Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
fördert neues, gasbetriebenes Fährschiff der Stadtwerke Konstanz

Kooperation mit Rolls-Royce Power Systems AG (MTU) in Friedrichshafen

Das neue Fährschiff der Stadtwerke Konstanz soll mit verflüssigtem Gas fahren. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fördert die technologiebedingten Mehrkosten für die Entwicklung eines solchen Gas-Motors. Zur Übergabe des Zuwendungsbescheids trafen sich (von links) Christoph Witte, Geschäftsbereichsleiter Schiffsund Hafentechnik der Bodensee-Schiffsbetriebe, Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Norbert Reuter, Oberbürgermeister Uli Burchardt, Norbert Barthle, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Marcus A. Wassenberg, Finanzvorstand von Rolls-Royce Power Systems, Andreas Jung, Bundestagsabgeordneter der CDU, und Stefan Ballier, Geschäftsbereichsleiter des Fährebetriebs der Stadtwerke Konstanz.

Es ist ein Leuchtturm-Projekt: Das neue Fährschiff der Stadtwerke Konstanz soll mit verflüssigtem Gas betrieben werden. Da ein solcher Motor derzeit am Markt nicht erhältlich ist, entwickelt ihn die in Friedrichshafen ansässige Rolls-Royce Power Systems AG (RRPS) in enger Abstimmung mit den Stadtwerken Konstanz. Das Fährschiff soll bis 2018 fertig gestellt werden.
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert die technologiebedingten Mehrkosten für den umweltfreundlichen Antrieb mit Gas. Einen entsprechenden Zuwendungsbescheid übergab Norbert Barthle, Staatssekretär im BMVI, am Donnerstag, 10. Dezember, bei einem Besuch am Bodensee an die Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz, Kuno Werner und Dr. Norbert Reuter.
„Flüssigerdgas – kurz LNG – ist auch in der Schifffahrt eine umweltfreundliche Antriebsalternative. Mit Fördermitteln in Höhe von bis zu einer Million Euro unterstützen wir den Bau einer LNG-betriebenen Fähre auf dem Bodensee. Das Projekt der Stadtwerke Konstanz ist zukunftsweisend und beispielhaft. Durch den Betrieb des Fährschiffs wird die regionale Nachfrage nach LNG gesteigert. Somit können sich tragfähige Geschäftsmodelle für den Aufbau einer Tankinfrastruktur entwickeln. Ein erfolgreicher Praxiseinsatz von LNG ist der beste Garant für eine weitere Verbreitung dieser Technologie“, sagte Barthle.

Das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur des Landes stellt ebenfalls eine Förderung in Aussicht. Es sei beabsichtigt, eine Summe von bis zu 500.000 Euro für das Projekt bereitzustellen, heißt es in einem Schreiben des Ministeriums in Stuttgart.

„Wir freuen uns sehr, dass wir mit der Unterstützung des Bundesministeriums und möglicherweise auch des Landes dieses Projekt mit Pilotcharakter umsetzen können“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Konstanz, Oberbürgermeister Uli Burchardt, bei der Übergabe. „In der sensiblen Bodensee-Region ist Umweltschutz natürlich ein wichtiges Thema.
Die Fährverbindung spart jährlich rund 80 Millionen Kilometer auf der Straße ein.“ Mit dem neuen Schiff, das die Fähre „Fontainebleau“ ersetzen wird, wollen die Stadtwerke Konstanz einen Schritt weiter gehen und die Verbindung noch umweltfreundlicher betreiben. Alternative Antriebssysteme wurden deshalb intensiv geprüft. „Die neue Fähre wird zunächst noch mit einem Dieselmotor ausgestattet, aber schon bereit für den Einbau der neuen Gasmotoren von MTU sein“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Norbert Reuter.

Das Fährschiff soll Mitte 2018 in Betrieb gehen und voraussichtlich 2019 auf die Gas-Motoren umgerüstet werden. Die Stadtwerke Konstanz vereinbarten dafür mit RRPS eine enge Kooperation. „Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit unserem langjährigen Partner Stadtwerke Konstanz. Mit der Entwicklung des neuen Gasmotors und seiner Erprobung in der neuen Fähre der Stadtwerke stellen wir uns der Herausforderung, Emissionen und Wirkungsgrade der Gasmotoren weiter zu verbessern, um auch zukünftige Emissionsanforderungen und Bedürfnisse unserer Kunden erfüllen zu können“, sagte Marcus A. Wassenberg, Finanzvorstand von RRPS.

Die Stadtwerke Konstanz stehen außerdem in enger Abstimmung mit Erdgas Südwest, einem Unternehmen der Energie Baden-Württemberg AG und der OEW Energie-Beteiligungs GmbH. Erdgas Südwest plant derzeit eine Biogas-Verflüssigungsanlage in Mühlingen bei Stockach. Das dort gewonnene Biogas aus gewerblichen und landwirtschaftlichen Abfallstoffen ist als Treibstoff für eine mit Flüssiggas betriebene Fähre geeignet.

„Das Projekt wird also durch die maßgebliche Beteiligung von Partnern in der Region realisiert“, sagte Reuter. „Mit dem neu entwickelten Motor und dem Treibstoff aus Mühlingen bekommen wir ein Schiff, das wirtschaftlich und zuverlässig betrieben werden kann.“ Zudem ist es besonders umweltfreundlich auf dem Bodensee unterwegs: „Im Vergleich zum herkömmlichen Dieselantrieb ohne Abgasnachbehandlung werden keine Rußpartikel, keine Schwefeloxide, 25 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid (CO2) und 90 Prozent weniger Stickstoff (NOx) ausgestoßen.“

Informationen zum neuen MTU-Gasmotor:

Der 8-Zylinder-Gasmotor mit einer Nennleistung von 750 Kilowatt, der ab sofort von MTU neu entwickelt wird, basiert auf den bewährten MTU-Dieselmotoren der Baureihe 4000 für Arbeitsschiffe. Das saubere Verbrennungskonzept ermöglicht die Einhaltung der IMO-III Abgasnormen ohne zusätzliche Abgasnachbehandlung. Der Gasmotor stößt im Vergleich zu einem Dieselmotor ohne Abgasnachbehandlung keinen Ruß und keine Schwefeloxide aus, 90 Prozent weniger Stickoxide und 10 Prozent weniger Treibhausgas. Die neue Gasbaureihe wird so entwickelt, dass sie das besondere Lastprofil der Fähre erfüllt. Die Beschleunigung wird mit der von MTU-Dieselmotoren vergleichbar sein. Bei der Entwicklung des 8V 4000 kann MTU von den bisherigen Erfahrungen mit den stationären Gasmotoren profitieren sowie von der Entwicklungsarbeit für einen 16-Zylinder Marine-Gasmotor, der derzeit in der Entstehungsphase ist und erste Testläufe auf dem Versuchsprüfstand absolviert.

Zur Fährverbindung

Die Fährverbindung zwischen Konstanz und Meersburg der Stadtwerke Konstanz ist seit ihrer Inbetriebnahme 1928 ein wichtiges Stück Infrastruktur in der Bodensee-Region. Als Teil der Bundesstraße 33 ist sie sowohl für Pendler als auch Touristen die schönste Verbindung über den See. Die sechs Fährschiffe bringen jährlich rund 4,2 Millionen Personen und 1,5 Millionen PKW über den See. In Summe spart das jährlich rund 80 Millionen Kilometer mit dem Auto.

(Stadtwerke Konstanz v. 10.12.15)

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