MS „Friedrichshafen“ steht jetzt unter Denkmalschutz
Ruhig liegt die MS „Friedrichshafen“ im hinteren Hafen. Nur ab und zu klettert ein
Werft-Mitarbeiter an Bord, um Werkzeug zu holen, das er für die Sanierungsarbeiten am schmalen Gehsteig benötigt. Dem Schiff ist nicht
anzusehen, dass ihm gerade erst eine große Ehre zuteil wurde. Gemeinsam mit den Schwesterschiffen
„Schwaben“, „Baden“ und „Möve“ wurde die „Friedrichshafen“
unter Denkmalschutz gestellt. „Die Schiffe belegen als materielle Dokumente wichtige Phasen der Entwicklung der Bodenseeschifffahrt“,
begründete Michael Hascher, im Landesamt für Denkmalpflege Stuttgart für die technischen Kulturdenkmale zuständig, die Entscheidung.
Die MS „Friedrichshafen“ dokumentiert für die Denkmalschützer die 1950er Jahre. „Ihr Denkmalwert wird durch den
großen Anteil originaler Überlieferung bestimmt“, sagt der Fachmann des Landesamtes für Denkmalpflege. Bemerkenswert sei vor allem das für
die 1950er Jahre typisch gestaltete, abnehmbare Steuerhaus mitsamt dem großen Steuerrad. Neben den schön erhaltenen Elementen ist der
„Friedrichshafen“ jedoch auch ihr Alter deutlich anzusehen: Der Lack platz ab, die Dielen sind teilweise marode, der Lastenkran rostet. „Es
muss so aussehen“, sagt Kapitän Josef Straub. „Ist ja schließlich ein Arbeitsschiff.“
Doch das war nicht immer so. Nachdem die „Friedrichshafen“ 1952 im Auftrag der Bundesbahn als erster Schiffsneubau
nach dem Zweiten Weltkrieg in der Kressbronner Bodan-Werft gefertigt worden war, diente sie im Passagierverkehr für Untersee und Rhein.
Durch die extrem niedrige Bauart und das umklappbare Steuerhaus konnte die „Friedrichshafen“ unter der Konstanzer Rheinbrücke hindurch
fahren und so eine direkte Verbindung vom Ober- in den Untersee herstellen. Als 2003 für einen weiteren Passagierbetrieb größere
Investitionen nötig gewesen wären, wurde das Schiff stillgelegt. Drei Jahre später startete es seine zweite Karriere als Arbeitsschiff.
Dass die „Friedrichshafen“ nun Teil eines Erhaltungsvertrages wurde, sieht Kapitän Straub „mit einem lachenden und
einem weinenden Auge“. Zum einen ist er stolz auf sein Schiffs und dessen Geschichte, zum anderen befürchtet er aber durch die Vereinbarung
aber auch Einschränkungen bei der täglichen Arbeit. „Wir sind jeden Tag im Einsatz, da muss man auch mal schnell was reparieren“, erklärt
Straub. Diese Angst kann ihm Josef Siebler, Pressesprecher der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB), nehmen. In einem Katalog haben das Landesamt
für Denkmalpflege und die Stadt Konstanz als Eigner der BSB festgehalten, welche technischen Veränderungen künftig an den vier Schiffen noch
erlaubt sind. „Vor allem das Aussehen und das Steuerhaus dürfen nicht verändert werden“, sagt Siebler. „Der alltägliche Einsatz wird dadurch
aber nicht gestört.“
Bei den BSB wurde die Entscheidung des Denkmalschutzes wohlwollend zur Kenntnis genommen. „Der Denkmalschutz genießt allgemein ein sehr hohes Ansehen und das fällt natürlich auch auf die Bodensee-Schiffsbetriebe zurück“, sagt Pressesprecher Siebler. „Die Nachfrage der Fahrgäste nach historischen Schiffen ist sehr hoch.“ Nicht auszuschließen sei deshalb, dass auch die MS „Friedrichshafen“ irgendwann wieder zum Personenschiff umfunktioniert wird. Derzeit gebe es in diese Richtung jedoch keine konkreten Pläne. „Die Regelung mit dem Denkmalschutz würde es aber nicht ausschließen“, sagt Siebler.
(Martin Deck/Südkurier v. 06.06.14)