Die Eisenbahn auf dem Wasser

Vortrag von Prof. Dipl. Ing. Dieter Bögle im Zeppelin Museum in Friedrichshafen

Noch bis 11. September 2011 ist im Zeppelin Museum Friedrichshafen die Ausstellung "Wasser Straße Schiene Luft - Mobilität am Bodensee" zu sehen. Dazu hielt der langjährige Leiter der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) Dieter Bögle - ein echter Eisenbahner - einen Vortrag zum Thema "Eisenbahnschifffahrt". 

1966 kam Dieter Bögle nach einem abgeschlossenen Maschinenbaustudium zur Deutschen Bundesbahn. Nach Stationen in Stuttgart und Frankfurt wurde er 1973 Vorstand des Konstanzer DB-Maschinenamtes und der bahneigenen Bodensee-Schiffsbetriebe. Diese leitete er 30 Jahre bis zu seiner Pensionierung zum Jahresende 2003.

Dieter Bögle betonte während seines Referats, im bis auf den letzten Platz gefüllten Vortragsraum des Museums, immer wieder die Bindung zwischen der Schifffahrt und der Eisenbahn. Durch den raschen Ausbau des Eisenbahnnetzes in Deutschland im 19. Jahrhundert wurden Verbindungen über die natürlichen Hindernisse Flüsse, Seen und Meere notwendig. Wurden anfänglich nur die "mobilen" Fahrgäste transportiert, so war in der späteren Zeit auch eine Beförderung von Reise- und vor allem Güterzügen immer wirtschaftlicher, da das zeitraubende Umsteigen und Be- und Endladen entfiel.

Anschaulich beschrieb Bögle die verschiedenen Eisenbahn-Trajektverbindungen auf Ost- und Nordsee und den großen deutschen Wasserstraßen wie Rhein und Main.
An der Entwicklung der Schifffahrt auf dem Bodensee als internationales Gewässer kann man die Geschichte der Eisenbahn in Deutschland, das Zusammenwachsen der Länderbahnen bis hin zur Deutschen Reichsbahn und später der Bundesbahn sehr gut nachvollziehen.
Anhand einiger Bilder und Grafiken schilderte Bögle die Entwicklung der Schiffstypen und die Entstehung der Trajektverbindungen über den Bodensee von welchen heute nur noch die Strecke Friedrichshafen-Romanshorn (als Autofähre) übrig geblieben ist. Dazu wurden in den Häfen Konstanz, Friedrichshafen, Lindau, Bregenz, Rorschach und Romanshorn Trajektanlagen zur Verladung von Eisenbahnwagons auf zunächst antriebslose Trakjektkähne, welche von Personendampfschiffen gezogen wurden, und zwei dampfbetriebene Eisenbahnfähren (Dampftrajekt I und Dampftrajekt II) eingerichtet.

Nach dem Ersten Weltkrieg und der Fertigstellung der Bodensee-Gürtelbahn ging dieser Verkehr immer mehr zurück. Im Jahr 1929 wurde die Motorfähre "Schussen" in Dienst gestellt, welche für den Eisenbahn- und Automobiltransport genutzt werden konnte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nur noch auf der Strecke Friedrichshafen-Romanshorn ein Trajektverkehr betrieben mit der "Schussen" und den Schweizer Fährschiffen "Romanshorn" und "Rorschach". Am 25. Mai 1976 wurde der letzte Güterwagen trajektiert und damit der Transport von Güterzügen eingestellt. Personenzüge wurden schon nach dem Ersten Weltkrieg kaum noch befördert.

Heute betreibt die Deutsche Bahn in Deutschland nur noch eine Schiffsverbindung auf der Strecke Harlesiel - Insel Wangerooge an der ostfriesischen Nordseeküste.
Mehrere Fährverbindungen an der Ostsee nach Dänemark, Schweden und Russland werden heute privat betrieben. Weitere Eisenbahnfährbetriebe gibt es beispielsweise noch am Kaspischen Meer, auf dem Bosporus und am Victoriasee in Afrika.

Während seines Vortrages ging Dieter Bögle immer wieder auf die Fragen der Zuhörer ein. Dabei ging es um die Gründe der Ausmusterung von MS Allgäu ebenso wie um das umstrittene Design von MS Graf Zeppelin. Bögle betonte, dass er schweren Herzens die Verschrottung der "Allgäu" befürworten musste, nach dem er selbst mehrmals den Rumpf in Augenschein genommen hatte. "Um das Schiff weitere 10 - 15 Jahre weiter zu betreiben, hätten 40% der Bodenbleche ausgetauscht werden müssen". "Ein Unterfangen, das finanziell in keinem Verhältnis gestanden wäre zum weiteren Nutzen des Schiffes". 
Das MS Graf Zeppelin war für den Einsatz als Schiff für Veranstaltungen gedacht. Daher wurde es mit viel Innenplätzen in zwei großen Räumen geplant und gebaut. Für den Einsatz als Kursschiff sollte das Schiff nur zweitrangig eingesetzt werden. Wie Dieter Böglich richtig feststellte, war jedes Schiff zu seiner Zeit etwas Neues und ungewohntes.

(Florian Scholz/Bodenseeschifffahrt.de v. 18.08.11)

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