Verein
bringt alte Fähre wieder in Schuss
Nach 80
000 Arbeitsstunden tuckert die ehemalige Fähre „Meersburg ex Konstanz“
wieder
Die
„Meersburg ex Konstanz“ hat vor
83 Jahren das erste Mal den See überquert. Als die Fähre im September 1928 den
Verkehr aufnahm, beförderte sie bereits in der ersten Woche 437 Autos und 3099
Personen, was zeigt, welche Bedeutung ihr zukam. Damit war die Fähre die erste
Binnensee-Autofähre Europas. Am Samstag startete sie nach 83 Jahren und
beklatscht von Hunderten begeisterter Zuschauer zu ihrer zweiten Jungfernfahrt.
Der Verein „Rettet die Fähre Meersburg ex Konstanz“ hatte das Schiff 1996
als ausgemusterten „Schrotthaufen“ übernommen und in über 80 000
Arbeitsstunden restauriert.
Das
Wetter hätte nicht schöner sein können, als am Fähreliegeplatz in
Konstanz-Staad das über die Toppen geflaggte Fährschiff zu seiner zweiten
Jungfernfahrt ablegte, begleitet von Blasmusik und Shanty-Chor, acht kleinen
Dampfschiffen, einem alten Diesel-Motorschiff und eskortiert von den
vollbesetzten Fähren „Lodi“ und „Fontainebleau“.
Vorbei am Meersburger Ufer formierten sich die Schiffe in der Seemitte, drehten
alle drei Fähren Pirouetten, zeigte vor allem die alte, restaurierte Dame, was
sie noch drauf hat.
Zuvor
hatten der Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz, Konrad Frommer, in einem
Festakt die neue Attraktion auf dem Bodensee vorgestellt und Franz Hiller, der
Präsident des Vereins, an die vielen Jahren der Renovierung erinnert sowie den
Gründungsmitgliedern, Helfern und Sponsoren gedankt. Mit Hilfe Letzterer war es
gelungen, die zwei Millionen Euro zu stemmen, die nötig waren, das Schiff
wieder flottzumachen. Hätte man gewusst, wie lange es dauert, „der alten Dame
wieder Leben einzuhauchen“, wer weiß, ob man das Wagnis damals gestartet hätte,
sinnierte er.
Sie
ist weltweit einmalig. Mit ihrer Hilfe war damals der Verkehr von Nord nach Süd
über den Bodensee umgeleitet worden. Ende der 20er Jahre war sie für die
Wirtschaft und die Einwohner der isoliert gelegenen Konzilstadt die rettende
Verbindung zum Nordufer des Sees und damit die Voraussetzung für das
wirtschaftliche Überleben der Stadt.
Bis 1963 war die „Meersburg ex Konstanz“
– seit 1930 unter dem Namen „Meersburg“ unterwegs – als Fährschiff im
Dienst der Stadtwerke Konstanz unterwegs. Letzter Diensttag damals, so Stefan
Ballier von den Stadtwerken, war der Auftakt zur Seegfrörne. Danach war die Fähre
noch einige Jahre als Bagger- und Rammschiff „Lukas“ bei der Firma Heidegger
in Überlingen im Einsatz, ehe der Verein sie 1996 aus ihrem Dornröschenschlaf
weckte.
Beim Festakt am Samstag erhielt das
historische Schiff wieder seinen ursprünglichen Namen „Konstanz“ zurück.
Stilgerecht beladen mit Oldtimern, wie einem Mercedes 400, einem Horch 400 oder
einem Kleinlaster Ford aus dem Jahr 1928 war sie nach dem Segen durch Pfarrer
Wolfgang Joerger auf den See hinausgefahren.
Einziges schwimmendes Denkmal
Staatssekretär a.D. Dieter Angst von der
Denkmalstiftung Baden-Württemberg bezeichnete das „einzige schwimmende
Denkmal im Land“ als „unseren längsten andauernden Förderfall, den wir je
hatten“. Zehn Jahre lud die Denkmalstiftung Fördermittel in das Schiff. Als
der Fortgang der Restaurierung 1962 am Geld zu scheitern drohte, griff die
Stiftung noch einmal tief in die Kasse und machte 300 000 Euro locker – dank
auch der großen Befürworter Carl Herzog von Württemberg und Ex-Ministerpräsident
Lothar Späth. Ferdinand Herzog von Württemberg war am Samstag einer der Ehrengäste
auf der Fähre.
Das 32 Meter lange und 9,40 Meter breite, auf der Bodan-Werft gebaute Schiff kann etwa 15 Autos zuladen und 200 Personen befördern. Es bleibt im Besitz des Vereins, wird jedoch von den Stadtwerken Konstanz betrieben und zu Ausflugsfahrten im Überlinger See verchartert.
(Siegfried Großkopf/Schwäbische
Zeitung v. 19.07.11)
Zweite Jungfernfahrt für
die Konstanz
Die erste Fähre der Stadtwerke Konstanz heißt nun wieder Konstanz. Bei ihrer zweiten Jungfernfahrt wurde das vom Verein „Rettet die Fähre Meersburg ex Konstanz e.V.“ aufwändig sanierte Schiff gefeiert.
