geworden, dass er
nicht der erste war, der auf das Wrack gestoßen war. «Die Schiffsglocke, das
Steuerrad und alles was man zu Geld machen konnte, fehlte». Jahre später hat
Gerber erfahren, dass die Taucher des Bomber-Schaffners bei der Suche nach
abgeschossenen Flugzeugen aus dem zweiten Weltkrieg, bereits 1954 auf das Schiff
gestoßen waren. «Weil es zu wenig Eisen dran hatte, haben sie es liegen
gelassen und alles abgeräumt, was sie verscherbeln konnten», erzählt Gerber.
Den Rest oder alles was nicht niet- und nagelfest war, hat Hans Gerber mit Hilfe
seiner Tauchkollegen an die Oberfläche geholt. In einer Sonderausstellung im
Die Sonderausstellung ist noch bis Ende Jahr
im
Im Februar 1864 war die «Jura» auf dem Weg von Romanshorn nach Konstanz und wurde in dichtem Nebel von der «Stadt Zürich» gerammt. Dabei wurde der Matrose an der Schiffsglocke getötet, die restliche Besatzung und die sieben Passagiere konnten sich auf die «Stadt Zürich» retten. Innerhalb von nur drei Minuten sei die «Jura» gesunken. Die Fracht ging verloren, wertvolle Seidenballen schwammen auf dem See und noch Wochen später seien zur Freude der Fischer Kisten hochgekommen.
Die «Jura» war nicht das einzige Opfer der «Stadt Zürich», erzählte Ulrich Seitz. In einer Zeitung habe man damals geschrieben, dass die «Stadt Zürich» mit seiner hohen Trefferquote im Krieg zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark gute Dienste leisten könnte. Die «Stadt Zürich» fuhr, umgebaut zum Salonschiff und umgetauft in «Zürich», jedenfalls noch viele Jahre auf dem Bodensee.
(Barbara Hettich/Thurgauer Zeitung v. 23.09.12)