Als die großen Schiffe noch nach Bodman fuhren

Wanderfahrten waren beim Publikum beliebt

Bis zur Eröffnung der Eisenbahnlinie von Stahringen nach Überlingen im Jahre 1895, zählte Ludwigshafen zu den bedeutendsten Umschlagplätzen am nördlichen Bodenseeufer. Während der Güterverkehr im westlichen Bereich des Überlingersees florierte, waren die Personenfrequenzen mehr als bescheiden. Die wenigen Berufspendler ausgenommen, verirrten sich lediglich einige Individualurlauber oder ein einsamer Wanderer auf eines der Dampfschiffe. Die Wertschätzung dieses romantischen Seeteils wurde vom damaligen Reisepublikum noch nicht in vollem Umfang wahrgenommen. Auf die Mehrzahl die verwöhnten Großstädter wirkte die Landschaft am westlichen Überlingersee fremdartig und unheimlich. Um einer drohenden Isolation der Gemeinde durch die schon angekündigte Einstellung der Großschifffahrt zwischen Überlingen und Ludwigshafen vorzubeugen, gründete sich auf die Initiative des Bodmaner Grafen im Jahre 1895 die gleichnamige Motorboot-Gesellschaft. Mit zwei offenen, für jeweils 30 Personen zugelassenen Benzin-Motorbooten „Hilda“ und „Luise“, wurde  ein regelmäßiger Pendelverkehr zur Nachbargemeinde Ludwigshafen aufgenommen. Von nun an verkehrten die Dampfschiffe aus Konstanz nur noch sporadisch auf dem westlichen Seeteil. Meistens waren es die Schiffe „Greif“ und „Zähringen“, deren Vorschiffdeck sich besonders gut für Viehtransporte von Bodman nach Ludwigshafen oder Überlingen eignete.

Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde die stille Gegend auf dem  Bodanrück und dem Linzgau von Ausflüglern erschlossen, die einen beschaulichen und sanften Tourismus bevorzugten.

Am 26. August 1960 kommt die „Austria“ nach Bodman.
(Bild: Sammlung Karl F. Fritz)

Ab 1925 kamen immer mehr Sonderschiffe aus fast allen Bodenseehäfen nach Bodman. Sogar die Romanshorner Dampfschiffe „St. Gallen“ und „Rhein“ liefen in den Sommermonaten mehrmals den idyllisch gelegenen Ort an. Einen weiteren Aufschwung brachten die ab 1934 von der NS-Organisation „Kraft durch Freude“ organisierten Wanderfahrten. Von nun wurde Bodman beinahe täglich von Sonderschiffen aus allen drei deutschen Bodenseehäfen angelaufen. Ab 1935 waren es überwiegend die neuen Motorschiffe wie die „Baden“, „Karlsruhe“ oder „Schwaben“. Aber auch die Dampfschiffe „Zähringen“, „Stadt Meersburg“ und „Hohentwiel“ etablierten sich zu Dauergästen in der Bodanrückgemeinde. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde nur noch mit den Booten „Bodman“ (I) und „Frauenberg“ der Pendelverkehr nach Ludwigshafen aufrechterhalten. Erst ab 1950 wurden ab Konstanz alljährlich im Mai wieder sogenannte „Blütenfahrten“ nach Bodman veranstaltet. Ab 1955 kam es zu einer Vereinbarung zwischen der Deutschen Bundesbahn und der Motorboot-Gesellschaft, an allen Sonntagen während der Hauptsaison ein Kurspaar von Konstanz nach Bodman einzurichten. Das Schiff fuhr um 13.05 Uhr in Konstanz ab und erreichte Bodman um 15.20 Uhr. Die meisten Fahrgäste stiegen in Überlingen und Sipplingen zu. Wenn damals ein großes Schiff wie die „Baden“ oder der Dampfer „Zähringen“ aufkreuzte, galt dies am westlichen Überlingersee schon als kleine Sensation. Der zweistündige Aufenthalt in Bodman wurde meistens mit einer Wanderung zur Ruine oder einem Spaziergang durch die Uferanlagen verbunden. Als sämtliche mittelgroßen Motorschiffe nach und nach vom See verschwanden, wurde ab 1966 auch der besonders bei den einheimischen Fahrgästen beliebte Sonderkurs nach Bodman eingestellt.

Die „Baden“ im ersten Betriebsjahr 1935 in Bodman.
(Bild: Sammlung Karl F. Fritz)

Die später von den Bodensee-Schiffbetrieben ebenfalls propagierte „Fahrt ins Blaue“ mit dem Ziel eines Ferienwinkels, den sonst kein Kursschiff anläuft, wurde 1995 wegen Mangels an geeigneten Schiffen ebenfalls aufgegeben. Seither werden die Stationen am westlichen Überlingersee nur noch selten, oder bei besonderen Anlässen angelaufen. Als einziger großer Dauergast macht zwei- bis dreimal pro Saison das Dampfschiff „Hohentwiel“ für Rundfahrten in Bodman fest

(Karl F. Fritz 2014)

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