Die Gäste fühlten sich fast wie bei der
ersten Fahrt einer Autofähre auf dem Bodensee. Rita und Dieter Wäschle mit
ihrem Team vom Petershof hatten Speisen vorbereitet, wie sie 1928 üblich waren.
Auf dem Begleitschiff Lodi mundeten neben
den von Fähre-Wirt Rüdiger Niedzwietzki kredenzten Getränken feines Linzgauer
Siedfleisch, Badisches Hühnerklein oder ein Teller Staader Sulz.
Derweil transportierte die Fähre
Konstanz auf ihrer zweiten Jungfernfahrt Oldtimer, so einen Mercedes 400
(Baujahr 1927) oder einen Fiat 500 (1931) – es war also wie in ihren
Anfangsjahren. Zum Begleittross zählten zudem einige Dampfboote. An Bord waren
Gustele Ohmer, eine Teilnehmerin der ersten Testfahrt 1928, Konrad Fecht,
Teilnehmer der Jungfernfahrt vor 83 Jahren, und Lieselotte Hager, die bei der
Taufe der dritten Fähre 1939 als Blumenkind dabei war.
Tausende feierten das schmucke Schiff. Sie
nutzten das Prachtwetter, um die Fähre im Staader Hafen genau in Augenschein zu
nehmen. Sie erhielt ihren einstigen Namen zurück: „Konstanz“. Damit gibt es
neben der Fähre aus dem Jahr 1975 nun ein zweites Schiff, das so heißt. Es
wurde aber nicht ein weiteres Mal getauft, weil dies Unglück bringe. Pfarrer
Wolfgang Jörger segnete das Schiff.
Bei der von Stephan Schmutz moderierten und
vom Musikverein Allmannsdorf umrahmten Feier klang mehrfach an, wie schwierig es
für den Verein „Rettet die Meersburg ex Konstanz e.V.“ war, sein großes
Ziel zu verwirklichen. Aber die Ehrenamtlichen verfolgten es beharrlich. 18
Jahre lang habe sich der Verein um die Restaurierung bemüht, sagte Vorsitzender
Franz Hiller. „Es gab in diesen Zeiten viele Höhen und Tiefen.“
Nur dank der Denkmalstiftung Baden-Württemberg und der privaten Denkmalstiftung
Stuttgart sei es möglich gewesen, das Projekt finanziell zu stemmen. Zudem
seien das Arbeitsamt und das Job-Center sehr entgegengekommen, so haben
Langzeitarbeitslose Arbeit gefunden. „Sie haben viele, viele Stunden auf
dieser Fähre gearbeitet“, berichtete Hiller. Die Stadtwerke Konstanz, die BSB
(Bodensee-Schiffsbetriebe) und das Landesamt für Denkmalpflege waren weitere
wichtige Partner. Die Fähre bleibt im Eigentum des Vereins, die Stadtwerke
nutzen sie aber für Sonderfahrten.
Er sei beeindruckt vom Engagement des Vereins
für die „kleinwüchsige, aber schöne Dame“, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer
Konrad Frommer. Es seien ehrenamtlich viele Arbeitsstunden geleistet worden. Das
restaurierte Schiff sei eine neue Attraktion auf dem Bodensee.
Andreas Ellegast vom Schifffahrtsamt
berichtete, die Zusammenarbeit habe viel Spaß gemacht. Gunther Sieglin von der
Denkmalstiftung Stuttgart sagte, der Verein sei ein Musterbeispiel ausgeprägten
Bürgersinns. Dieter Angst (Denkmalstiftung Baden-Württemberg) sprach vom „am
längsten andauernden Förderfall, den wir jemals hatten“ und einer der größten
Fördersummen.
Fähre-Bereichsleiter
Stefan Ballier schickte das Schiff schließlich auf seine zweite Jungfernfahrt:
„Das ist ein sehr seltenes Ereignis.“
Die Idee einer Fähreverbindung zwischen den beiden Bodenseestädten Konstanz und Meersburg wurde in den 20er Jahren nicht nur belächelt, viele lehnten sie schlichtweg ab. Doch der damalige Bürgermeister Fritz Arnold verfolgte sie mit großem Weitblick. Gunther Sieglin: „Er war ein Abenteurer, der gegen viele, viele Kritiker ankämpfen musste und oft alleine stand.“
Die Stadtwerke nahmen die Schiffsverbindung
zwischen Konstanz und Meersburg im Jahr 1928 auf. Die erste Binnensee-Autofähre
Europas wurde auf den Namen Konstanz getauft.
Das 32 Meter lange, auf der Bodan-Werft in
Kressbronn gebaute Schiff hatte Platz für bis zu 15 Fahrzeuge und 200
Passagiere. Nach 1963 diente es als Bagger- und Rammschiff namens Lukas. 1993
begann der Verein „Rettet die Meersburg ex Konstanz e.V.“ die Fähre zu
restaurieren.
(Josef Siebler/Südkurier v. 18.07.11)