Heimlich, still und leise hat sich am
Donnerstag die MS Bodman nach 33-jähriger
Zugehörigkeit zur Motorbootgesellschaft Bodman mbH vom See-Ende verabschiedet,
um im Ausland eine neue Tätigkeit aufzunehmen. Sozusagen von einer Stunde auf
die andere hatte sich die Schweizer Firma E.Müller & Co. AG, Kieswerk in Güttingen/Schweiz,
am Mittwoch entschlossen, das seit April 2010 ausgemusterte 54 Jahre alte Schiff
zu erwerben. Und da die Gesellschafter – Gemeinde, Gräfliches Haus und der
Touristik-Förderverein Bodman – mit dem Kaufangebot von 61 000 Euro zufrieden
waren, konnten die Verhandlungen rasch abgeschlossen werden. Noch am selben Tag
wurde man sich auch mit dem Zoll einig. So konnte bereits tags darauf die MS
Bodman via Güttingen auslaufen. Das Schiff hat also am Bodensee nur die Seite
gewechselt. Es soll nach einer Sanierung künftig als Charterschiff Verwendung
finden.
Der Abschied von seinem Bodmaner Heimathafen
war kurz, aber nicht ganz schmerzlos, denn nach einer so langen Dienstzeit kommt
bei seinen „Betreuern“ Wehmut auf. Bei der Verabschiedung waren der
Hauptgesellschafter und Geschäftsführer der Motorbootgesellschaft, Bürgermeister
Matthias Weckbach, der technische Geschäftsführer Manfred Rettich, Sachverständiger
Karl Sailer und der Pächter der MS
Großherzog Ludwig, Clemens Mauch, der die MS Bodman nach Güttingen
chauffierte, anwesend. Zur Übernahme des Schiffes war der Prokurist der
Schweizer Firma, Hansueli Egloff, nach Bodman gekommen, der aus den Händen von
Matthias Weckbach und Manfred Rettich die Zulassungsurkunde in Empfang nahm. Außerdem
wurde mit vereinten Kräften noch eine zweite Schiffsschraube an Bord gehievt.
Durch den Verkauf ist auch die Überlegung, das Schiff als Toilettenschiff für
die Mariaschlucht umzubauen, vom Tisch. So konnte es aber vor der Verschrottung
bewahrt werden. Welchen Namen das Schiff künftig tragen wird, darüber konnte
Hansueli Egloff noch keine Auskunft geben.
Die Geschichte der MS
Bodman
Herkunft:
Der Verkauf der MS Bodman
ruft Erinnerungen an ihre Geschichte wach. Das Schiff wurde 1958 in der
Christof-Ruthof-Werft in Mainz für die Schifffahrtsgesellschaft Kelheim gebaut.
Dort wurde es als MS Kelheim auf der Donau bis 1978 eingesetzt und dann zum
Verkauf angeboten. Da die Motorbootgesellschaft Bodman die MS Bodman I
ausmusterte, gelang es ihr, die MS Kelheim zu erwerben, zumal die angespannte
Finanzlage der Gesellschaft den Kauf eines neuen Schiffes nicht zuließ. Als ein
Kran die 31 Meter lange und 5,11 Meter Breite MS Kelheim auf einen riesigen
Tieflader hievte, standen viele Kelheimer am Donauufer und nahmen unter Tränen
von dem ihnen lieb gewordenen Schiff Abschied. Das Schiff wurde nach
Unteruhldingen transportiert und dort zu Wasser gelassen, um die Reise in die
Bodan-Werft anzutreten, wo es auf den modernsten technischen Stand gebracht
wurde.
Taufe:
Am 19. Juli 1980 wurde das
Schiff von Christa Debis, der Ehefrau des damaligen Bürgermeisters Werner
Debis, vor den Uferanlagen in Ludwigshafen in Anwesenheit einer großen
Menschenmenge auf den Namen „Bodman“ getauft. Bis Ende April 2010 versah es
neben den Kursfahrten nach Überlingen auch Ausflugsfahrten, ehe es zum 1. Mai
2010 ausgemustert wurde. Seine Nachfolge hatte das im Jahr 2000 in Dienst
gestellte neue Passagierschiff, die MS Großherzog Ludwig angetreten.
(Friedrich
W. Strub/Südkurier
v. 03.12.11)